Gebündelte Kompetenz für Rohstoffe

Aus der Universität Würzburg ist der Lehrstuhl für Geodynamik und Geomaterialforschung mit dabei.

Von Handelskrieg war die Rede und von drohenden Versorgungsengpässen. Die Existenzfähigkeit von Unternehmen in Deutschland sei gefährdet, hieß es, und die Börsenkurse mancher Firmen gerieten ins Trudeln. Und das alles, weil China im Jahr 2010 angekündigt hatte, die Ausfuhr so genannter Seltener Erden drastisch zu drosseln.

Seltene Erden sind metallische Grundstoffe mit für den Laien so ungewohnten Namen wie Cer, Praseodym, Neodym oder Promethium. Was sie so begehrt macht, ist die Tatsache, dass sie unverzichtbarer Rohstoff für die moderne Industrie sind. Egal ob Computer, Mobiltelefon oder Batterie: Ohne Seltene Erden geht es nicht. Kein Wunder, dass Chinas Drohung für einen weltweiten Aufschrei gesorgt hat. Immerhin fördert die Volksrepublik derzeit rund 97 Prozent der weltweiten Menge dieser Metalle.

Steigender Bedarf an geogenen Rohstoffen

Die Angst vor der drohenden Knappheit ist jedoch nicht auf Seltene Erden beschränkt. „In Anbetracht einer stetig wachsenden Weltbevölkerung und steigender materieller Bedürfnisse, vor allem in den Schwellenländern, ist allgemein ein deutlich erhöhter Bedarf an so genannten geogenen Rohstoffen für die kommenden Jahrzehnte vorhersehbar“, sagt Professor Hartwig Frimmel, Inhaber des Lehrstuhls für Geodynamik und Geomaterialforschung an der Universität Würzburg.

Geogene Stoffe: Laut Duden sind darunter alle Stoffe zu verstehen, die auf natürliche Weise in der Erde entstanden sind. Also nicht nur Seltene Erden, sondern beispielsweise auch Gold, Kupfer oder Platin, Uran-Erze, Edelsteine und Industrieminerale wie Feldspat, Gips, Glimmer oder Ton.

Hohe Abhängigkeit in Bayern

Auch wenn die Menschheit noch so sparsam mit den Rohstoffen aus der Erde umgeht und ihre Recycling-Raten so weit wie möglich steigert: „Die moderne Gesellschaft wird auf absehbare Zeit sogar noch verstärkt auf die Gewinnung vieler Rohstoffe aus primären Quellen angewiesen bleiben“, ist sich Hartwig Frimmel sicher.

Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Bayerischen Kompetenzzentrum für geogene Rohstoffe ist er davon überzeugt, dass die Frage der Verfügbarkeit dieser Rohstoffe sowie eine wachsende Konkurrenz der Industriestaaten um diese Stoffe mehr und mehr in den Vordergrund des öffentlichen Interesses treten wird. Dies betreffe insbesondere auch Bayern, wo Wirtschaft und Industrie ausgesprochen stark von der Versorgung mit geogenen Rohstoffen abhängig seien.

Das Kompetenzzentrum

Das Bayerische Kompetenzzentrum für geogene Rohstoffe will diesem steigenden Interesse Rechnung tragen, indem es die landesweit verfügbaren Kompetenzen auf diesem Themengebiet bündelt. In ihm vertreten sind Arbeitsgruppen aus dem Bereich geogener Rohstoffforschung folgender Universitäten:

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Julius-Maximilians Universität Würzburg
Ludwig-Maximilians Universität München
Technische Universität München
Das neue Kompetenzzentrum leistet nicht nur universitäre Grundlagenforschung im Bereich geogener Rohstoffe, sondern bietet auch eine Vielzahl von Serviceleistungen für die Wirtschaft an. Dazu gehören sowohl Untersuchungen zur Verfügbarkeit mineralischer Rohstoffe als auch eine unabhängige Beratung und Begleitung beim Abbau von Rohstoffen. Die Wissenschaftler können dafür auf modernste Analysetechniken zugreifen von der Röntgendiffraktometrie zur Gesteins- und Mineralbestimmung bis zur isotopenchemischen Analyse per Massenspektrometrie.

In aktuellen Projekten untersuchen Teams der beteiligten Universitäten beispielsweise die Entstehung von Erzlagerstätten von High-Tech Metallen, die Verteilung von Gold in der Erdkruste oder das Vorkommen von Eisen, Kupfer und Gold in Südamerika.

Kontakt
Prof. Dr. Hartwig Frimmel, T: ( 0931)- 31-85420,
E-Mail: hartwig.frimmel@uni-würzburg.de

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