Polarforscher beobachten extreme Klimaveränderungen

Polarforscher aus aller Welt vom 18.-24. September zum Erfahrungsaustausch an der Universität Jena


Eine „Hitzewelle“, intensiver Regen und sichtbar abschmelzende Gletscher im Gebiet der Antarktischen Halbinsel sind keine Horrorvisionen aus einem Sience-Fiction-Film. Polarforscher aus aller Welt haben rasante Temperaturanstiege, erhöhte Niederschläge und im antarktischen Frühjahr 2005 ein extrem großes Ozonloch über dem Südpol beobachtet. Sie werden davon auf der 22. Internationalen Polartagung berichten, die die Deutsche Gesellschaft für Polarforschung vom 18. bis 24. September in Jena ausrichtet. Mehr als 220 Wissenschaftler aus 18 Ländern werden dazu an der Friedrich-Schiller-Universität erwartet, an der Polarforschung seit mehr als 20 Jahren betrieben wird.

Ein Schwerpunkt der Tagung sind die Umweltveränderungen, die Biologen, Geophysiker, Glaziologen, Klimaexperten, Archäologen und andere Wissenschaftler in den Polargebieten selbst beobachtet oder erforscht haben. „Nirgendwo auf der Welt sind die Klimaveränderungen in den vergangenen Jahren so extrem ausgefallen wie an der Spitze der Antarktischen Halbinsel“, sagt Tagungsleiter Dr. Hans-Ulrich Peter. Der Jenaer Ökologe hat in den vergangenen 22 Jahren mit Wissenschaftlern, Doktoranden und Studenten bereits 16 Expeditionen dorthin unternommen. Aktuelle Forschungsergebnisse über die Auswirkungen des Klimas auf die Lebenswelt von Raubmöwen, Sturmschwalben und Pinguinen wird seine Arbeitsgruppe auf der Konferenz vorstellen.

Eindeutige Beweise für die Fernwirkung der zivilisierten Welt auf die ferne Antarktis will auch der renommierte englische Wissenschaftler Peter Convey vom British Antarctic Survey in Jena vorlegen. Deutsche und russische Kollegen werden die Ergebnisse von Eisbohrungen in der Arktis präsentieren, die die Umweltgeschichte der vergangenen 2.500 Jahre aufklären helfen.

„Neben der Fernwirkung der Menschen wird uns beschäftigten, welche direkten Folgen unser Aufenthalt und Verhalten in den Polargebieten hat“, kündigt Peter an. Australische, chinesische, brasilianische, britische, koreanische, russische und deutsche Forscher werden in einem Workshop ihre Erkenntnisse über den „Einfluss menschlicher Aktivitäten auf die terrestrischen Ökosysteme der Antarktis“ diskutieren. „Im Ergebnis wollen die Experten Vorschläge für einen Managementplan für das Untersuchungsgebiet der Jenenser Ökologen auf ,King George Island’ unterbreiten, der Richtlinien für künftige Stationsaktivitäten, wissenschaftliche Expeditionen und den zunehmenden Tourismus in der Antarktis beinhaltet“, erklärt Peter. Derzeit bemüht man sich um erweiterte Schutzgebiete im Bereich der Antarktischen Halbinsel, das Verbot von Tiefflügen über geschützten Regionen und die Ausweisung von touristischen Routen. „Es geht darum, die Lebenswelt von Tieren und die Standortbedingungen für Pflanzen in der Antarktis so wenig wie möglich zu beeinflussen und diesen einmaligen Kontinent besser zu schützen“, appelliert er.

Mit welchen wissenschaftlichen Beiträgen sich deutsche Forscher im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Schwerpunktprogramms „Antarktisforschung“ beteiligt haben und beteiligen werden, soll im Rahmen der 22. Polartagung während eines eigenen Kolloquiums beraten werden.

Während der Jenaer Tagung wollen die Polarforscher jedoch nicht nur unter sich bleiben, sondern ihre Forschungstätigkeit auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Deshalb gehören drei populärwissenschaftliche Abendvorträge (19., 20. und 22. September jeweils 20 Uhr im Hörsaal 2 des Uni-Campus) und eine Ausstellung von Bildern des Polarmalers Gerhard Rießbeck zum Programm, das im Internet zu finden ist unter: http://www.uni-jena.de/22__Internationale_Polartagung-page-39617.html.

Kontakt:
Dr. Hans-Ulrich Peter
Institut für Ökologie der Universität Jena
Dornburger Str. 159, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949415 oder 949400
Fax: 03641 / 949402
E-Mail: Hans-Ulrich.Peter@uni-jena.de

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