Standpunkt: Effekt von Eiswolken muss neu bewertet werden

Ob Wolken die Erdatmosphäre wärmen oder kühlen hängt davon ab, wie sie zusammengesetzt sind und in welcher Höhe sie sich befinden und entstehen. Die Rolle einiger Wolkenformationen im Klimageschehen ist noch nicht ein- deutig geklärt und Gegenstand intensiver Forschung. Copyright: Forschungszentrum Jülich

In ihrem Leitfaden „Cirrus Guide“ unterscheidet Dr. Martina Krämer vom Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung zwischen zwei Typen von Zirren. Grob vereinfacht zwischen optisch dünnen und optisch dichten Eiswolken, die aber völlig unterschiedlich entstehen und auch anders zusammengesetzt sind.

Die einen enthalten weniger und kleinere Eiskristalle, die anderen mehr und größere. Diese Unterschiede bestimmen auch, wie diese Wolken mit Wärmestrahlung von Sonne und Erdoberfläche umgehen. Fachleute sprechen von Strahlungsrückkopplung.

Der ersten Sorte, den optisch dünnen Zirren, wird ein wärmender Effekt auf das Klima zugeschrieben, die zweite Art soll das Klima kühlen. „Optisch dünne Zirren lassen mehr Sonnenstrahlung durch, weil sie weniger Eiskristalle beinhalten. Die dichteren Zirren lassen aufgrund ihrer optischen Eigenschaften – viele und größere Eiskristalle auf engem Raum – weniger Sonnenlicht passieren“, erklärt Marina Krämer.

Gleichzeitig bilden sich diese Zirren in tieferen Luftschichten, und somit sind sie wärmer. Dadurch nehmen sie weniger Wärmestrahlung auf, die vom Erdboden kommt – sie können kühlen, ist das Fazit der Forscherin. Welchen Einfluss Jahreszeiten und unterschiedliche geographische Bedingungen auf die Eigenschaften der Zirren haben, ist noch nicht geklärt. Hierzu sind weitere Messkampagnen notwendig, um den tatsächlichen Effekt auf das Klima zu belegen.

„Wie kompliziert der Effekt von Wolken auf das Klima ist, zeigt sich daran, dass bisher kein Klimamodell unsere Messungen in den Tropen nachvollziehen konnte“, sagt Martina Krämer.

„Die Modelle arbeiten im Moment noch mit zu hohen Eiskristallzahlen und somit mit ungenauen Prognosen zur Rückkopplung“, stellt sie fest. Immerhin sind 30 Prozent der Tropen im Jahresmittel mit Zirren bedeckt. Ihren Einfluss korrekt berechnen zu können, wäre ein Meilenstein der Klimaforschung.

Informationen:
„Cirrus guide“, veröffentlicht am 11. November 2015 in „Atmospheric Chemistry and Physics, papers in open discussion“. Hinter dem kurzen Titel stecken 17 internationale Flugkampagnen, 15 Jahre intensiver Forschung und ein weltweit einmaliger Datensatz von 94 Stunden Messzeit.
http://www.atmos-chem-phys-discuss.net/15/31537/2015/acpd-15-31537-2015.pdf

Jülicher Klimaexperten mit Themenschwerpunkten:
http://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Downloads/PORTAL/DE/forschung/klima-experten-in-juelich.html?nn=364622#download=1

Ansprechpartnerin:
Dr. Martina Krämer
Institut für Energie- und Klimaforschung, Bereich Stratosphäre (IEK-7)
E-Mail: m.kraemer@fz-juelich.de
Telefon: +49 2461 61-3238

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Dr. Martina Krämer Forschungszentrum Jülich

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