Tuberkulose plagt Menschen seit 500.000 Jahren

Ein internationales Forscherteam berichtet, in einem humanen Fossil in der Türkei Spuren von TBC gefunden zu haben. Das Fossil wird mit einem Alter von rund 500.000 Jahren datiert. Damit wären diese Spuren die ältesten TBC-Funde, so die Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins American Journal of Physical Anthropology. Bisher waren die Forscher davon ausgegangen, dass die Erkrankung vor wenigen tausend Jahren das erste Mal aufgetreten ist. Hinweise auf TBC wurden in Mumien in Peru und Ägypten gefunden.

Das gefundene Skelett stammt von einem jungen männlichen Homo erectus, der nach Stand der Wissenschaft von Afrika auswanderte. Das Forscherteam um den Anthropologen John Kappelman von der University of Texas, dem auch Wissenschaftler aus der Türkei und Deutschland angehörten, hatten seit Jahren Spuren des Frühmenschen im Westen der Türkei untersucht. An der Innenseite des Schädels fanden die Forscher deutliche Spuren einer tuberkulösen Leptomeningitis, die das Hirn angreift.

Die Experten gehen davon aus, dass der dunkelhäutige Homo erectus für die Erkrankung aufgrund eines Vitamin-D-Mangels besonders anfällig war, denn er wanderte aus einer Region aus, in der er wesentlich mehr Sonnenlicht ausgesetzt war als am Fundort. Dunkelhäutige produzieren weniger Vitamin D als Weißhäutige, da das Pigment Melanin die UV-Strahlung, die für die Bildung von Vitamin D nötig ist, abblockt. „Die Produktion des Vitamin D in der Haut gehört zu den wichtigsten Abwehrfunktionen des Menschen, der gegen eine ganze Reihe von Infektionen und Erkrankungen wirkt“, so Kappelman. Auch für die Tuberkulose-Bakterien des Homo erectus könne der Mangel die Tür geöffnet haben, vermuten die Forscher.

Simon Mays, Experte für humane Skelette der English Heritage http://www.english-heritage.org.uk erklärt, dass der älteste TBC-Fall in einem italienischen Skelett, das etwa 5.000 Jahre alt ist, gefunden wurde. „Der nunmehr vorliegende Bericht datiert die Erkrankung um mehr als 450.000 Jahre früher, daher ist es notwendig sicherzustellen, dass die Läsionen auch tatsächlich auf TBC zurückzuführen sind und nicht auf etwas anderes“, so der Fachmann.

„Tuberkulose ist weltweit immer noch die häufigste Infektionskrankheit. Zwei bis drei Mrd. Menschen sind infiziert, bei fünf bis zehn Prozent bricht die Erkrankung auch aus“, so Alexander Indra vom Institut für medizinische Mikrobiologie in der Agentur für Gesundheit und Ernährung AGES http://www.ages.at gegenüber pressetext. Vor allem schlechte Ernährung und HIV sorgen für sehr hohe Infektionsraten, erklärt der Experte. „In Mitteleuropa konnte die Erkrankung deutlich zurückgedrängt werden. Hier sind nur etwa zehn bis zwölf pro 100.000 Menschen davon betroffen.“ Sehr hohe Infektionsraten gebe es auch in Russland, wo es zunehmend zu Multiresistenzen gegen die Erreger kommt. „Eine normale TBC ist mit einer sechs- bis neunmonatigen Antibiotika-Behandlung heilbar“, so Indra. Bei multiresistenten Erregern könne sich die Behandlungsdauer aber auf 24 Monate und sogar länger erstrecken, meint der Mediziner abschließend.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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