Internationale Messkampagne zum Klimawandel gestartet – Forschungsflugzeuge auf dem Weg zu australischen Gewittertürmen

Ein spektakuläres Forschungsprojekt zum Einfluss der Tropen auf das globale Klima startete heute in Oberpfaffenhofen bei München und wird seinen Höhepunkt im Norden Australiens finden. Klimaexperten des Forschungszentrums Jülich, der ETH Zürich und der University Cambridge leiten von Mitte November bis Mitte Dezember eine internationale Messkampagne (SCOUT- 03 Tropics) in Darwin. Sie untersuchen tropische Gewittertürme, um mehr über den Austausch von Spuren- und Treibhausgasen zwischen den Schichten der Atmosphäre zu erfahren.

Heute morgen startete das russische Höhenforschungsflugzeug Geophysica – voll gepackt mit einer Vielzahl von Messinstrumenten – von Oberpfaffenhofen aus zu seinem Transferflug nach Australien. Nach Zwischenstopps in Zypern, Arabien, Indien, Thailand und Brunei wird es gemeinsam mit dem gleichzeitig gestartetem Forschungsflugzeug Falcon am nächsten Freitag in Darwin landen und einige Tage später zu Messflügen in die australischen Gewittertürme starten. Gewittertürme entstehen in den tropischen Breiten innerhalb von kurzer Zeit und reichen bis in eine Höhe von 20 Kilometern. Die Wissenschaftler vermuten, dass hier klimarelevante Spuren- und Schadgase in nur wenigen Stunden aus den unteren in die höheren Schichten der Atmosphäre transportiert und von dort global verteilt werden. Ohne diese gigantischen Wolkentürme läuft der Luftaustausch in der Äquatorregion sehr viel langsamer ab. Viele Schadstoffe – die auch am Ozonabbau mitwirken – würden ohne diese Gewittertürme also erst nach Jahren verzögert in die obere Atmosphäre (Stratosphäre) gelangen.

Über 20 verschiedene Spurengase werden die Atmosphärenforscher während ihrer Messflüge bestimmen. Die Jülicher Wissenschaftler sind vor allem am Wassergehalt der Wolken interessiert: In der oberen bis zu minus 80 Grad kalten Atmosphäre bilden sich daraus Eiswolken. Diese Eiswolken haben einen großen Einfluss auf den Strahlungs- und damit Wärmehaushalt der Erde. Zudem tragen die Eiswolken entscheidend zum Ozonabbau bei, denn an der Oberfläche der Eiskristalle entstehen chemische Verbindungen, die der Ozonschicht zusetzen.

Die Erforschung der in den Tropen stattfindenden rasanten Austauschprozesse ist der Schlüssel dazu, wie sich die Ozonschicht und der Strahlungshaushalt in der Stratosphäre zukünftig ändern wird. Erst wenn diese Prozesse geklärt sind, kann auch vorhergesagt werden, wie schnell oder langsam sich die Ozonschicht erholen wird – eine für die Menschheit bedeutende, aber bislang ungeklärte Frage.

SCOUT Tropics ist eine der sechs wissenschaftlichen Aktivitäten des Gesamtprojektes SCOUT – O3. SCOUT – O3 (Stratosphere-Climate Links with Emphasis on the Upper Troposphere and Lower Stratosphere) wird von der Europäischen Kommission mit 15 Millionen EUR gefördert. 59 Institutionen und über 100 Wissenschaftlerteams aus 19 Ländern sind an dem Projekt beteiligt. Die Forschungsarbeiten werden mit dem britischen Projekt ACTIVE und dem australisch – U.S. amerikanischen Projekt TWP-ICE koordiniert.

Pressekontakt: Annette Stettien, Wissenschaftsjournalistin, Öffentlichkeitsarbeit, Forschungszentrum Jülich Tel. 02461 61-2388, Fax 02461 61-4666, E-Mail: a.stettien@fz-juelich.de

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