Eiszeitliche Meerestemperatur als Hinweis für zukünftiges Klima

Forscher der internationalen MARGO-Projektgruppe (Multiproxy Approach for the Reconstruction of the Glacial Ocean surface) haben in der aktuellen Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature Geoscience einen neuen Ansatz präsentiert, wie sich die Meeresoberflächentemperaturen während der letzten Eiszeit rekonstruieren lassen.

Mit solchen Rekonstruktionen lässt sich die Genauigkeit von Klimamodellen überprüfen, die auch zur Simulation des zukünftigen Klimas verwendet werden, berichten die Wissenschaftler.

Demnach zeigen die MARGO-Rekonstruktion und die Ergebnisse der Klimamodelle in der globalen Absenkung der eiszeitlichen Meeresoberflächentemperaturen eine gute Übereinstimmung. Für die Forscher bedeutet dies, dass Klimatologen die Empfindlichkeit des globalen Wärmehaushalts gegenüber Änderungen der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre mittlerweile gut beschreiben können.

Die wissenschaftliche Forschung baut auf Erkenntnissen aus den CLIMAP-Projekten der 1970er und 1980er Jahre auf. „Wenn man CLIMAP mit der Erfindung des Autos vergleichen kann, dann hat es MARGO nun mit einem zeitgemäßen und leistungsfähigen Motor ausgestattet“, beschreibt Studienautor Michal Kucera vom Institut für Geowissenschaften der Universität Tübingen die Leistung des MARGO-Wissenschaftlerstabs. Die auf insgesamt 696 einzelne Temperaturrekonstruktionen gestützte Karte der Hocheiszeit – vor rund 21.000 Jahren – zeigt eine Reihe von interessanten Ergebnissen.

Die stärkste Abkühlung, die sich bis hinein ins westliche Mittelmeer fortsetzte, wurde im nördlichen Nordostatlantik festgestellt. Die beste Übereinstimmung zeigen die tropischen Rekonstruktionen, die im Unterschied zu früheren Daten auf ausgeprägte Unterschiede zwischen Atlantik, Indischen Ozean und Pazifik schließen lassen. Insgesamt beträgt die Bandbreite der Klimaempfindlichkeit auf Grundlage der neuen MARGO-Synthese zwischen einem und 3,6 Grad Celsius.

Die MARGO-Klimarekonstruktion wird bereits von so genannten Klimamodellierern genutzt, um sie mit ihren Modellsimulationen eingehend zu vergleichen. Der nächste Schritt müsse nun die Klärung der teilweise sehr auffälligen regionalen Unterschiede zwischen der Klimarekonstruktion und den Modellsimulationen sein, meinen die beteiligten Forscher. MARGO biete die große Chance, die komplexen Computermodelle zu testen und zu verbessern. Damit hat die Synthese auch Bedeutung bei der Vorhersage des Klimawandels des 21. Jahrhunderts. Fast sieben Jahre hat es bis zum Erfolg des Projektes gedauert. In akribischer Kleinarbeit ist der umfangreiche Datensatz einer rigorosen Qualitätskontrolle unterzogen worden.

An der Forschungsarbeit waren neben Michal Kucera auch Andre Paul vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften in Bremen, Mara Weinelt vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie zahlreiche internationale Forscher beteiligt.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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