Uralte Opa-Langbeine

Fossiler Weberknecht Macrogyion cronus<br>Russell Garwood (CT Bild)<br>

Die 305 Millionen Jahre alten Spinnentiere wurden mit den neuesten computertomographischen Methoden untersucht. Die 3D-Bilder und Filmeaufnahmen zeigen, dass die Tiere aus dem Steinkohlenwald des Karbonzeitalters den noch heute existierenden zwei Weberknecht-Gruppen ähneln. Weberknechte haben sich demnach vor mehr als 300 Millionen Jahren in ihre Hauptgruppen gespalten und manche von ihnen haben seither ihren Körperbau kaum verändert.

Weberknechte, oft als ‘Opa Langbein’ bekannt, gehören zu den Spinnentieren. Obwohl sie wie Webspinnen aussehen, gehören sie einer anderen Spinnentiergruppe an. Sie erzeugen weder Fäden noch Gift. Weltweit gibt es rund 6500 lebende Weberknechtarten. Fossil überliefert sind nur etwa 30 bisher bekannten Arten, was Neufunde wissenschaftlich besonders spannend macht.

Eine internationale Forschergruppe, an der Dr. Jason Dunlop aus dem Museum für Naturkunde Berlin beteiligt war, hat zwei neue Fossilien vom Ende des Karbonzeitalters (305 Millionen Jahre alt) aus Mittelfrankreich (Montceau-les-Mines) beschrieben. Die fossilen Überreste sind in Steinknollen erhalten. Viele Weberknechte haben lange Beine, und es ist eine enorme Herausforderung, diese richtig abzubilden, wenn sie tief im Gestein sind. Um dieses Problem zu umgehen, haben die Wissenschaftler die Computertomographie eingesetzt, um das ‚Loch’ im Stein, in welchem das Tier saß, zu scannen. Dadurch konnten hochauflösende 3D-Bilder erzeugt werden, die die Details wie Beinspitzen, Krallen oder Mundwerkzeuge gut darstellen.

Diese Studie belegt, dass beide Fossilien verblüffende Ähnlichkeit mit den heutigen Weberknechten haben. Das eine Tier hat die typische Form mit kleinem, rundem Körper und langen, dünnen Beinen, genau wie der heutzutage am häufigsten anzutreffende einheimische Weberknecht. Das andere Tier ist mit einem deutlich stacheligen Körper für uns ungewöhnlich, entsprechende Weberknechte leben aber noch heute in Nordamerika. Dank des guten Erhalts dieser Stücke war es möglich, Merkmale zu erkennen, um die Tiere sicher im Stammbaum zuzuordnen. Damit steht fest, dass die heute noch existierenden Weberknecht-Gruppen – wie die Spinnentiere mit den langen, dünnen Beinen, die man häufig im Gebüsch findet – bereits vor 300 Millionen Jahren lebten. Somit haben sich die Weberknechte früher ihre „moderne“ Form zugelegt, als die heutzutage viel erfolgreicheren Webspinnen.

Veröffentlicht in: Garwood, R. J., Dunlop, J. A. Giribet, G. & Sutton, M. D. Anatomically modern Carboniferous harvestmen demonstrate early cladogenesis and stasis in Opiliones.– Nature Communications. DOI 10.1038/ncomms1458

Fotos erhalten Sie unter:
http://download.naturkundemuseum-berlin.de/presse/OpaLangbein
Credit: Russell Garwood (CT Bilder) / Jason Dunlop (Zeichnung)
1. Seitenansicht (computertomographisches Bild) des fossilen Weberknechtes Ameticos scolos aus den 305 Millionen Jahre alten Steinkohlenwäldern Frankreichs.

2. Rückenansicht (computertomographisches Bild) des fossilen Weberknechtes Ameticos scolos aus den 305 Millionen Jahre alten Steinkohlenwäldern Frankreichs.

3. Video einer computertomographischen Nachbildung des fossilen Weberknechtes Macrogyion cronus aus den 305 Millionen Jahre alten Steinkohlwäldern Frankreichs.

4. Körperbau (computertomographisches Bild) des fossilen Weberknechtes Macrogyion cronus aus den 305 Millionen Jahre alten Steinkohlwäldern Frankreichs.

5. Gesamtüberblick einer computertomographischen Aufnahme des fossilen Weberknechtes Macrogyion cronus aus den 305 Millionen Jahre alte Steinkohlwäldern Frankreichs.

6. Zeichnung der gefundenen fossilen Weberknechte.

Kontakt:

Dr. Gesine Steiner, Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49(0)30 2093 8917 Fax. +49(0)30 2093 8914, e-mail gesine.steiner@mfn-berlin.de; www.naturkundemuseum-berlin.de

Media Contact

Dr. Gesine Steiner idw

Weitere Informationen:

http://www.naturkundemuseum-berlin.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Kombination von Schwerionentherapie und mRNA-Impfstoff

Gemeinsam für die Krebsforschung: TRON und GSI/FAIR untersuchen Kombination von Schwerionentherapie und mRNA-Impfstoff. Es könnte eine neue, vielversprechende Kombination von zwei Therapieansätzen sein und ein Schlüssel, um Krebserkrankungen im fortgeschrittenen…

Im Gleichgewicht: Wie das Gehirn seine Sensitivität justiert

Eine sensitive Wahrnehmung unserer Umwelt ist essenziell, um unser Verhalten zu steuern. Reagieren die neuronalen Netzwerke im Gehirn jedoch zu empfindlich auf Reize, führt dies zu neurologischen Störungen wie Epilepsie….

Partner & Förderer