Hitzestress in der Stadt: RUB erforscht im Verbundprojekt KLIMES die Folgen des Klimawandels

2003, 2006, …: Dass in Mitteleuropa die extremen Hitzeperioden im Sommer deutlich zunehmen, wissen wir nicht erst seit dem jüngsten Weltklimabericht. Zu spüren bekommen das vor allem die Menschen in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet, wo die erhöhte Wärmebelastung die Lebensqualität dauerhaft einschränkt.

Hier setzt das Verbundprojekt KLIMES der Universitäten Bochum, Freiburg und Kassel an; federführend daran beteiligt ist die Arbeitsgruppe Geomatik am Geographischen Institut der RUB (PD Dr. Michael Bruse). Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) untersuchen Wissenschaftler den thermischen Komfort in Innenstädten und Stadtquartieren. Ziel ist, die städtebaulichen und planerischen Aufgaben in unserer Klimaregion an die Anforderungen der Zukunft anzupassen.

Interdisziplinäres Projekt

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird mit 630.000 Euro gefördert. Das Verbundprojekt KLIMES ist der Teil der Initiative „Forschung für den Klimaschutz und Schutz vor Klimawirkungen“ des BMBF. Die interdisziplinäre Forschergruppe vereint Stadtklimatologie, Städtebau und Geoinformatik.

Wärme-Inseleffekt in den Städten

„Die negativen Auswirkungen des Klimawandels werden vor allem in Verdichtungsräumen wie dem Ruhrgebiet zu spüren sein“, sagt PD Dr. Michael Bruse von der AG Geomatik. „Die zunehmend dichtere Bebauung von Städten und Verkehrsflächen reduziert den Austausch von Luftmassen.“ Das Ergebnis ist ein ganzjähriger Wärmeüberschuss, der so genannte Wärme-Inseleffekt, der sich zunehmend verschärft. „Insbesondere im Sommer verursacht dies erhöhte Wärmebelastungen für den Menschen und schränkt die Lebensqualität erheblich ein“, so Bruse. Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden und Gesundheit von Menschen in Städten werden zukünftig häufiger, über längere Zeiträume und stärker als bisher beeinträchtigt.

Analyse mit ENVI-met und BOTworld

Mit Hilfe von Messungen und Simulationen untersuchen die Forscher den thermischen Komfort in Stadtquartieren: Dazu erweitern sie das Bochumer Simulationsmodell „ENVI-met“ um Analysemodule, die es ermöglichen, die thermische Belastung auch in Innenräumen abzuschätzen. Zusätzlich setzen die RUB-Geographen in diesem Projekt ihr Modell „BOTworld“ – eine Multi-Agenten Simulation – ein: Damit können sie das thermische Empfinden von Fußgängern und die daraus resultierenden Verhaltensmuster analysieren. Beliebig viele „Bürger“ (BOTs) können die Forscher durch unsere Innenstädte laufen lassen, die BOTs bewerten dann die angebotene Umweltqualität.

Weitere Informationen

PD Dr. Michael Bruse, AG Geomatik, Geographisches Institut der Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-23358, E-Mail: michael.bruse@rub.de

Media Contact

Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.klimes-bmbf.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet

Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…

Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland

Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…

Bestandsmanagement optimieren

Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…

Partner & Förderer