Neuer Ozean in Nordost-Afrika im Entstehen
Der größte Riss in der Erdkruste seit Jahrhunderten gibt Anlass zu Spekulationen, dass ein Teil Äthiopiens möglicherweise zu einer Insel werden könnte. Der 60 Kilometer lange Graben, der an manchen Stellen bis zu acht Meter breit ist, entstand während einer Serie von Erdbeben im Vorjahr. Nun haben Untersuchungen gezeigt, dass sich der Riss seither permanent vergrößert, wie das Forscherteam um Tim Wright von der University of Oxford in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature berichtet.
Nun wurde klar, dass der Riss bis tief in die Erde hinein weitergeht und das Horn von Afrika vom restlichen Kontinent wegdriften lässt. Mehr als 163 Erdbeben konnten die Wissenschaftler zwischen Mitte September und Anfang Oktober 2005 messen. „Wenn sich diese Prozesse weiter fortsetzen, deutet alles daraufhin, dass sich ein neuer Ozean formen wird“, so der Forscher. An einer Seite, der so genannten Afar-Depression, hat sich der Boden um bis zu 100 Meter abgesenkt. Einige Punkte liegen sogar schon 100 Meter unter dem Meeresspiegel, wie die Forscher berichten.
Was oberflächlich als Riss erkennbar ist, ist aber nur ein kleiner Teil des tatsächlichen Geschehens: Flüssige Gesteinsmassen unter der Senke treiben die beiden Platten kontinuierlich auseinander. Bis zu 2,5 Kubikkilometer flüssiges Magma befinden sich in dem Gesteinsgang zwischen den beiden Platten. Damit könnte man das Londoner Wembley Stadion 2.000 Mal anfüllen. Anderen Schätzungen zufolge ist diese Menge doppelt so groß wie jene, die beim Ausbruch des US-Vulkans Mount St. Helens 1980 ausgeworfen wurde.
Die wissenschaftliche Sensation – noch nie konnten Wissenschaftler geologische Veränderungen derart präzise messen – scheint perfekt. Sogar der ESA-Satellit Envisat überprüft genau, was sich in Nordost-Afrika ereignet. Ehe sich die Senke allerdings in einen neuen Meeresboden verwandelt, könnte allerdings noch eine weitere Million Jahre vergehen, wie Wright feststellte.
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