Erfolg in „Europäischer Exzellenzinitiative“

Jetzt kam per Mail der positive Bescheid aus Brüssel: 1,3 Millionen Euro fließen in den kommenden fünf Jahren an die 35-Jährige und ihre Arbeitsgruppe. Ambre Luguet will das Geld verwenden, um mehr über die früheste Kindheit der Erde zu erfahren. Wissenschaftler sprechen auch vom „dunklen Zeitalter“ unseres Heimatplaneten.

Vor knapp 4,6 Milliarden Jahren verklumpten irgendwo im Orion-Arm der Milchstraße Gas und Staub zu einem Himmelskörper, der viel später den Namen Erde bekommen sollte. In den ersten 800 Millionen Jahren seiner Existenz war die Oberfläche des jungen Planeten noch so heiß, dass sie zumindest teilweise geschmolzen war. Nicht ganz zu Unrecht heißt diese Zeitspanne in der Fachsprache Hadaikum – abgeleitet vom Wort Hades, der griechischen Bezeichnung für die Unterwelt. Die Forscher sprechen auch vom dunklen Zeitalter unseres Heimatplaneten.

Irgendwann hatte sich die Erdkruste so weit abgekühlt, dass sich die ersten Kontinente bilden konnten. „Über das Wann und Wie wissen wir bislang aber nur wenig“, sagt Dr. Ambre Luguet. Die gebürtige Französin möchte daran etwas ändern. Als Untersuchungsobjekt dienen ihr uralte Steine aus dem Erdmantel – das ist die knapp 3.000 Kilometer dicke Schicht zwischen der Erdkruste, auf der wir stehen, und dem metallischen Erdkern.

Gesucht: die ältesten Minerale der Welt

Trotz seiner hohen Temperatur ist das Mantelmaterial so zäh wie Knetmasse, da es unter starkem Druck steht. Wo dieser Druck nachlässt, kann es jedoch teilweise aufschmelzen und an die Oberfläche treten. Das ist beispielsweise dort der Fall, wo Kontinentalplatten auseinander driften. Auch bei Vulkanausbrüchen kann Mantelmaterial an die Erdoberfläche gelangen.

Ambre Luguet fahndet in Mantelgestein aus verschiedensten Regionen rund um den Globus nach mikroskopisch kleinen Metallkörnchen. „Wir suchen nach bestimmten Osmiumlegierungen und Sulfiden“, sagt sie, „den ältesten Mineralen, die sich bis heute erhalten haben: Sie sind bis zu 4,2 Milliarden Jahre alt; ihre Entstehungszeit reicht also weit zurück in die dunkle Kindheit unserer Erde.“

Nicht nur das: Die kleinen Körnchen verraten auch, wann sie entstanden sind. So entsteht Osmium beim radioaktiven Zerfall bestimmter Platin- und Rhenium-Isotopen. Aus dem Verhältnis dieser drei Elemente lässt sich daher errechnen, wann das Mantelgestein zum letzten Mal geschmolzen war. Und daraus lassen sich seinerseits neue Erkenntnisse zur Entstehung der Kontinente ableiten.

3.000 Anträge aus ganz Europa

Die ERC-Ausschreibung richtet sich an europaweit herausragende Nachwuchsforscher – unabhängig von ihrem jeweiligen Arbeitsgebiet. Einziges Förderkriterium ist die wissenschaftliche Exzellenz des Antragsstellers und seines Projekts. Die Promotion der Bewerber darf zudem nicht länger als 10 Jahre zurück liegen. In diesem Jahr gingen knapp 3.000 Anträge aus ganz Europa ein. Gut 300 Millionen Euro lässt sich die EU das Programm Jahr für Jahr kosten.

Dr. Ambre Luguet ist seit zweieinhalb Jahren in Bonn, nach Stationen in Großbritannien, Kanada, den USA und Paris. Aus ihren Projektmitteln wird sie nun eine Arbeitsgruppe mit vier Mitarbeitern aufbauen – eine ganz neue Herausforderung für die Wissenschaftlerin, die der Erde ein weiteres Geheimnis entreißen möchte.

Kontakt:
Dr. Ambre Luguet
Steinmann-Institut der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-6816
E-Mail: ambre.luguet@uni-bonn.de

Media Contact

Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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