Zehn Jahre deutsche Arktisstation

Das Blaue Haus der Koldewey-Station

Am 10. August 1991 wurde die deutsche Arktisstation in Ny-Ålesund eingeweiht. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung war das erste nicht-norwegische Institut, das eine ständig besetzte Station auf Spitzbergen einrichtete. Durch seine Polarstationen verfügt das Alfred-Wegener-Institut über kontinuierliche Beobachtungen für die Klima- und Atmosphärenforschung sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis. Diese gleichzeitig erhobenen Messreihen sind ein einzigartiges Datenarchiv.

Vor zehn Jahren, am 10. August 1991, wurde die deutsche Arktisstation in Ny-Ålesund offiziell eingeweiht. Das „Blaue Haus“, das ehemalige Direktoriumsgebäude der Bergbaugesellschaft, wurde zur Koldewey-Station. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) war das erste nicht-norwegische Institut, das eine ständig besetzte Station auf Spitzbergen einrichtete. Inzwischen sind Forschung und Wissenschaft wichtige Komponenten des Lebens auf Spitzbergen geworden und Ny-Ålesund hat sich von einer ehemaligen Kohlengrube zu einem renommierten internationalen Forschungsstandort entwickelt, an dem ein Dutzend Forschungsinstitute aus sieben Ländern fest etabliert sind. Der wissenschaftliche Koordinator der Koldewey-Station, Dr. Roland Neuber von der Forschungsstelle Potsdam des AWI: „Die Koldewey-Station hat ihren festen Platz in der deutschen und die internationalen Arktisforschung. Für uns ist das zehnjährige Jubiläum vor allem ein Grund, sich auf die spannende gemeinsame Forschung in der nächsten Dekade zu freuen.“

Die Koldewey-Station und die norwegische Sverdrup-Station sind die einzigen ganzjährig besetzten Stationen in Ny-Ålesund. Das AWI führt hier ein umfassendes, mit den Norwegern abgestimmtes Messprogramm durch. Neben meteorologischen Daten werden Klimavariablen sowie Erdbeben und die Eigenschaften des Permafrostbodens kontinuierlich erfasst.

Ein Schwerpunkt der Forschung war von Anfang an die Beobachtung der stratosphärischen Ozonschicht mit verschiedenen Instrumenten und die Messung der am Ozonabbau beteiligten Spurenstoffe und der stratosphärischen Wolken, eines polaren Phänomens, das die Voraussetzung für den starken Ozonabbau in den Polargebieten ist. Die gute Qualität und langfristige Sicherstellung dieser Messungen erlaubte 1994 die Aufnahme der Koldewey-Station in das globale Netzwerk zur Beobachtung stratosphärischer Veränderungen (engl.: Network for the Detection of Stratospheric Change, NDSC).

Durch seine Polarstationen verfügt das Alfred-Wegener-Institut über kontinuierliche Beobachtungen für die Klima- und Atmosphärenforschung sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis. Diese gleichzeitig erhobenen Messreihen sind ein einzigartiges Datenarchiv. Derartige bipolare Studien führen weltweit nur wenige Forschungsinstitute durch.

Eine zweite wesentliche Funktion hat die Koldewey-Station als Standort für verschiedenste Forschungsprojekte. Dazu gehören z.B. die deutsch-japanischen Flugzeugkampagnen über die Klimawirksamkeit troposphärischer Aerosole oder einige große internationale und europäische Ozonforschungskampagnen.

Während die atmosphärischen Projekte vornehmlich im Winter und Frühjahr stattfinden, steht die Koldewey-Station im Sommer im Zeichen biologischer Untersuchungen. Die Spannweite reicht von den Lebensgemeinschaften der Algenwälder im Königsfjord bis zu den im Permafrost lebenden Bakterien. Zwei Themen stehen dabei im Vordergrund: Zum einen fahnden die Biologen nach Naturstoffen, die für Arzneimittel oder Kosmetika von Interesse sein könnten. Zum anderen untersuchen sie die Auswirkungen einer Zunahme der ultravioletten Strahlung auf verschiedene Organismen. Da die zunehmende UV-Belastung durch die schwindende Ozonschicht verursacht wird, schließt sich bei diesem Thema wieder der Kreis zu den atmosphärischen Beobachtungsprogrammen.

Im nächsten Jahr soll ein internationales meeresbiologisches Labor eingerichtet werden, um ganzjährig in Aquarien gehaltene Organismen untersuchen zu können. Es wird außerdem in den nächsten Jahren einige große europäische, amerikanische und japanische Satellitenprojekte zur Klimaforschung geben, die in den Polargebieten eine Referenz zum Abgleich ihrer Messergebnisse benötigen. In diese Untersuchungen des arktischen Klimasystems und seiner globalen Auswirkungen ist die Koldewey-Station fest eingebunden. Der Empfang von Satellitendaten wurde in diesem Jahr mit einer speziellen Antenne aufgenommen.

Für den Betrieb der Station sind zwei Personen ständig vor Ort. Derzeit sind es die Stationsleiterin Mareile Wolff und der Stationsingenieur Kay Krüger. Auch wenn die lokale Betriebsgesellschaft Kings Bay AS die Grundversorgung und Verpflegung stellt, bleiben neben der Wissenschaft auch viele organisatorische Arbeiten zu erledigen, so dass ohne das Engagement und die Begeisterung der beiden nördlichsten AWI-Mitarbeiter und ihrer Vorgänger das anspruchsvolle Forschungsprogramm der Station nicht zu bewältigen wäre.

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Dipl.-Ing. Margarete Pauls idw

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