Saurer Regen an Waldsterben in Jurazeit schuld

Zu Beginn der Jurazeit ließ saurer Regen als Folge heftiger Vulkanausbrüche die Wälder der nördlichen Halbkugel verschwinden. Das konnten Paläontologen der Universität Frankfurt mit Kollegen aus Schweden und den USA erstmals zeigen. Bei ihrer in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlichten Forschung untersuchten sie fossile Pollen und Sporen in Bohrkernen aus Deutschland und Schweden.

Vor 200 Mio. Jahren, am Übergang von Trias zu Jura, kam es zu einem der fünf großen Massensterben. 95 Prozent aller Meeresweichtiere, viele Landwirbeltiere sowie auch der Großteil der Pflanzen der Nordhemisphäre gingen dabei zugrunde. Während das Tiersterben auf die hohe Kohlendioxid (CO2)-Konzentration der Atmosphäre als Folge von Vulkanausbrüchen zurückgeführt werden kann, erklärt dieser Vorgang nicht, warum Wälder und Pflanzen nur im Norden ausstarben.

Das scheint auf die Versauerung der Böden durch Schwefeldioxid (SO2) sowie auf die Freisetzung von hochgiftigen Polyzyklischen Aromatischen Kohlewasserstoffe (PAKs) zurückzugehen, beschreibt Studienautor Bas van de Schootbrugge im pressetext-Interview. „Als sich an der Bruchstelle zwischen Nordamerika, Europa und Afrika der Atlantik bildete, drangen besonders in der Nordhalbkugel gewaltige Mengen an Basaltlava aus dem Erdinneren durch die Erdkruste. Sie heizten darüber liegendes organisches Material auf, nahmen es mit und streuten es in die Atmosphäre aus.“ SO2 bilde Sulfate und falle im Regen rasch wieder auf die Erde zurück. Deshalb könne man in Bohrungen dieser Zeit aus Neuseeland und Südamerika keine Sulfate finden, so der Frankfurter Paläontologe.

Die Situation zum Beginn der Jura sei mit dem heutigen Waldsterben vergleichbar. „In Skandinavien oder am Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien gibt es ein ähnliches Waldsterben als Folge sauren Regens.“ Man habe mittlerweile erkannt, dass die unvollständige Verbrennung von Braun- und Steinkohle etwa in Koksereien dafür verantwortlich ist und entsprechende Maßnahmen seien eingeleitet worden. Als brennendes Problem bezeichnet van de Schootbrugge den saure Regen jedoch weiterhin in China. „Die Industrie wie auch viele private Kochgeräte in China verwenden vor allem Kohle.“

Als Folge des Waldsterbens an der Trias-Jura-Grenze setzte ein rasantes Wachstum von Pionierpflanzen wie Farnen, Schachtelhalmen und Moosen ein. Sie widerstanden auch der hohen Konzentration von Sulfat-Aerosolen, die das Sonnenlicht abschwächte. „Schachtelhalme waren auch nach dem Ausbruch des Vulkans Mount St. Helens 1980 die ersten Pflanzen, die zerstörte Gebiete wieder besiedelten. Ihr großes Wurzelsystem macht sie extrem widerstandsfähig gegenüber äußeren Zerstörungen“, erklärt van de Schootbrugge. Diese Vegetationsveränderung hätte wie auch die Vernichtung vieler Tiergruppen die Entstehung der modernen Dinosaurier der Jurazeit begünstigt. „Allerdings war nicht nur das Aufblühen, sondern auch das spätere Aussterben der Dinosaurier durch ein Massensterben bedingt“, so der Paläontologe.

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Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

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