Tiefsee-Korallenkolonie älter als 4.000 Jahre

Ein US-Forscherteam um Brendan Roark von der Texas A&M University hat entdeckt, dass Tiefseekorallenkolonien in 500 Metern Tiefe vor der Küste Hawaiis mehr als 4.000 Jahre alt werden können.

Die Forscher konnten zeigen, dass diese Tiere wesentlich langsamer wachsen als bisher angenommen. Das langsame Wachstum – etwa vier Mikrometer pro Jahr – sei ein Grund für die lange Lebensdauer. Die bisherigen Altersschätzungen lagen bei Zeiträumen zwischen 500 und maximal 3.000 Jahren, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS.

„Verwunderlich ist das nicht, denn in der Tiefsee verlaufen aufgrund der niedrigen Wassertemperaturen alle Wachstumszyklen deutlich langsamer“, meint der Meeresbiologe Michael Stachowitsch von der Universität Wien im pressetext-Interview. „Mit den Korallen im Flachwasser haben die Tiefseestöcke nur wenig gemeinsam“, erklärt der Experte. Denn die im tropischen und subtropischen Seichtwasser vorkommenden Korallen leben in enger Symbiose mit Algen, die das Licht zum Überleben brauchen.

„Weil die Korallenriffe so umfangreich sind, sorgen sie auch für reiches Leben rund um das Bett auf dem sie wachsen“, so Roark. Werden nur einige der Korallen entfernt, dauere es tausende Jahre, bis der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt wird. Das Forscherteam hat mit U-Booten Korallenstücke für Forschungszwecke gesammelt. Untersucht wurden Korallen der Gattung Gerardia und Leiopathes, die beide mehrere Meter hoch wachsen können. Mit der Radiokarbonmethode hatten die Experten das Alter einiger Polypen von der Korallenbasis bis zu den Spitzen untersucht und miteinander verglichen. Aus der Altersdifferenz und der Größe der Korallen wurde dann errechnet, wie schnell die Tiere wachsen. Die ältesten Gerardia-Stücke wiesen ein Alter von 2.742 Jahren auf, jene der Gattung Leiopathes sogar 4.265 Jahre.

Die Studienergebnisse werden auch Auswirkungen auf den Schutz der fragilen Ökosysteme in der Tiefsee haben, so Roark. Ähnlich argumentiert auch Stachowitsch. „Die Tiefsee ist immer noch sehr schlecht erforscht. Tiefseekorallen sind überhaupt erst mit der Ausdehnung der Fischerei in tiefere Zonen in den Blickwinkel gerückt.“

Mit Kameras habe man im Atlantik Nachschau gehalten und festgestellt, dass diese Korallenriffe durch Tiefseeschleppnetze flachgewalzt wurden. „Mit einem Mal wurden Ökosysteme, die tausende Jahre Wachstum brauchten, vollkommen zerstört“, so Stachowitsch. Die nun vorliegende Studie unterstreiche deutlich, dass die letzten verbliebenen Bastionen der Meere extrem empfindlich sind, erklärt der Meeresbiologe abschließend.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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