Hochwasserwarnung per Scheibenwischer

Regelmäßig richten Überschwemmungen große Schäden an. Doch in Deutschland gibt es zu wenig Regenmessstationen, mittels derer zeitlich genaue Aussagen über die zu erwartende Wassermenge getroffen werden können.

Eine verbesserte flächendeckende Erfassung des Niederschlages könnte für genauere Vorhersagen sorgen. Das Projekt RainCars an der Leibniz Universität Hannover verfolgt diesen Ansatz: Es nutzt Autos als mobile Messstationen mit Scheibenwischern als Regensensoren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt RainCars für eine Laufzeit von zunächst zwei Jahren.

Regenmessstationen in Deutschland liegen häufig weit auseinander. Regenradare liefern nur indirekte und damit unsichere Daten. Da es nicht die Möglichkeit gibt, flächendeckend neue Messstationen zu errichten, kam das Forscherteam auf die Idee, auf etwas zurückzugreifen, was vorhanden ist, in diesem Fall auf Autos. Die Idee dahinter ist simpel: Scheibenwischer werden eingeschaltet, wenn es regnet, sie sind daher ein Indikator für den Niederschlag und können ihn indirekt messen. Die Regenmenge wird in erster Linie über die Wischerfrequenz ermittelt. Zusätzlich werden optische Sensoren als Regensensoren untersucht.

Der Kerngedanke hinter dem Projekt: Relativ ungenaue Messungen an vielen Orten sind besser als exakte Messungen an sehr wenigen. Die Position der Autos und die Wischerfrequenz werden gemessen und mit fest installierten Wetterstationen abgeglichen. Die Kombination mit den genauen Messdaten ermöglicht eine schnelle und präzise Ermittlung, wie groß die Regenmenge an welchem Ort ist. Auch die Autos untereinander sollen ihre Daten abgleichen, so dass am Ende des Messprozesses möglichst präzise und räumlich gut verteilte Datenmengen stehen.

Die Ergebnisse der Messungen dienen als Datenbasis für Computersimulationen. Unterschiedliche Szenarien für Verkehrsdichten und Wetterlagen werden durchgespielt. Außerdem prüfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie genau die räumliche Regenerfassung mit Scheibenwischern im Vergleich zu konventionellen Methoden ist. Um das Projekt in der Praxis zu testen, ist eine Kooperation mit Taxis oder Lieferfahrzeugen geplant.

Für das Projekt bilden Hydrologen und Geoinformatiker ein Team. Beteiligt sind das Institut für Kartografie und Geoinformatik (ikg) unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Monika Sester und das Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und landwirtschaftlichen Wasserbau (wawi) unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Uwe Haberlandt. Das ikg verarbeitet und analysiert die Daten aus dem Geosensorennetz, mit denen die Niederschlagsmengen aus den Sensordaten ermittelt werden. Das wawi beschäftigt sich mit den Themen Niederschlagsschätzung und räumlicher Interpolation sowie mit der Erfassung und Quantifizierung der Genauigkeit der gewonnenen Daten.

Das Projekt ist eines von zehn DFG-Projekten, die in der Wanderausstellung „Von der Idee zur Erkenntnis“ präsentiert werden; die Schau ist ab dem 23. April im Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover zu sehen.

Fotomaterial ist auf Anfrage erhältlich.

Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen Prof. Dr.-Ing. Monika Sester, Institut für Kartographie und Geoinformatik an der Leibniz Universität Hannover, unter Telefon +49 511 762 3588 oder per E-Mail unter Monika.Sester@ikg.uni-hannover.de gern zur Verfügung.

Media Contact

Mechtild Freiin v. Münchhausen idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-hannover.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer