Regen über Afrika

Heutige Verteilung der Niederschlagsmengen über dem tropischen Afrika. Die roten Punkte markieren die acht Probennahmelokationen.<br>Bild: MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen

Ein internationales Team um MARUM-Wissenschaftler James Collins rekonstruierte die Ausdehnung und Lage des Regengürtels über dem afrikanischen Kontinent während der letzten 23 000 Jahre.

Entgegen der vorherrschenden Theorie zeigen ihre Ergebnisse, dass sich das afrikanische Regenband nicht wie der übrige Teil des globalen, weltumspannenden Regengürtels verhält. Die Studie von Collins und seinen Kollegen erschien am 12. Dezember in der Online-Ausgabe der Zeitschrift Nature Geoscience.

Zusammen mit Kollegen aus Norwegen, den Niederlanden und China haben Bremer Meeresforscher um den Geologen James Collins die Ausbreitung der Pflanzenwelt in den äquatornahen Gebieten des afrikanischen Kontinents während der letzten 23 000 Jahre rekonstruiert. Dies erlaubte den Wissenschaftlern Rückschlüsse auf die Niederschlagsmenge und die Lage des afrikanischen Regengürtels.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich das afrikanische Regenband in der Vergangenheit mehrmals ausdehnte und wieder zusammenzog, wobei die Bewegungen auf der Nord- und Südhalbkugel symmetrisch abliefen.“ berichtet Collins. Bislang gingen Forscher davon aus, dass sich das afrikanische Regenband in der Vergangenheit im Ganzen nach Norden bzw. Süden verschob, ohne dabei seine Breite zu verändern.

Die aktuellen Forschungsergebnisse sollen nun dabei helfen, Klimamodelle zu verbessern, um genauere Prognosen für die Zukunft zu ermöglichen. „Über die Dynamik des heutigen Regenbandes über Afrika wissen wir nur wenig und immer wieder tauchen Unstimmigkeiten zwischen den wissenschaftlich gewonnenen Klimadaten und den theoretischen Klimamodellen auf.“ erklärt Geologe Collins. Der gebürtige Brite führte die Untersuchungen im Rahmen seiner Doktorarbeit am MARUM, dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen, durch. Er untersuchte Meeresablagerungen, die vor der Westküste Afrikas gewonnen wurden. Sie enthalten Pflanzenreste, die mit dem Wind westwärts auf das Meer hinaus getragen und am Meeresgrund abgelagert wurden.

„Durch Bestimmung des Verhältnisses von schwerem zu leichtem Kohlenstoff in den Pflanzenresten können wir Rückschlüsse auf die Niederschlagsmenge machen.“ erklärt MARUM-Wissenschaftler Dr. Enno Schefuß die moderne Methode. Dabei verfolgten sie einen neuen Ansatz: Erstmalig untersuchten sie vergleichbare Proben nördlich und südlich des Äquators. Die acht Standorte, an denen Proben gewonnen wurden, liegen entlang der afrikanischen Küste und decken die gesamte Breite des Regengürtels ab. „Nur im Vergleich der Ergebnisse für beide Erdhabkugeln konnten wir gleichzeitige Veränderungen in der Ausdehnung nach Norden und Süden erkennen.“ sagt der ebenfalls an der Studie beteiligte MARUM-Wissenschaftler Dr. Stefan Mulitza.

Der afrikanische Regengürtel ist Teil des globalen Regenbandes, das sich entlang der Äquatorregionen um den ganzen Erdball spannt. Er ist ein wesentlicher Bestandteil des globalen Wasserkreislaufs sowie der atmosphärischen Zirkulation. Der afrikanische Regengürtel liegt wie ein großes Niederschlagsband über dem Kontinent und pendelt im Wechsel der Jahreszeiten zwischen dem südlichen und dem nördlichen 20. Breitengrad. Er folgt dabei der Sonne, die im Juni am nördlichen Wendekreis im Zenit steht, im Dezember am südlichen Wendekreis. Dieses wandernde Regenband bestimmt die regionale Niederschlagsmenge und somit die regionale Vegetation.

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MARUM-Öffentlichkeitsarbeit
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