Pazifisches Plankton im Atlantik gesichtet

Die Schmelze der Pole lässt Wassermassen ungehindert vom Pazifik in den Atlantik dringen. Damit hat auch eine neue Wanderschaft im Tier- und Pflanzenreich eingesetzt, zeigen europäische Forscher.

„Die Arktis erwärmt sich weit rascher als der restliche Planet. Die im Sommer eisfreie Nordwest-Passage zwischen Kanada und Grönland löst neue Migrationen aus und bedroht das ökologische Gleichgewicht“, erklärt Carlo Heip, Direktor des Royal Netherlands Institute for Sea Research, gegenüber pressetext.

Zwerge und Riesen unterwegs

Die größten Veränderungen gibt es bei einem der kleinsten Organismen, dem Plankton. Eine bestimmte Art namens „Neodenticula seminae“ breitet sich heute nach 800.000 Jahren Exil im Pazifik wieder im Nordatlantik aus. „Da sich diese pazifische Mikroalge nicht selbst bewegt, sondern nur transportiert wird, deutet ihr Vorkommen im Nordatlantik auf einen Austausch großer Wassermassen über die Arktis“, so Heip über eines der Ergebnisse des Projekts CLAMER http://www.clamer.eu .

17 Forschungsinstitute untersuchten dazu 13 Jahre lang den Wandel im Atlantik, Mittelmeer, in der Ostsee und im Schwarzen Meer.

Ähnliches gilt für kleine pazifische Krebse, die sich im Atlantik ausbreiten und mit Hering, Makrele und Kabeljau um dieselbe Nahrung konkurrieren. Sind die kleinen Neuankömmlinge auch selbst Nahrungslieferanten, warnen die Forscher vor der Zerstörung des Gleichgewichts und bezeichnen den Wandel als „Erdbeben im Ökosystem“. Weniger gefährlich, doch nicht minder abenteuerlich sind Phänomene am anderen Extrem der Größenskala. Im Vorjahr wurde vor Spanien ein pazifischer Grauwal gesichtet, dessen Ausflüge sogar bis Israel reichten. Im Atlantik ist diese Art vor 300 Jahren infolge der Überfischung ausgestorben.

Zukunft noch ungewiss

Der Klimawandel lässt nicht nur pazifische Arten in europäische Meere, sondern auch tropische Tiere und Pflanzen nordwärts wandern, zeigen die CLAMER-Ergebnisse. Bestimmte Quallen aus wärmeren Regionen wie die Pelagia noctiluca im Nordatlantik nehmen zu und bilden massive Blüten, aufgrund derer Strände immer öfters geschlossen werden müssen und Fischbestände bedroht sind. Ähnliches gilt für die Portugiesische Galeere, eine subtropische, hochgiftige Polypenart. Auch Fische ziehen mit der Erwärmung nordwärts, was bei im Norden geschlossenen Meeren wie im Mittelmeer allerdings nicht möglich ist.

„Die Forschung kann bisher nur den Wandel zeigen, während der Blick in die Zukunft schwierig ist“, betont Heip. Zu komplex spielen die Einflussfaktoren zusammen, wie das Beispiel Ostsee verdeutlicht. Wärmere Temperaturen dürften hier zu größerer Artenvielfalt führen, der abnehmende Salzgehalt macht jedoch zugleich den Fischrückgang wahrscheinlich. Durch den Meeresanstieg werden Küstengebiete überflutet und neue Lebensräume für Fische entstehen. Gleichzeitig verschlechtern sich durch die Abnahme an Sauerstoff die Bedingungen für am Meeresgrund lebende Arten wie etwa Plattfisch oder Kabeljau.

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Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

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