Können wir den Klimawandel technisch stoppen?

Immer wieder werden neue Ideen entwickelt, um mit großtechnischen Verfahren, dem sogenannten „Climate Engineering“ den durch den Menschen verursachten Klimawandel zu stoppen.

Eine neue Internetplattform, www.climate-engineering.eu, die heute online geht, versucht der oft kontrovers geführte Debatte mehr Transparenz zu verleihen. Das Projekt ist eine Gemeinschaftsinitiative des „Kiel Earth Institutes“ und des Marsilius-Kollegs der Universität Heidelberg.

Ob Eisendüngung des Meerwassers, künstliche Umwälzung von Wassermassen oder auch Abschirmung der Sonne durch zusätzliche Wolken, es gibt viele Ideen, wie man mittels groß angelegter technischer Maßnahmen gezielt in das Klimasystem eingreifen will, um die globale Erwärmung zu reduzieren. Diese sogenannten „Climate Engineering“-Ansätze werden oft kontrovers diskutiert, häufig fehlt es aber an fachlich fundierten Informationen und differenzierten Betrachtungen solcher Verfahren. Eine neue Internetplattform, die diese Woche online geschaltet wurde, soll hier mehr Transparenz verschaffen. Unter www.climate-engineering.eu werden hierfür Neuigkeiten zur Climate Engineering-Diskussion, zu politischen Entscheidungen, Mediendebatten geplanten und laufenden Forschungsaktivitäten aktuell zusammengestellt.

„Vor dem Hintergrund der trotz aller Bemühungen zur Reduktion von CO2 Emissionen ungebremst steigenden atmosphärischen Treibhausgaskonzentrationen werden Climate Engineering-Maßnahmen in jüngster Zeit als denkbare Option im Umgang mit dem Klimawandel diskutiert“, erläutert Prof. Dr. Andreas Oschlies vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel, einem der Partner im „Earth Institute“, das diese Initiative in Kooperation mit dem Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg initiierte. „Doch es gibt bislang weder verlässliche Informationen über die Potenziale dieser Maßnahmen, noch über Nebenwirkungen“, so Oschlies weiter. Dementsprechend kontrovers und vielschichtig sei die Debatte. Sowohl die Hoffnung auf neue Wege beim Klimaschutz als auch die Furcht vor Risiken, die mit gezielten Eingriffen in das komplexe Klimasystem verbunden sind, beruhen auf Annahmen, deren Grundlage bisher wenig erforscht ist. Eine Bewertung der möglichen Option „Climate Engineering“ muss neben der naturwissenschaftlich-technischen Dimension, auch gesellschaftliche, politische, juristische sowie ethische Aspekte berücksichtigen. „Im ‚Kiel Earth Institute’, einer Kooperation von IFM-GEOMAR und dem Institut für Weltwirtschaft, bündeln wir schon seit einigen Jahren die natur- und gesellschaftswissenschaftliche Expertise“, erläutert Andreas Oschlies. Mit dem Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg verfügt das Projekt über einen weiteren hochkarätigen Partner, der Kompetenz auf dem Gebiet der Kommunikation zwischen verschiedenen Wissenschaftskulturen mit einbringt. „Weitere wissenschaftliche Partner sind uns natürlich sehr willkommen“, so Prof. Oschlies abschließend.

(Gemeinsame Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR), des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und des Marsilius-Kollegs der Universität Heidelberg)

Hintergrundinformation:
Das „Kiel Earth Institute“ ist eine Plattform zur fächerübergreifenden Diskussion und Zusammenarbeit mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Getragen wird die Einrichtung gemeinsam von zwei renommierten Kieler Instituten, dem Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und dem Institut für Weltwirtschaft (IfW), beides selbständige Einrichtungen der Leibniz Gemeinschaft, die der Christian-Albrechts Universität zu Kiel angegliedert sind. Sie stellen die Infrastruktur zur Verfügung und organisieren die Koordination der Aktivitäten des „Kiel Earth Institutes“.

Das Marsilius-Kolleg ist ein zentraler Baustein des erfolgreichen Heidelberger Antrags im Rahmen der Exzellenz-Initiative des Bundes und der Länder. Es wurde im Jahr 2007 zunächst für fünf Jahre als „Center for Advanced Study“ eingerichtet und hat zum Ziel, das Gespräch zwischen verschiedenen Wissenschaftskulturen (z.B. den Geistes- und Naturwissenschaften) zu fördern sowie disziplinübergreifende Forschungsprojekte zu initiieren und zu konkretisieren.

Media Contact

Dr. Andreas Villwock idw

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