Genetische Fingerabdrücke von Vulkanen

TU Bergakademie Freiberg eröffnet Forschungszentrum für vulkanische Gefüge

Ein Forschungszentrum für vulkanische Gefüge wurde an der TU Bergakademie Freiberg eingeweiht. Weltweit einmalig sammelt das „Zentrum für vulkanische Texturen“ alle verfügbaren Daten über vulkanische „Produkte“ wie Lava, Glutwolken- oder Fallablagerungen. In etwa fünf Jahren wird die Sammlung, die die bedeutenden mineralogischen und stratigraphischen Sammlungen der Universität sinnvoll ergänzt, Proben typischer Vulkanarten und Ablagerungsformen aller Kontinente vollständig vereinen.

Die Gefüge in Vulkaniten und vulkanogenen Sedimenten sind wie ein genetischer Fingerabdruck der jeweiligen Vulkane. Ihre Analyse erlaubt Rückschlüsse auf die Prozesse während des Magmenaufstiegs, der Eruption, des Transports und der Ablagerung. Sie geben beispielsweise auch Auskunft über die geologischen oder klimatischen Umgebungsbedingungen während ihrer Entstehung. Neben ihrem Nutzen für die Grundlagenforschung sind solche Erkenntnisse u. a. in der Lagerstättenlehre zur erfolgreichen Interpretation einer Lagerstätte und zur Ressourcenberechnung erforderlich.

Ein umfangreiches Archiv von Handstücken, Gesteinsscheiben und Dünnschliffen steht den Nutzern in Archivschränken jederzeit zur Verfügung. Das Forschungszentrum ist außerdem mit allen nötigen wissenschaftlichen Geräten ausgestattet, um die exakte Zusammensetzung und Mikrostruktur der Belege zu untersuchen. Multimediatechnik ermöglicht darüber hinaus Vorträge und wissenschaftliche Seminare in den Räumen des Zentrums im Humboldt-Bau der TU Bergakademie Freiberg an der Bernhard-von-Cotta-Straße.

„Parallel zur materiellen Sammlung“, erläutert Christoph Breitkreuz, Professor für allgemeine und historische Geologie an der Freiberger Universität und Initiator des Projektes, „entsteht noch eine virtuelle. In einer Datenbank, deren Struktur in Zusammenarbeit mit Prof. Heinrich Jasper vom Institut für Informatik erstellt wurde, werden zur Zeit alle Erkenntnisse zusammen mit Fotos, Analysen und Kommentaren abgelegt und in etwa zwei Jahren auch über das Internet den Wissenschaftlern weltweit zugänglich gemacht. Wir werden auch die Möglichkeit schaffen, dass Forscher außerhalb Freibergs unsere Datenbank um ihre Ergebnisse erweitern können.“ Außerdem gibt es Überlegungen, die Datenbank um relevante Fernerkundungsdaten zu ergänzen. Solche Daten können z. B. über die chemische Zusammensetzung oder thermische Anomalien im Vulkankörper Auskunft geben oder eine 3-D-Modellierung des Vulkankörpers auf dem Bildschirm ermöglichen. Ein erstes Projekt dazu wurde bereits innerhalb des Geokompetenzzentrums Freiberg realisiert. Aus Satellitendaten entstanden hier in Zusammenarbeit mit G.E.O.S. Abbildungen und Karten über das 100 mal 50 Kilometer große Meidob Vulkanfeld im NW Sudan, das aus über 700 Vulkanen besteht. Diese Karten können nun für Modellierungen und weitere Untersuchungen genutzt werden.

Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Breitkreuz
Professur für Allgemeine und historische Geologie am
Institut für Geologie der TU Bergakademie Freiberg
Tel: 03731/39-3126, E-Mail: cbreit@geo.tu-freiberg.de

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Katrin Apenburg idw

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