Forschen in der Wüste

Dass eine Ägyptologin im Sudan arbeitet, ist so ungewöhnlich nicht. Denn zur Zeit der Ramessiden wurde das damalige Nubien von Ägypten beherrscht. 700 vor Christus war es dann so weit erstarkt, dass es im Gegenzug das Land am Nil unterwarf und es 50 Jahre lang beherrschte. So ist der unbekanntere Nachbar der Forschungsschwerpunkt der Ägyptologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser vom Institut für Ägyptologie und Koptologie der Universität Münster. Gerade ist sie von einer durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanzierten Kampagne zurückgekehrt.

Bereits seit mehreren Jahren forscht das Team im Wadi Abu Dom, einem nur saisonal Wasser führenden Flusstal in der Wüste Bayudae. Das Besondere: Dazu gehören nicht nur Historiker, sondern auch Geisteswissenschaftler. Der Archäologe Tim Karberg von der WWU, die Keramikspezialistin Dr. Jana Helmbold-Doyé von der Humboldt-Universität Berlin und der sudanesische Archäologe und Inspektor des Antikendienstes Mohammed el Toum arbeiten gemeinsam mit dem Architekten Dr. Dieter Eigner aus Wien und zwei Studierenden der Uni Münster, der Ägyptologin Laura Haupt und dem Geografen Malte Rosenberger.

Letzterer war dafür verantwortlich, dass die Ägyptologen durch eine Kooperation mit der Geoinformatik der WWU zwei PDA mit mobilen Geoinformationssystemen (GIS) mitnehmen konnten. Malte Rosenberger spezifizierte diese Software für die Anforderungen eines archäologischen Surveys und die Anwendung im W.A.D.I.-Projekt und beschleunigte und erleichterte die Arbeit im Feld damit erheblich.

In diesem Jahr lag neben einem Survey, also einer archäologischen Geländebegehung und Dokumentation aller menschlichen Hinterlassenschaften, ein zweiter Schwerpunkt auf der Architekturaufnahme der Ruine Umm Ruweim. Deren für das Wüstengebiet komplexe Architektur wurde vermessen und dokumentiert. Da in den vergangenen Jahren fortschreitende Zerstörungen beobachtet wurden, war die Dokumentation der heute sichtbaren Ruine vorrangig.

Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass das Bauwerk zwar in einem Zug errichtet wurde, danach aber mehrere Restaurierungs- und Umbauphasen erlebte. Bisher kann das Ruinengelände nicht datiert werden, zu unspezifisch ist die bisher analysierte Keramik. Doch lassen Holzkohleproben hoffen, über eine C14-Untersuchung zu einer zeitlichen Zuweisung der Bau- und mindestens einer Restaurierungsschicht zu kommen.

Auch über die Funktion des Gebäudes kann derzeit nur spekuliert werden, bisher ist kein weiterer Bau dieser Art bekannt. Gegen die gängige Meinung, dass es sich um eine Karawanserei handelte, spricht die geringe Eingangsbreite von nur einem Meter und die Z-förmige – und somit für Tiere kaum zu passierende – Wegeführung aller Zugänge. Eine geophysikalische Untersuchung der Innenhöfe und des von antikem Material übersäten Vorplatzes, die für das nächste Jahr geplant ist, soll helfen, die ursprüngliche Funktion zu ergründen.

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Brigitte Nussbaum idw

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