Wer ist schuld an Überschwemmungen und Hitzewellen?

Die globale Erwärmung und die Häufung von extremen Wetterereignissen scheinen Hand in Hand zu gehen. Eine deutsch-russische Forschergruppe unter Leitung des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) will untersuchen, ob dieser Zusammenhang wirklich so einfach ist. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert das Projekt für drei Jahre mit knapp 400.000 Euro.

Heftige und lang andauernde Regenfälle, die zu Überschwemmungen und Erdrutschen führten, haben Norditalien Anfang November 2011 heimgesucht. Auch die Großstadt Genua war betroffen. Dort zerstörten die Wassermassen zahlreiche Häuser, mindestens sechs Menschen starben. Diese Unwetter reihen sich ein in eine lange Liste von extremen Wetterereignissen, die Europa in den vergangenen Jahren erlebt hat. Dabei wird oft sehr schnell ein Zusammenhang zwischen der Häufung dieser Ereignisse und den global steigenden Durchschnittstemperaturen hergestellt. Inwieweit hier tatsächlich ein ursächlicher Zusammenhang besteht und welche Faktoren das Auftreten von Extremereignissen begünstigen, will eine Arbeitsgruppe des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) unter Leitung von Prof. Dr. Douglas Maraun zusammen mit Kollegen aus Russland jetzt überprüfen. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert die binationale Arbeitsgruppe als „Helmholtz-Russia Joint Research Group“ (HRJRG) in den kommenden drei Jahren mit 378.000 Euro.

„Russland ist genauso wie Europa in den vergangenen Jahren immer wieder von Extremereignissen betroffen gewesen. Man denke nur an die Hitzewelle 2010 und die daraus entstandenen Wald- und Moorbrände“, sagt Professor Maraun, „deshalb besteht dort auch großes Interesse an dieser Forschung.“ Die Projektmitarbeiter werden unter anderem diese Hitzewelle in Russland, die schweren Niederschläge, die 2010 in Mitteleuropa zu Überschwemmungen geführt haben, sowie weitere Extremereignisse als einzelne Fallstudien genau untersuchen. Anschließend wird überprüft, welche äußeren Einflüsse Extremereignisse begünstigen. Dazu können beispielsweise langjährige, natürliche Klimaschwankungen gehören. Weiterhin werden die Wissenschaftler kontrollieren, wie gut die bestehenden Klimamodelle die Extremereignisse erfassen können. Auf dieser Basis werden Szenarien für mögliche zukünftige Entwicklungen auf globaler und regionaler Ebene entwickelt.

Während am IFM-GEOMAR eine breite Expertise zu globalen Klimamodellen und extremen Wetterereignissen vorhanden ist, sind die Partner vom russischen Institut für Atmosphärische Physik der Russischen Akademie der Wissenschaften (IAPRAS) spezialisiert auf regionale Klimamodellierung. „Wenn wir das Wissen und die Erfahrung beider Teams zusammenbringen, können wir in Zukunft regionale Extremereignisse und ihre Beziehungen zu globalen Klimaveränderungen besser verstehen“, betont Maraun.

Hintergrundinformation:
Seit 2006 fördert die Helmholtz-Gemeinschaft gemeinsam mit der Russischen Stiftung für Grundlagenforschung deutsch-russische Nachwuchsforschergruppen (HRJRG). Seitdem wurden 20 gemeinsame Forschungsprojekte gefördert. Für die aktuelle Förderrunde wurden 20 Anträge eingereicht. Sechs davon wurden nach internationaler Begutachtung ausgewählt.

Das Leibniz-Institut für Meereswissen (IFM-GEOMAR) ist ab 1.1.2012 als Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) Teil der Helmholtz-Gemeinschaft.

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Andreas Villwock idw

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