Tausend Meter unter Thüringen

Ein Loch mitten in das Zentrum von Thüringen, das wollen Geowissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena bohren: Im Verbundprojekt INFLUINS („Integrierte Fluiddynamik in Sedimentbecken“) planen sie eine tiefe Forschungsbohrung im Zentrum des Thüringer Beckens. Mindestens 1.500 Meter tief soll es ab Ende 2011 von einem Bohrturm auf einem Kraftwerksgelände im Norden Erfurts aus ins Erdreich gehen.

„Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren“, sagt Prof. Dr. Jonas Kley von der Universität Jena. Der Professor für Strukturgeologie ist Sprecher des interdisziplinären Forschungsverbundes INFLUINS, der neben Forschern der Jenaer Universität auch Partner von außeruniversitären Forschungsinstitutionen, Behörden und Unternehmen vereint. Bei ihrer geplanten Tiefbohrung ins Thüringer Becken werden die Jenaer Forscher vom Deutschen Forschungsbohrkonsortium („German Scientific Earth Probing Consortium“), kurz GESEP, unterstützt. Dieses Expertengremium tritt am nächsten Mittwoch (19. Mai) an der Friedrich-Schiller-Universität zu seiner Mitgliederversammlung zusammen. Dabei werden unter anderem die Details der Thüringer Bohrung mit den Jenaer Kollegen diskutiert.

„Unser Ziel ist es, das Thüringer Becken als Modell für ein Sedimentbecken vollständig zu erfassen und zu charakterisieren“, erläutert Prof. Kley. Konkret geht es den Forschern um das Zusammenspiel oberflächennaher und tiefer Fluid- und Stoffströme in Sedimentbecken. Dazu wollen sie einen möglichst kompletten Bohrkern gewinnen. Dessen Daten werden mit anderen Messungen dazu dienen, die Fluidflüsse zwischen verschiedenen Tiefenstockwerken zu analysieren und zu modellieren. Neben dem reinen wissenschaftlichen Interesse an diesen grundlegenden geologischen, hydrogeologischen und mineralogischen Prozessen wollen die Forscher des INFLUINS-Teams das erarbeitete Know-how gemeinsam mit regionalen Unternehmenspartnern gewinnbringend und nachhaltig verwerten. „Es geht um die Erstellung einer Art Blaupause für einen geographischen Raum, die als Grundlage für dessen wirtschaftliche Nutzung dienen kann“, erläutert Projektkoordinator Dr. Sven Pinkert. Dabei habe man vor allem eine umweltverträgliche und nachhaltige Energiewirtschaft im Blick. Denn Sedimentbecken, wie das Thüringer Becken, verfügen über großes Potenzial als regenerative Energielieferanten und Speicher für Fluide oder Wärme. So eignen sie sich oftmals zur geothermischen Energiegewinnung und können damit zur Einsparung fossiler Energieträger beitragen. „Zum anderen bieten sich die porösen Gesteine von Sedimentbecken an, um klimaschädliches CO2 oder Erdgas zu speichern“, macht Prof. Kley deutlich. „Auch eine sichere Trinkwasserversorgung stellt eine wissenschaftlich-technische Herausforderung dar, der wir uns im Rahmen von INFLUINS stellen wollen“, so Kley.

Insgesamt arbeiten die Wissenschaftler in 12 Teilprojekten aus den Fachgebieten Geologie, Hydrogeologie, Bodenwissenschaften, Mineralogie, oberflächennahe Geophysik, Sedimentbeckenanalyse, Fernerkundung und Klimatologie in INFLUINS zusammen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Konsortium im Rahmen des Programms „Spitzenforschung und Innovation in den Neuen Ländern“ bis Ende 2014 mit etwa 14 Millionen Euro, fast neun Millionen davon fließen an die Uni Jena.

Kontakt:
Prof. Dr. Jonas Kley, Dr. Sven Pinkert
Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Burgweg 11
07743 Jena
Tel.: 03641 / 948623, 03641 / 948672
E-Mail: jonas.kley[at]uni-jena.de, s.pinkert[at]uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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