Forscher auf Expedition zu Schlammvulkanen

Das neue deutsche Forschungsschiff Maria S. Merian hat noch viele Seemeilen vor sich. Auf der dritten Reise des blau-rot-weißen Ozeanriesen sind vier Wissenschaftler aus dem Institut für Paläontologie der Universität Erlangen-Nürnberg beteiligt. Die vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften geleitete Expedition lichtet am kommenden Mittwoch in Kiel die Anker und erkundet bis Mitte Mai vor Portugal und Marokko Gashydrate und Tiefsee-Ökosysteme.

Ziel der Reise sind blubbernde Tiefseevulkane, die jedoch nicht aus erkalteter Lava, sondern aus Schlamm bestehen. Westlich von Gibraltar werden große Mengen des Treibhausgases Methan aus den Tiefseeablagerungen gepresst. Dabei werden große Mengen Schlamm und Geröll um die Austrittsstellen am Meeresboden angehäuft. Die Erlanger Arbeitsgruppe wertet die geologische Entwicklung der Tiefseeökosysteme während der letzten 200.000 Jahre aus.

Die Expedition ist Teil einer atlantikweiten wissenschaftlichen Kampagne zur Erforschung der Geologie und Biologie der Kontinentalränder mit neuesten Technologien. Sie wird im Rahmen des mit insgesamt 15 Millionen Euro ausgestatteten HERMES Projektes für vier Jahre von der Europäischen Union gefördert. In diesem internationalen Verbundprojekt koordinieren die Erlanger Paläontologen um Prof. Dr. André Freiwald die Verbreitung der Kaltwasserkorallen.

Im EU-Projekt HERMES (Hotspot Ecosystem Research on the Margins of European Seas) werden die biologischen, energetischen und mineralischen Ressourcen der Kontinentalränder erforscht, die von 200 bis zu 4.000 Metern Meerestiefe reichen und eine Fläche von einem Drittel der europäischen Landmasse umfassen. Prof. Freiwald leitet für HERMES zwei weitere Großexpeditionen: Eine führt mit dem Forschungsschiff Merian nach Spitzbergen in die Arktis und erkundet die Einflüsse der globalen Erwärmung auf die Meeresökosysteme im Eismeer. Die zweite führt mit dem Forschungsschiff Meteor ins zentrale Mittelmeer. Hier wird der ökologische Zusammenbruch der Tiefwasserriffe während der letzten 15.000 Jahre erforscht. Dieses unterseeische Gebiet liegt fast vollständig innerhalb der Exclusive Economic Zone (EEZ), der Wirtschaftszone, die den Europäern vorbehalten ist.

Es liegt deshalb im Interesse der Staaten dieses Kontinents, das kaum erforschte Reich unter Wasser und seine Gesetzmäßigkeiten kennen zu lernen. Einerseits, um Nutzen daraus ziehen zu können, andererseits aber auch, um die Reservoirs der Tiefsee vor Raubbau und Zerstörung zu schützen.

Das neue Forschungsschiff ist nach der Naturforscherin Maria Sybilla Merian (1647-1717) benannt, die auch in Nürnberg wirkte und als Begründerin der deutschen Insektenforschung gilt.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. André Freiwald
Tel.: 09131/85 -26959
andre.freiwald@pal.uni-erlangen.de

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Ute Missel idw

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