Neuer Klimarekord in Aachen

Auf Basis der Messungen an der Klimamessstation des Geographischen Instituts der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen-Hörn) lässt sich schon vor Monatsende voraussagen: Der April 2007 wird alle Rekorde brechen.

Der Monat ist bereits jetzt deutlich zu warm und extrem trocken. Die Monatsmitteltemperatur wird voraussichtlich über 14,5 °C betragen und damit +5,9 Grad über dem Mittel des gesamten Messzeitraums für Aachen (1901-2006) liegen. Der bisherige April-Rekord von 11,8 °C von 1949 wird damit voraussichtlich um ca. +2,7 Grad übertroffen werden. Der April 2007 wird zugleich die größte positive Temperaturanomalie aller Monate seit Beginn der Aufzeichnungen aufweisen. Der Monat wird um mehr als das 3,6-fache über der durchschnittlichen Standardabweichung des monatlichen Temperaturmittels liegen. Eine 3-fache Abweichung gilt als statistisch sehr auffällig. Außer dem April 2007 hat bisher nur der Juli 2006 diesen Wert jemals überschritten.

Die letzten Monate waren insgesamt in Aachen viel zu warm. Es ist das erste Mal seit Beginn der Aufzeichnungen, dass die Lufttemperatur an sieben aufeinander folgenden Monaten um mehr als die durchschnittliche Schwankungsbreite nach oben abgewichen ist. Nachdem der klimatologische Winter (Dezember bis Februar) um +0,7 Grad und auch das hydrologische Winterhalbjahr (Oktober bis März) um +1,5 Grad wärmer waren als der bisher wärmste Vergleichszeitraum (1997/1998) ausgefallen war, liegt auch die Mitteltemperatur der ersten vier Kalendermonate im Jahr 2007 um +4,0 Grad über dem langjährigen Mittel und damit um +1,1 Grad höher als beim bisherigen Spitzenreiter (1990).

Außerdem ist für den April 2007 eine für Aachen extrem geringe Niederschlagsmenge zu erwarten. Falls nicht noch am letzten Apriltag etwas Regen fällt, wird der Monat mit 1 mm Gesamtniederschlag nicht nur den bisher trockensten April (6 mm, 1996) deutlich unterbieten, es wäre dann der seit Beginn der Aufzeichnungen in Aachen niederschlagsärmste Monat überhaupt.

Diese Daten bestätigen den Trend zu extremen Wetterereignissen. Nachdem der Deutsche Wetterdienst (DWD) am 24.04.2007 die Ergebnisse einer bundesweiten Langzeitstudie zum Klimawandel vorgestellt hat, müssen nun regional verstärkte Anstrengungen unternommen werden. Hier sind zeitnah Forschungsergebnisse aus der Klimatologie gefragt, die als Grundlage für regionale Maßnahmenkonzepte, z.B. im Bereich Wasserwirtschaft und Stadtplanung dienen können. Gleichzeitig wird es jetzt schon unumgänglich sein, im regionalen Kontext für Extremereignisse – wie etwa Hitzewellen in der Intensität derjenigen von 2003 – vorzubeugen. Entsprechend den Empfehlungen des DWD muss sich die Planung z.B. auf einen stärkeren städtischen Wärmeinseleffekt einstellen und der wachsenden Bedeutung unbebauter Frischluftschneisen bei der Stadtplanung Rechnung tragen. Bei Bedarf stellen wir gerne graphisch aufbereitete Daten zur Veröffentlichung zur Verfügung. Für Rückfragen und weitere Informationen stehen Ihnen Herr Dr. Ketzler (0241-80-96058) und Herr Prof. Schneider (0241-80-96048 und 0173-8751776) gerne zur Verfügung.

Dr. Gunnar Ketzler und Prof. Dr. Christoph Schneider

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Thomas von Salzen idw

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