Viel Schnee und wenig Lawinenopfer – Bilanz des Winters 2003/04

Der Winter 2003/2004 zeichnete sich in der Schweiz durch allgemein sehr gute Schneeverhältnisse und durch wenig Lawinenopfer aus: Bis zum 25. Mai starben zehn Personen in den Schweizer Alpen bei Lawinenunfällen – das ist weniger als die Hälfte verglichen mit dem langjährigen Mittelwert.

Bis zum 25. Mai verloren drei Tourenskifahrer, zwei Schneeschuhläufer, ein Variantensnowboarder, drei Variantenskifahrer und ein Kleinkind bei Lawinenunfällen ihr Leben. Diese Opferzahl liegt deutlich unter dem langjährigen Mittel von 25 Lawinentoten pro Jahr.

Dem Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF – es gehört zur Eidg. Forschungsanstalt WSL – wurden 80 Lawinen gemeldet, die etwa 130 Menschen mitgerissen hatten. Das entspricht dem Mittelwert der letzten zehn Jahre; es gab also nicht weniger Lawinen als in anderen Jahren. Thomas Stucki, Leiter des Lawinenwarndienstes des SLF, kommentiert: „Mehrere Beispiele deuten darauf hin, dass vor allem viel Glück zu dieser tiefen Opferzahl beigetragen hat. So gab es verschiedene Unfälle zu verzeichnen, bei denen mehrere Personen erfasst wurden, aber nur in einem Fall kamen dabei zwei Menschen ums Leben. Sonst war es jeweils höchstens eine Person, meistens aber glücklicherweise gar niemand. Bei einem weniger glimpflichen Ausgang steigt die Opferzahl natürlich rasch.“

Schnee bis in tiefe Lagen

Charakteristisch für den Winter 2003/2004 waren mehrere Schneefälle bis in tiefe Lagen. Rechtzeitig auf die Weihnachtsferien herrschten auch unterhalb von 1000 Metern gute Wintersportbedingungen. Ausgeprägt waren die Schneefälle auch um Mitte/Ende März: Am 11. März lagen in Locarno Monti (360 m) 25 Zentimeter Schnee, am 24. März in St. Gallen gar ein halber Meter. Auch anfangs April schneite es im Norden nochmals bis in tiefe Lagen.

„Götterdämmerung“ durch Saharastaub

Im Gebirge wurde ein früher Winterbeginn verzeichnet: Das Einschneien (Bildung einer bis zum Frühling durchgehenden Schneedecke) erfolgte auf dem Weissfluhjoch (2540 m) bereits am 4. Oktober. Das ist zwei Wochen vor dem mittleren Termin; und einzig 1975 wurde zu diesem Zeitpunkt bereits mehr Schnee verzeichnet (die Messungen begannen im Winter 1936/37).

In der zweiten Januarwoche regnete es zum Teil bis deutlich über 2000 m hinauf intensiv. Dadurch wurden unzählige Nassschneelawinen ausgelöst. Im Berner Oberland mussten sogar Strassen wegen Überschwemmungen gesperrt werden.

Der Februar war zuerst von frühlingshaften Verhältnissen geprägt, die Nullgradgrenze stieg auf 3500 m.

Am Morgen des 21. Februar herrschte eine gespenstige Stimmung: Eine Südstaulage führte reichlich Saharastaub über die Alpen; der Himmel – und in der Folge der Schnee – war gelb-rot gefärbt.

Insgesamt war der Winter 2003/2004 schneereich; Schönwetterperioden waren eher kurz; Kalt- und Warmperioden wechselten sich häufig ab. Die Schneedecke war im Allgemeinen eher stabil aufgebaut.

Für die Jahreszeit liegt momentan vor allem am Alpennordhang, in Graubünden und im Süden noch viel Schnee. Es herrschen schöne Frühlingsskitouren-Verhältnisse.

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