Massives Waldsterben vor 200 Millionen Jahren

Das Massensterben von Tieren und Pflanzen vor 200 Millionen Jahren an der Trias-Jura-Grenze, als die Zeit der Dinosaurier begann, ist eines der fünf großen Aussterbe-Ereignisse der Erdgeschichte. In den Ozeanen fielen ihm bis zu 80 Prozent aller Weichtiere zum Opfer.

Paläontologen erklären dies durch den Ausstoß großer Mengen an Kohlendioxid (CO2) bei Vulkanausbrüchen, welche die Bildung des heutigen Atlantischen Ozeans (und damit die Trennung von Europa und Nordamerika) einleiteten. Rätselhaft war bis heute, warum gleichzeitig auch Ökosysteme auf den Kontinenten kollabierten. Forscher der Goethe-Universität haben nun mit Kollegen aus Schweden und den Vereinigten Staaten herausgefunden, dass durch den Vulkanismus zusätzlich große Mengen an Schwefeldioxid freigesetzt wurden, die als saurer Regen ausfielen und damit in Analogie zum heutigen Waldsterben für den vorübergehenden Zusammenbruch der Wälder sorgten.

Im Frühstadium der Atlantik-Öffnung bildete sich entlang der späteren Bruchzone zwischen Europa und Nordamerika eine Vulkanprovinz, die gewaltige Mengen an Basaltlava ausstieß. Die produzierte Lavamenge war so groß, dass sie die gesamte Fläche der heutigen USA unter einer 300 Meter dicken Schicht begraben würde. Das zeitgleiche Verschwinden von vielen Kalkskelette bildenden Organismen im Meer, wie zum Beispiel den Korallen, lässt sich durch den Ausstoß von vulkanischem CO2 erklären. Die massiven Änderungen in terrestrischen Ökosystemen – und hier besonders der Landpflanzengemeinschaften – an der Trias-Jura-Grenze sind dagegen nicht direkt mit erhöhter CO2-Konzentration in der Atmosphäre erklärbar. „Die Beobachtung, dass das kurzfristige Verschwinden der Wälder auf die Nordhemisphäre beschränkt ist, lässt sich durch eine Zunahme der atmosphärischen CO2-Konzentration nicht erklären“, so Prof. Jörg Pross, Paläontologe und Paläoklimaforscher an der Goethe-Universität.

Um herauszufinden, wie sich die Landvegetation an der Trias-Jura-Grenze veränderte, untersuchten der Frankfurter Paläontologe Dr. Bas van de Schootbrugge und Kollegen fossile Pollen und Sporen in Bohrkernen aus Deutschland und Schweden. Wie sie in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ berichten, konnten sie so an der Trias-Jura-Grenze ein rasantes Wachstum von Farnen, Schachtelhalmen und Moosen identifizieren, welche die vorher existierenden Wälder kurzfristig ersetzten. Diese Pioniere besiedeln rasch offene Landschaften und können auch unter schwierigen Umweltbedingungen auf sauren Böden und mit wenig Licht überleben. „Eine derartige Vegetation ist typisch für schwer gestörte Ökosysteme“, erklärt van de Schootbrugge.

Die Forscher erklären das Waldsterben als Folge massiven sauren Regens, der zu einer Versauerung der Böden auf der Nordhemisphäre führte – mit dramatischen Folgen für Nadelbäume und andere Baumarten. Zusätzlich sorgten große Mengen an Sulfat-Aerosolen in der Atmosphäre für eine Verringerung des auf dem Erdboden ankommenden Sonnenlichts. Farne sind unter derartigen Bedingungen im Vorteil – was die große Menge an gefundenen Farnsporen erklärt. Als weiteren Bestandteil der Atmosphäre an der Trias-Jura-Grenze identifizierten die Paläontologen um van de Schootbrugge erhöhte Konzentrationen organischer Moleküle, insbesondere Polyzyklischer Aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAKs). Diese deuten auf einen direkten Zusammenhang zwischen Florenwechsel und Vulkanismus an der Trias-Jura-Grenze: Die für Tiere und Pflanzen hoch toxischen PAKs werden nämlich freigesetzt, wenn Lava durch die Erdkruste aufsteigt und dabei organisch reiche Sedimente wie etwa Kohleflöze aufheizt und verschwelt.

Informationen: Dr. Bas van de Schootbrugge, Facheinheit Paläontologie, Institut für Geowissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt, Tel.: (069) 798-40178; van.de.Schootbrugge@em.uni-frankfurt.de

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigte sie sich als eine der forschungsstärksten Hochschulen.

Herausgeber:
Der Präsident
Abteilung Marketing und Kommunikation, Postfach 11 19 32,
60054 Frankfurt am Main
Redaktion:
Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation
Telefon (069) 798 – 2 92 28, Telefax (069) 798 – 2 85 30,
E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de

Media Contact

Dr. Anne Hardy idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-frankfurt.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer