Wissenschaftler planen Bohrung zum Erdmantel

Chikyu: einziger Weg zum Erdmantel (Foto: Wikipedia, cc Gleam)

Eine Bohrung, die bis in den Erdmantel vordringt, ist der Traum vieler Wissenschaftler. Das internationale Integrated Ocean Drilling Program konkretisiert jetzt die Pläne für ein solches Vorhaben.

Das Loch müsste am Meeresgrund gebohrt werden, da die Erdkruste nur hier die nötige geringe Dicke aufweist. Derzeit gibt es mehrere Projektvorschläge. Auf einer Konferenz in Tokio im April nächsten Jahres soll die Einsatzplanung für das japanische Bohr-Schiff Chikyu, welches das einzige Werkzeug ist, das die Kruste durchbrechen kann, innerhalb der nächsten zehn Jahre festgelegt werden.

Technisch Machbar

Der Erdmantel ist eine 3.000 Kilometer dicke Schicht aus heißem, aber großteils festem Gestein, die sich unter der Erdkruste, auf der wir leben, befindet. Die Kruste ist an ihren dünnsten Stellen etwa fünf Kilometer dick. Diese Orte befinden sich jedoch auf dem Grund des Meeres, was zusätzliche technische Herausforderungen mit sich bringt. An Land ist die Kruste bis zu 60 Kilometer dick. Die Forscher haben bereits drei mögliche Bohrstellen im pazifischen Ozean ausgemacht, an denen die Kruste dank ihrer Nähe zu mittelozeanischen Rücken dünn genug wäre.

„Die entsprechende Technologie für eine Bohrung zum Erdmantel ist mit der Chikyu bereits seit einigen Jahren vorhanden. Die Kosten und der logistische Aufwand sind allerdings hoch. Ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, hängt vor allem von der Finanzierung und der Bereitschaft der Wissenschaftler ab, sich langfristig auf ein Projekt festzulegen“, erklärt Jan Behrmann vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel http://www.geomar.de gegenüber pressetext. Schätzungen zufolge würden sich die Kosten für das Projekt auf etwa eine Mrd. Dollar belaufen.

Flug zum Mars

„Die Chikyu wäre dann drei bis vier Jahre im Einsatz. Für die Forschung wäre das ein großer Schritt. Proben aus dem Erdmantel haben für Geologen etwa den Stellenwert, den eine Marsmission für Astro-Physiker hat. Die Druck-, Temperatur und chemischen Verhältnisse im Gestein des Mantels sind völlig unbekannt“, so Behrmann. Neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung des Erdmantels hätten auch Einfluss auf Seismologie, Klimaforschung und unser Verständnis von Plattentektonik.

Den bisherigen Tiefenrekord für eine Unterwasserbohrung hält die Chikyu mit 2,2 Kilometer. An Land wurde schon wesentlich tiefer gebohrt, allerdings ist die dickere Kruste hier nicht wirtschaftlich sinnvoll zu erreichen. Mit Proben vom Erdmantel ist, selbst wenn alles glatt gehen sollte, nicht vor Anfang bis Mitte der 2020er-Jahre zu rechnen.

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Markus Keßler pressetext.redaktion

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http://www.iodp.org

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