Die weltweit tiefste Bohrung auf See

Mineraloge der Universität Hannover auf Forschungsexpedition zum Ostpazifischen Rücken


Tausend Kilometer von der mexikanischen Pazifikküste entfernt will sich Privatdozent Dr. Jürgen Koepke vom Institut für Mineralogie mit 25 Forscherkollegen aus sieben Ländern einen alten Traum der Geologie erfüllen: Eine Bohrung in 3700 Meter Wassertiefe, mehr als 200 Meter in die Erdkruste, in eine Magmakammer hinein. Das tiefste „wissenschaftliche“ Loch, das jemals gebohrt wurde. „In situ“ wollen die Forscher von dem Bohrschiff aus Proben nehmen, um erstmalig zu beweisen, dass die Theorie und die Experimente am Institut für Mineralogie die Wirklichkeit im Erdinneren richtig nachbilden.

Das Institut für Mineralogie der Universität Hannover ist weltweit das einzige Forschungsinstitut, das die Prozesse in den Magmenkammern in der bis zu sieben Kilometer dicken Erdkruste unter den Ozeanen im Experiment realistisch nachstellen kann. „Unsere Versuchsanlage ist so ausgelegt, dass wir bei Temperaturen von 1000 bis 1250 Grad und den Drücken, die einer Erdtiefe von bis 20 Kilometern entsprechen (8000 mal über Normaldruck), selbst flüchtige Komponenten wie Wasser und Sauerstoff kontrollieren können. So können wir die magmatische Entwicklung in den Magmenkammern simulieren“, erzählt Koepke. Und deshalb ist er einer von nur zwei deutschen Forschern bei dieser internationalen Expedition. Am 12. November 2005 geht es von Acapulco mit dem Bohrschiff los, zu einem unterirdischen Vulkangebirge, dem ostpazifischen Rücken, tausend Kilometer vor der Küste. „Diese Stelle eignete sich besonders für unsere Bohrungen, weil sie geologisch aktiv ist, die Erdplatten driften hier außergewöhnlich schnell auseinander – mit 20 Zentimeter pro Jahr“, erläutert Koepke die Wahl des Ortes. Vier Wochen werden die Wissenschaftler auf dem Bohrschiff bleiben. Die Teilnahme an diesem internationalen „Integrated Ocean Drilling Program“ (IODP) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Es sichert den teilnehmenden Wissenschaftlern vollen Zugriff auf die Proben und die Gewähr, dass die Forschungsergebnisse drei Jahre lang in der Forschergruppe bleiben – beste Bedingungen für Spitzenforschung.

Media Contact

Dr. Stefanie Beier idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-hannover.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer