Wetterwarnungen: Entscheidungshilfen für Katastrophenmanager

Die Wetterexperten sehen rot auf der Warn-Wetterkarte zu Orkan "Xaver", der am 5. November 2013 über Deutschland zog. Rot steht für "Unwetterwarnung", orange für "Warnung vor markantem Wetter" und lila für "Warnungen vor extremen Unwetter". |© Deutscher Wetterdienst

Stellen Sie sich vor, der Wetterdienst sagt schwere Unwetter mit Überschwemmungen voraus und Sie müssen entscheiden, wie damit in Ihrer Stadt umgegangen wird? Schließen Sie alle öffentlichen Einrichtungen, sperren Sie Verkehrswege und setzen Sie eine Hundertschaft von Helfern in Alarmbereitschaft? Sollte am Ende nichts passieren, haben Sie die Bevölkerung unnötig in Angst versetzt und dazu Kosten verursacht. Tun Sie nichts und es kommen Menschen zu Schaden, werden Sie dafür verantwortlich gemacht. Doch wie trifft man solche Entscheidungen, und was braucht man dafür?

An der Lösung für diese Fragen arbeitet ein Team des Projekts „WEXICOM“. Die Abkürzung steht für „Weather warnings: from EXtreme event Information to COMunication and action“, zu Deutsch „Wetterwarnungen: von Informationen über Extrem-Ereignisse zu Kommunikation und Maßnahmen“.

Während die Freie Universität Berlin ihre Expertise zur Extrem-Wettervorhersage und zur Sicherheits- und Katastrophenforschung einbringt, kommen vonseiten des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung die Erkenntnisse aus der Entscheidungsforschung. Das Projekt gehört zum Hans-Ertel-Zentrum für Wetterforschung, das vom Deutschen Wetterdienst finanziert wird.

Obwohl bereits große Fortschritte bei der Entwicklung von Wahrscheinlichkeitsvorhersagen von Unwetterereignissen gemacht worden sind, werden diese bisher kaum an die Nutzer weitergegeben, beispielsweise an Feuerwehrleute. Stattdessen erhalten sie eine „Ja- oder Nein-Einschätzung“ vom Wetterdienst, die im Zweifelsfalle eher „auf Nummer sicher“ geht.

„Denn die Meteorologen übernehmen hier eine Entscheidung, die eigentlich über ihre Kompetenz, das Wetter zu prognostizieren, hinausgeht“, sagt Martin Göber, der am Institut für Meteorologie an der Freien Universität Berlin arbeitet. „Wir möchten deshalb die Katastrophenmanager in die Lage versetzen, diese Entscheidung mit Informationen über die Unsicherheit der Warnung besser einschätzen zu können.“

Ziel ist es, eine transparente und effektive Kommunikation von Risiken und Unsicherheiten für bestimmte Benutzergruppen zu entwickeln. Diese soll die Fähigkeit fördern, Entscheidungen zu treffen, die das Risiko von Verlusten und Schäden minimieren. „Wir wollen die Wahrscheinlichkeitsvorhersagen so aufbereiten, dass sie leicht erfasst und verstanden werden. Dies kann zum Beispiel in grafischer Form geschehen“, sagt Nadine Fleischhut, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung.

Um möglichst praxisnah zu forschen, arbeitet die Projektgruppe, zu der auch das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit und die Katastrophenforschungsstelle der Freien Universität Berlin gehören, unter anderem mit der Feuerwehr zusammen. Als Testumgebung dient das Feuerwehr-Informationssystem (FeWIS). Hier können die Forscherinnen und Forscher direkt sehen, wie aufgearbeitete Wetterdaten genutzt werden. Das ermöglicht es zu analysieren, ob und wie risikobasierte Warnungen den Katastrophenmanagern vor Ort helfen können, das Risiko von Verlusten und Schäden zu verringern.

Hintergrundinformationen

Das Projekt „WEXICOM“
„WEXICOM“ wird vom Hans-Ertel-Zentrum für Wetterforschung koordiniert und vom Deutschen Wetterdienst sowie dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur finanziert. Ziel ist die Verbesserung von Wettervorhersagen und des Klima-Monitorings. Nach dem Start der ersten Projektphase 2011 beginnt nun die zweite, vierjährige Phase. An dem interdisziplinären Projekt beteiligt sind von der Freien Universität Berlin das Institut für Meteorologie, das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit und die Katastrophenforschungsstelle und zudem das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und das Deutsche Komitee für Katastrophenvorsorge.
Weitere Informationen: www.geo.fu-berlin.de/met/wexicom/index.html

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Freie Universität Berlin
Die Freie Universität Berlin wurde 1948 gegründet und zählt zu den elf Universitäten, die im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder ausgezeichnet wurden. Sie bietet etwa 200 Studiengänge in den Naturwissenschaften sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften und zählt zu den forschungsstärksten Universitäten bundesweit.

https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse

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Kerstin Skork Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

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