Wie sieht es unter unseren Füßen aus? – Digitales geologisches 3D-Raummodell der Stadt Halle (Saale)

Am 21. April 2006 wird anlässlich der 1200 Jahrfeier der Stadt Halle das digitale 3D Geologie Modell an die Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler übergeben. Grafik: Peter Wycisk

Virtuelle Realität schafft neue Möglichkeiten. Im Rahmen eines gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekts der universitären Arbeitsgruppe Hydro- und Umweltgeologie und der Stadt Halle entstand ein digitales geologisches 3D-Modell für das gesamte Stadtgebiet.


Als eine der ersten Städte in Deutschland verfügt Halle damit über ein detailliertes 3D-Volumenmodell seines geologischen Untergrundes – das zur Basis für ein künftiges rechnergestütztes Informations- und Prognosesystem werden soll. Weitere Anwendungen kann es in Zukunft im Bereich der Stadt- und Umweltplanung sowie im Grundwasser- und Umweltschutz geben.

Wie sieht es eigentlich unter unseren Füßen aus? Diese Frage kann man künftig an jeder Stelle im Stadtgebiet der Stadt Halle (Saale) auf den Meter genau beantworten. Eine virtuelle Realität schafft neue Möglichkeiten. Im Rahmen eines gemeinsamen F+E Vorhabens der Arbeitsgruppe Hydro- und Umweltgeologie (Leitung: Prof. Dr. Peter Wycisk, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) mit der Stadt Halle wurde ein digitales geologisches 3D-Modell für das gesamte Stadtgebiet erstellt. Halle ist damit eine der ersten Städte in Deutschland, die ein derartiges hoch auflösendes und detailliertes 3D-Volumenmodell seines geologischen Untergrundes flächendeckend besitzt. Eine wesentliche Voraussetzung dazu war das vorliegende umfangreiche digitale und analoge Datenmaterial des Fachbereichs Umwelt der Stadt Halle. Neben der Visualisierung des geologischen Untergrundes der Stadt in unterschiedlichen Tiefen, stellt das Raummodell die Grundlage für ein künftiges rechnergestütztes Informations- und Prognosesystem dar. In Zukunft kann es für weitere Anwendungen im Bereich der Stadt- und Umweltplanung sowie im Grund-wasser- und Umweltschutz als Grundlage eines erweiterbaren Informations- und Entschei-dungsunterstützungssystems (DSS) genutzt werden.

Völlig neue – und damit innovative – Möglichkeiten ergeben sich aus der Überlagerung von Informationen des geologischen Untergrundes unterschiedlicher Tiefen in Form von virtuellen Schnitten sowie hydrogeologischer Sachverhalte mit der „realen“ Sicht aus Luftbildern der Stadt Halle. Dieses Arbeitsfeld der „Erweiterten Realität“ findet speziell in den medizinischen Wissenschaften schon eine breitere Anwendung. Damit können künftig auch in anderen Wissenschaftsdisziplinen neue Informationen aus dem Untergrund der Stadt in Form von Karten oder am Computer in 3D-Visualisierungen interaktiv dargestellt werden und sind auch für die Öffentlichkeit und Bildungseinrichtungen durch die Interaktive Nutzungsmöglichkeit mittels eines 3D-Viewers von Interesse.

Diese Möglichkeiten basieren auf der detaillierten Modellierung mit GSI-3D des geologischen Untergrundes des Stadtgebietes mit seinen 135 qukm in 24 einzelnen Gesteinsschichten. Die Genauigkeit der Modellierung beträgt in der Horizontalen 40 m und die vertikale Auflösung liegt in Abhängigkeit von Eingangsinformationen im cm-Bereich. Erstmals kann aufgrund der 3D-Modellierung der äußerst komplexe geologische Untergrund sehr anschaulich dreidimensional dargestellt werden. Das Modell stellt gleichzeitig für angewandte Fragestellungen, zum Beispiel der Grundwassermodellierung, die geologische Basisinformation dar.

Informationen:
Prof. Dr. Peter Wycisk
Hydro- und Umweltgeologie
Fachbereich Geowissenschaften
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Telefon: 0345 55-26134
peter.wycisk@geo.uni-halle.de

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Dr. Margarete Wein idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-halle.de

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