Alaska-Austern: Giftig durch Klimaerwärmung

Bakterien wandern tausende Kilometer Richtung Norden

Es klingt wie im Horrorfilm: Bakterien wandern tausende Kilometer Richtung Norden und nisten sich in Alaska-Austern ein. Beim Verzehr durch den Menschen kommt es zu einer Epidemie von Durchfallserkrankungen. Was im Sommer 2004 im Prince William Sound geschehen ist, haben Forscher nun entdeckt, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature-Online. Der Erreger ist bisher in den Gewässern Alaskas noch nie vorgekommen.

„Wir hatten keine Ahnung, dass es in Alaska je zu Vergiftungen nach dem Genuß von Austern kommen kann“, erklärt Joseph McLaughlin, Epidemiologe vom Alaska Department of Health and Social Service. Der Mediziner und sein Team hatten Urlauber eines Alaska-Kreuzfahrtschiffes, die an schweren Durchfällen erkrankt waren untersucht und sind zum Schluss gekommen, dass das Bakterium Vibrio parahaemolyticus dafür verantwortlich ist. Vibrio parahaemolyticus ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium, welches zum ersten Mal 1950 entdeckt wurde. Der natürliche Lebensraum dieser Erreger sind flache Küstengewässer. Hier werden sie von Meerestieren aufgenommen und hauptsächlich durch den Genuss von ungekochten, marinierten Nahrungsmitteln wie Fisch und Muscheln auf den Menschen übertragen. Da das Bakterium nur geringe Hitzestabilität hat, erkranken vor allem jene, die rohe oder halbrohe Fische verzehren.

Bekannt ist das Bakterium von Japan und der Küste von British Columbia. 1977 konnte im Zuge einer Umweltanalyse das Bakterium in Alaska-Austern festgestellt werden. Danach allerdings nicht mehr. Nach Angaben der Forscher sind die zunehmend wärmeren Gewässer dafür verantwortlich, dass die Bakterien nach Norden gewandert sind. Erstmals war das Wasser in den Austernfarmen im Sommer 2004 nicht unter 15 Grad. Damals war die Durchschnittstemperatur im Sommer um zwei Grad höher als in den Sommermonaten der Vorjahre. Seit 1997 konnten die Austernfarmer Temperaturerhöhungen von jährlich 0,21 Grad Celsius pro Jahr seit 1997 feststellen.

Ob nun tatsächlich die globale Erwärmung daran schuld ist, dass die Temperaturen im Prince William Sound gestiegen sind, wollen die Mediziner nicht sagen. Feststeht allerdings, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature, dass der Temperaturanstieg offensichtlich ist: Zwischen 1970 und 2000 wurden die Winter in Alaska zwischen zwei und drei Grad Celsius wärmer. Global stiegen die Temperaturen um nur einen Grad.

Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Erwärmung auch zu einer Veränderung von Krankheiten führt. Paul Epstein, Direktor des Center for Health and the Global Environment an der Harvard Medical School in Boston berichtet darüber, dass Humanerkrankungen durch Zeckenbisse nun auch in nördlichen Regionen in Schweden auftreten, in denen sie bisher unbekannt waren. Der Grund dafür sind wärmere Winter. „Umweltmediziner weisen schon länger daraufhin, dass es zu Verschiebungen von Human-Pathogenen kommen wird“, meint der Innsbrucker-Mediziner Klaus Rhomberg im Gespräch mit pressetext. Eine solche Situation sei auch in anderen Bereichen zu erwarten. Rhomberg kritisiert, dass erst hunderte Erkrankungsfälle auftreten müssen, ehe die Wissenschaftler registrieren, um welche Pathogene es sich handelt. „Besonders schlimm wird es werden, wenn die Permafrostböden auftauen“, meint der Fachmann. Ein weiteres Problem werde die Ausbreitung der Malaria in jenen Regionen darstellen, in denen es bisher keine Malariafälle gab.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.nature.com

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