WOCE-Atlas des Atlantischen Ozeans fertig gestellt

Auf der Konferenz des World Climate Research Programme in Denver wird diese Woche unter anderem der „WOCE-Atlas Volume 3“ mit Daten zum Atlantischen Ozean vorgestellt. Rund zehn Jahre nach Abschluss des so genannten World Ocean Circulation Experiment (WOCE) haben Wissenschaftler die Ergebnisse erstmals in detaillierte Karten gefasst.

Dabei handelt es sich um das wohl umfangreichste, ozeanographische Messprogramm überhaupt. Die Mitarbeiter der Universität Hamburg, der Moscow State University und des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie arbeiteten dabei auf freiwilliger Basis für die internationale Wissenschaftlergemeinde. „Für den WOCE-Datensatz wurden von 1990 bis 2002 mehr als 70 standardisierte und eng aufeinander abgestimmte Messfahrten durchgeführt, beteiligt waren 30 Länder“, berichtet Viktor Gouretski vom KlimaCampus, Universität Hamburg. „Es handelt sich quasi um eine gigantische Momentaufnahme des Weltozeans – eine wichtige Datenbasis für Ozeanographen, Meeresbiologen oder Klimamodellierer“, erläutert er sein Engagement und das seiner Kollegen.

Neben dem gedruckten Atlas, der in Kürze erscheint, sind alle Karten ab sofort im Netz frei verfügbar. Wissenschaftler können so Temperaturen, Salzgehalte, Nähr- oder Spurenstoffkonzentrationen für verschiedene Punkte der Erde auf einen Blick erkennen, statt diese mühsam aus langen Zahlenkolonnen herauszulesen. Die Auswertung werde dadurch enorm erleichtert, so Gouretski. „Für den Südlichen Ozean und den Pazifik gibt es solche visuell aufbereiteten Daten schon seit 2005 bzw. seit 2007. Für den Atlantik und damit auch für den Golfstrom, der unser Klima hier in Europa bestimmt, fehlten sie bisher.“

Das Klima der Ozeane in den letzten 30 Jahren

Der WOCE-Datensatz ist einmalig. Nie zuvor wurde eine solche Vielzahl von ozeanographischen Parametern weltweit und mit derartiger Genauigkeit erfasst. Darüber hinaus erfüllt er eine weitere wichtige Funktion: Mit seiner Hilfe konnten frühere Messungen auf systematische Fehler überprüft und korrigiert werden. Schritt für Schritt entstand so parallel zum Atlantischen Atlas erstmals eine so genannte Klimatologie der globalen Ozeane. „Mit dieser einmaligen Bestandsaufnahme, die sich über 30 Jahre erstreckt und kurzzeitige Schwankungen ausgleicht, sind wir jetzt in der Lage, mögliche Veränderungen des Klimas und der Ozeane vergleichend zu dokumentieren“, so Gouretski. „WOCE ist quasi das Rückgrat dieser Klima-Inventur der Ozeane.“

WOCE-Atlas des Atlantischen Ozeans:

„Hydrographic Atlas of the World Ocean Circulation Experiment (WOCE). Volume 3: Atlantic Ocean“

Koltermann, Klaus Peter; Gouretski, Viktor; Jancke, Kai (eds. M. Sparrow, P. Chapman and J. Gould). International WOCE Project Office, Southampton, UK, ISBN 090417557X. 2011

http://www-pord.ucsd.edu/whp_atlas/atlantic_index.html
http://www.icdc.zmaw.de/woce.html
2002 begannen die Ozeanographen Klaus Peter Koltermann (Leitung), Viktor Gouretski und Kai Jancke am Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie mit der Auswertung der WOCE-Daten für den Atlas des Atlantischen Ozeans. Obwohl alle drei mittlerweile in anderen Projekten arbeiten, haben sie das Projekt weiter verfolgt und den Atlas erfolgreich fertig gestellt. Koltermann arbeitet heute an der Geographischen Fakultät der Moscow State University, Viktor Gouretski im Integrated Climate Data Center des Exzellenzcluster für Klimaforschung der Universität Hamburg. Kai Jancke ist am Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie tätig.

Für Rückfragen:

Ute Kreis
Öffentlichkeitsarbeit
KlimaCampus, Universität Hamburg
Tel.: 040-428 38-45 23
E-Mail: ute.kreis@zmaw.de
Dr. Viktor Gouretski
Integrated Climate Data Center KlimaCampus, Universität Hamburg
Tel.: 040-428 38-66 86 /-66 84
E-Mail: viktor.gouretzki@zmaw.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer