150 Stunden über dem Eis – Polarflugzeug kehrt aus der Antarktis zurück

Nur aus der Luft sind Eisdickenmessungen in den unwirtlichen Gebieten der Antarktis machbar. Foto: Alfreed-Wegener-Institut

Das Forschungsflugzeug Polar 2 des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven kehrt am 20. Februar von der jährlichen Expedition aus der Antarktis nach Deutschland zurück. Schwerpunkte der knapp siebenwöchigen Kampagne waren Messungen von Eisdicken und Bodenstruktur in einem bisher nicht untersuchten Gebiet der Antarktis sowie die Ermittlung der ehemaligen Lage Indiens am antarktischen Kontinent.


Während der Forschungskampagne vom 21. Dezember 2005 bis 6. Februar 2006 absolvierte Polar 2 über 150 Flugstunden. Im Zentrum der Untersuchungen standen zwei deutsch-japanische Gemeinschaftsprojekte. Im Rahmen des ANTSYO Projekts (Antarctic Flight Missions at Syowa Region) wurden 25.000 Profilkilometer im östlichen Dronning Maud Land kartiert. Insgesamt 24 Messflüge wurden im Rahmen des WEGAS Projekts (West East Gondwana Amalgamation and its Separation) durchgeführt. Polar 2 landet am 20. Februar gegen 11 Uhr auf dem Regionalflughafen Luneort in Bremerhaven.

Im ANTSYO Projekt ermittelten die Wissenschaftler mit Hilfe eines Radio-Echo Systems an Bord von Polar 2 erstmalig Eisdicken und Bodenprofile im östlichen Dronning Maud Land. Diese Daten bilden eine wichtige Grundlage für die Bestimmung von Abschmelzungs- oder Zuwachsprozessen des antarktischen Eises als Folge globaler Klimaänderung. Sie dienen weiterhin als Basis für kontinuierliche Eisdickenmessung, die in Zukunft durch Satelliten wie CryoSat durchgeführt wird.

Im WEGAS Projekt erforschte Polar 2 die unter dem Eisschild verborgenen Kontinentalränder Antarktikas. Gesucht wird der Bereich, in dem bis vor rund 130 Millionen Jahren der indische Subkontinent inklusive der heute vor Afrika liegenden Insel Madagaskar mit der Antarktis verbunden war. Die Forscher erwarten von den Ergebnissen ein besseres Verständnis plattentektonischer Verschiebungen in der Vergangenheit und darauf aufbauend Erkenntnisse über die historische vulkanische Aktivität in der Antarktis, die parallel mit dem Aufbruch von Kontinenten auftritt. „Ein massiver Vulkanismus bei der Abtrennung Indiens von der Antarktis könnte einen erheblichen Einfluss auf die Umweltbedingungen in der Kreidezeit gehabt haben“, erklärt Dr. Wilfried Jokat vom Alfred-Wegener-Institut.

Von den erhoben Daten erhoffen sich die Forscher auch die Klärung einer weiteren Frage. Im Bereich der japanischen Syowa Station wurden Gesteinsbrocken gefunden, die nach Ansicht der japanischen Forscher vielleicht marsianischen Ursprungs sind. Aufgrund der Häufung der Funde vermuten die japanischen Kollegen, dass in der Region vor Millionen von Jahren ein größerer Meteorit eingeschlagen sein könnte. Dieser müsste einen entsprechend großen Krater erzeugt haben, der mit den Flugzeugmessungen unter dem Eisschild aufgespürt werden kann. Die detaillierte Auswertung der Messdaten erfolgt nun nach Rückkehr von Polar 2.

Die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bereederte zweimotorige Polar 2 ist eine für den Einsatz in den Polarregionen umgerüstete und mit spezieller Messtechnik der Firma Optimare ausgerüstete Sonderversion des Mehrzweckflugzeuges Dornier 228/101.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Media Contact

Dr Andreas Wohltmann idw

Weitere Informationen:

http://www.awi-bremerhaven.de/

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