Reise in die eisige Vergangenheit

Studentische Grönlandeis-Expedition auf Sponsorensuche

Auf die Spuren der geologischen Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns begeben sich Studenten der Universität Greifswald im Rahmen einer Grönland-Expedition, die mitten im Hochsommer, vom 14. bis zum 30. Juli 2005, stattfindet. Dabei sollen Prozesse der Landschaftsentstehung, wie sie etwa vor 15.000 Jahren im Norden Deutschlands abgelaufen sind, erforscht werden. Gemeinsam mit ihren Leitern Prof. Dr. Reinhard Lampe und Dr. Gösta Hoffmann vom Institut für Geographie und Geologie wollen die 25 Teilnehmer der Fachrichtungen Geographie, Geologie, Ur- und Frühgeschichte sowie Landschaftsökologie 200 km Wegstrecke durch unwegsames Gelände und bepackt mit etwa 20 Kilogramm pro Person zum endlosen grönländischen Eis zurücklegen.

Damit haben sich die Nachwuchswissenschaftler viel vorgenommen. Insgesamt vierzehn Stationen gilt es in nur dreizehn Tagen zu Fuß zu absolvieren und zwar in voller Montur mit Rucksack und Zelt. Von Kopenhagen aus geht es zunächst mit dem Flugzeug nach Kangerlussuaq in Westgrönland und weiter mit dem LKW zum Berg „Sugar Loaf“. In den folgenden Tagen bietet sich dann die Möglichkeit, das eisige Naturerlebnis mit seiner einsamen Weite und faszinierenden schroffen Landschaft aus nächster Nähe zu erleben. Die Expeditionsmitglieder konzentrieren sich dabei vordergründig auf Prozesse im direkten Gletschervorland sowie auf die Biologie und die Siedlungsgeschichte Grönlands. So sollen neben den vielfältigen Vegetationsformen vor allem wichtige Entwässerungsbahnen, instabile Eisrandseen, Gletscherflüsse sowie die zahlreich vorhandenen Sander und Moränen erkundet werden. Dies ist beispielsweise rund um den Russell-Gletscher vorgesehen, dessen Fels mit etwa drei Milliarden Jahren zu den ältesten Gesteinen der Erde gehört. Im Zuge der Exkursion ist zudem der Besuch einer verlassenen Eskimosiedlung geplant.

Ziel der Expedition ist es, das Verständnis glazialer Prozesse [lat. ’’glacies’’ Eis] in der Natur nachzuvollziehen. Glaziale Entwicklungsstadien kennzeichnen in der Geologie alle formbildenden Erscheinungen der Erdoberfläche, die während der Eiszeit entstanden sind. Dementsprechend untersuchen die Studenten die Frühphase einer Landschaftsentstehung, welche für Mecklenburg-Vorpommern prägend gewesen ist. Der vorgenommene Analogieschluss von geologischen Vorgängen, die vor 15.000 Jahren auf dem Gebiet des nordöstlichsten Bundeslandes abliefen und heute noch in der Form in Grönland zu beobachten sind, ist von interdisziplinärem Interesse. Denn die dabei zu beobachtenden glazialen Prozesse stellen die Basis der Landschaftsentwicklung Mecklenburg-Vorpommerns und der angrenzenden Gebiete dar. Das grönländische Inlandeis ist darüber hinaus ein wahres Klimaarchiv und gleichzeitig ein sensibler Sensor der globalen Wetterlage, was zum Beispiel seit Längerem am Zurückweichen der Gletscher infolge der globalen Erwärmung zu beobachten ist.

Exkursionen dieser Art sind für Studenten der Geowissenschaften ein elementarer Bestandteil in der praktischen Ausbildung. Da die Grönland-Expedition nicht nur mit körperlichen Anstrengungen verbunden ist, sondern ebenso mit erheblichen finanziellen Aufwendungen, würden sich die studentischen Nachwuchsforscher über interessierte Sponsoren freuen (Tel. Dr. Gösta Hoffmann 03834/86 45 95).

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Geographie und Geologie
Dr. Gösta Hoffmann
Jahnstr. 17 a, 17487 Greifswald
T +49 (0)3834/86 45 95
F +49 (0)3834/86 45 72
E goesta@uni-greifswald.de

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Constanze Steinke idw

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