Bodenbedeckung der Erde: Außergewöhnliches Satelliten­bild der Erdvegetation

Eine außergewöhnliche Datenbank über die Bodenbedeckung der Erde im Jahr 2000 (GLC2000) ist nun endlich einsatzbereit. Damit wird eine wesentliche Wissenslücke in Bezug auf Bodenbedeckung und Vegetation unseres Planeten gefüllt. Der Aufbau der Datenbank erfolgte in weltweiter Zusammenarbeit von über 30 Forschungsorganisationen und wurde von der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission koordiniert. Die GLC2000-Ergebnisse werden vom 26. bis 29. November auf der Tagung der GMES (Global Monitoring for the Environment and Security) und auf der anschließenden GEO-Konferenz (Global Earth Observation) vom 28. bis 29. November in Baveno (Italien) vorgestellt. GLC2000 wird eine bessere Umweltüberwachung ermöglichen. Dies wiederum wird die Vorhersage und Vermeidung naturbedingter und anthropogener Katastrophen, die Untersuchung von Ökosystemen, der biologischen Vielfalt, des Klimawandels sowie Wettervorhersagen erleichtern.

“Wissenschaftler aus aller Welt haben uns in Zusammenarbeit ein außer­gewöhn­liches, präzises Bild vom Zustand der Oberfläche unseres Planeten beim Eintritt ins dritte Jahrtausend vermittelt,“ erklärte der Europäische Forschungskommissar Philippe Busquin. „Dank dieser aufwendigen Kartierungsarbeit können wir die Auswirkungen des Klimawandels und der menschlichen Aktivitäten auf die Natur besser überwachen. Wir verfügen über eine wertvolle Momentaufnahme von der Erdoberfläche, anhand derer wir Katastrophen besser vorhersagen und zu ihrer Vermeidung beitragen können. Die Überwachung der Bodenbedeckung der Erde gehört zu den Hauptaufgaben der gemeinsamen Initiative der Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation zur globalen Umwelt- und Sicherheits­über­wachung (GMES).

Kartierung unseres Planeten

Die Kartierung der gesamten Erdoberfläche wurde Anfang der 70er Jahre mit der Einführung von Erdbeobachtungssatelliten auf der Polarumlaufbahn erleichtert. Satellitenbilder dienten zur Kartierung unterschiedlicher Teile der Welt, aber erst in den Neunzigern wurde der erste komplette Datensatz erfasst, verarbeitet und analysiert. Satellitenbeobachtungen im Zeitraum 1992-1993 ermöglichten die Erstellung einer Karte der Bodenbedeckung, die für Klimamodellierung, Ressourcenmanagement und Studien über das Ökosystem intensiv genutzt wurde.

Seit 1993 aber hat sich die Bodenbedeckung unseres Planeten, zuweilen erheblich, verändert. Beispielswiese nahm die von tropischem Regenwald bedeckte Fläche seit 1993 jährlich um nahezu 6 000 000 ha ab. Gleichzeitig wurden neue und bessere Sensoren in die Umlaufbahn gebracht; Experten haben bei der Analyse der Daten, die sie zur Kartierung der Bodenbedeckung liefern, hinzugelernt. Das Projekt GLC2000 trägt zu diesem wissenschaftlich-technischen Fortschritt bei.

Lösung des Rätsels der Erdvegetation

1999 wurde mit einem von der Kommission und der Gemeinsamen Forschungsstelle koordinierten Projekt („Global Land Cover 2000” – GLC2000) die Erstellung einer neuen Datenbank eingeleitet, um den Zustand der Bodenbedeckung der Erde um die Jahrtausendwende zu erfassen. Das Projekt beinhaltete tägliche Beobachtungen der Erdoberfläche vom 1. November 1999 bis zum 31. Dezember 2000 durch den Sensor “VEGETATION” an Bord des Satelliten SPOT-4. Die Teilnehmer des Programms VEGETATION (Centre National d’ Etudes Spatiales in Frankreich, Schwedischer Nationalrat für Raumfahrt, Italienische Raumfahrt­organisation, Belgische Behörde für Naturwissenschaft und Technologie und Europäische Kommission) stellten die Beobachtungen des Satelliten SPOT-4 den GLC2000-Projektpartnern zur Verfügung.

Partner sind führende Nutzer von Bodenbedeckungsinformationen und Kartierungs­experten aus verschiedenen Teilen der Welt, darunter einigen tropischen Ländern. Lokale Sachverständige bildeten die jeweiligen Regionen so ab, dass die örtliche Bodenbedeckung optimal charakterisiert wird. Eingesetzt wurde ein von der Organisation der Vereinten Nationen für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) entwickeltes System zur Klassifizierung der Bodenbedeckung, so dass detaillierte regionale Karten kohärent bearbeitet und dargestellt werden konnten. Die GFS analysierte Regionalkarten und erstellte mit deren Hilfe die GLC2000-Datenbank. Diese neue Karte zeigt 22 detaillierte Bodenbedeckungstypen, von borealen Wäldern der nördlichen Hemis­phäre über landwirtschaftliche Nutzflächen, Städte und Wüsten bis hin zu tropischen Wäldern, Feuchtgebieten und Dauerschneegebieten.

Weltweite Zusammenarbeit und Anwendungen

Die FAO und die UNEP begrüßten die GLC2000-Produkte. Zusammen mit der Europäischen Kommission finanzieren sie die Veröffentlichung und Verbreitung der endgültigen Karten. Die FAO wird sie nutzen und ihren Mitgliedstaaten für Arbeiten in den Bereichen Klima, biologische Vielfalt und nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen zur Verfügung stellen.

Das vom UN-Generalsekretär Kofi Annan eingeleitete Programm Millennium Ecosystem Assessment, das Bewertungen für die Umweltkonventionen der UN liefern soll, verwendet GLC2000 als Bezugssystem, um die Bewertung der Auswirkungen von Veränderungen des Ökosystems auf die menschliche Gesundheit, Armut, biologische Vielfalt und Umweltqualität zu unterstützen.

Der französische Wettervorhersagedienst, Météo France, verwendet GLC2000-Daten in seiner Ökoklima-Datenbank als grundlegenden Bestandteil seiner Wettervorhersagemodelle und globalen Klimamodellierung in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für die mittelfristige Wettervorhersage.

Media Contact

Fabio Fabbi Europäische Kommission

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