Megabeben hinterlassen typische Spuren im Gestein

Geologisches Setting während der frühen Entwicklung der Alpen vor ca. 30 bis 40 Millionen Jahren. An der Front des Gebirges bildet sich ein Akkretionskeil aus Meeressedimenten. Diese wurden vo Armin Dielforder, Universität Bern

Mega-Beben wie das vom 11. März 2011 in Japan sind sogenannte Subduktionsbeben, die dadurch ausgelöst werden, dass eine tektonische Platte unter die andere abtaucht (Subduktion). Diese Beben erreichen häufig grosse Magnituden von 8 bis 9.

Bei einer Subduktion «hobelt» die obere Platte Meeressedimente von der abtauchenden Platte ab, die in einer keilförmigen Anhäufung unter und vor dem Rand der oberen Platte angegliedert werden. Diese Formation wird Akkretionskeil genannt (siehe Grafik).

Detaillierte geowissenschaftliche Aufzeichnungen aktueller Subduktionsbeben wie beispielsweise in Japan (2011) oder Chile (2010) haben ergeben, dass die Beben Spannungsveränderungen im Akkretionskeil verursachen. Diese können zum mechanischen Versagen des Keils führen und dabei zum Beispiel Nachbeben auslösen.

Trotz dieser Einblicke ist unklar geblieben, was für geologische Strukturen dabei im Gestein entstehen. Armin Dielforder vom Institut für Geologie der Universität Bern hat nun herausgefunden, dass Megabeben eine charakteristische «Handschrift» unter der Erde hinterlassen, mit deren Hilfe andere ehemalige Megabeben nachgewiesen werden können. Die Studie ist nun in «Nature Communications» erschienen.

Gesteinsadern lieferten Hinweis

Armin Dielforder hat Gesteine im UNESCO-Welterbe «Tektonikarena Sardona» in den Glarner Alpen untersucht, die vor rund 30 bis 40 Millionen Jahren Teil eines Akkretionskeils waren. Dabei stellte er fest, dass Brüche und Mineraladern in den Gesteinen in unterschiedlichen Tiefen und auf unterschiedliche Art und Weise gebildet wurden.

Die frühesten Adern wurden in geringer Tiefe durch Kompression der Gesteine gebildet. Im Gegensatz dazu bildeten sich spätere Adern in grösserer Tiefe durch eine Dehnung der Gesteine. Der Wechsel von Kompression zu Dehnung der Gesteine fand in einer Tiefe von rund sieben Kilometern statt.

Dies ist die Tiefe, die es mindestens braucht, um bei einer Subduktion ein Megabeben auszulösen. Deshalb glich Dielforder die Daten mit einem mechanischen Modell ab, das die Spannungszustände in einem Akkretionskeil zu verschiedenen Zeiten eines Erdbebenzyklus berechnet. Der Vergleich ergab, dass nur Subduktionsbeben jene spezifischen Spannungszustände erzeugen, die zur Entstehung der beobachteten Adern führen können.

Anhand dieser Beobachtungen erfahren Forschende mehr über die Dynamik von Akkretionskeilen und erhalten wichtige Informationen über die Auswirkung von Erbeben auf weitere geologische Prozesse wie das Auslösen von Nachbeben. Da die Spuren aber nur nach einem Beben untersucht werden können, eignen sie sich nur für den Nachweis vergangener Ereignisse und nicht für die Vorhersage von zukünftigen Beben.

Angaben zur Publikation:
A. Dielforder, H. Vollstaedt, T. Vennemann, A. Berger, M. Herwegh: «Linking megathrust earthquakes to brittle deformation in a fossil accretionary complex», Nature Communications, 24.06.2015, DOI: 10.1038/ncomms8504

http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2015/me…

Media Contact

Nathalie Matter Universität Bern

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer