Geowissenschaftler zum Johannesburg Summit 2002

Forschen für die Nachhaltigkeit

Zehn Jahre nach der Klimakonferenz in Rio hat nach steigenden Temperaturen und den Flutkatastrophen von Ostdeutschland bis Bangladesh die Klimakonferenz in Johannesburg besondere Brisanz gewonnen. Klimaforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenabschätzung und Experten für Energierohstoffe an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben dazu interessante Ergebnisse vorzuweisen.

„Bei den Starkniederschlägen zeichnet sich derzeit ein Trend ab, der mit unseren Klimavorhersagen in Einklang ist – dass nämlich der Niederschlag insgesamt zunimmt und dass es zu Häufungen des Niederschlags kommt“, so Prof. Martin Claussen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Er geht davon aus, dass die Klimaerwärmung – die Vorhersagen gehen von zwischen 1,4 und 5,8 Grad Celsius für die kommenden hundert Jahre aus – zu einem großen Teil auf den Einfluss des Menschen zurückgeht. „Es gibt eine Bandbreite von Modellen, die zeigen, dass in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten der Eintrag von Treibhausgasen überwiegt“, so Prof. Claussen.

Seit der Klimakonferenz 1997 in Kyoto gibt es ein völkerrechtlich verbindliches Protokoll, das daher den Ausstoß von Treibhausgasen unter das Niveau von 1990 senken soll. „Praktisch reicht das noch lange nicht“, so Prof. Claussen. „Wir müssen wegkommen von den fossilen Brennstoffen. Dabei dürfen sich die Politiker aber nicht auf Kohlendioxid als einzigen „Übeltäter“ konzentrieren – auch Dieselruß trägt zum Beispiel zur Erwärmung bei.“

Auf den Einsatz fossiler Energieträger werden wir jedoch auch in den nächsten Dekaden nicht verzichten können, glaubt Dr. Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). „Optimisten sprechen daher davon, dass die konventionellen Erdölvorräte noch für 40 bis 60 Jahre ausreichen – vorausgesetzt, der Verbrauch bleibt auf dem heutigen Niveau. Die Reichweite verlängert sich durch die Ausbeutung unkonventioneller Erdöle, wie beispielsweise die Ölsande in Kanada und die Schwerstöle in Venezuela. Deren Gewinnung ist in der Regel jedoch langwieriger, teurer, schwieriger und oftmals mit Beeinträchtigungen der Umwelt verbunden“, so Dr. Gerling.

Dazu kommt, dass nach dem „Depletion Midpoint“ – dem Zeitpunkt, an dem die Hälfte der Vorräte verbraucht ist – eine Verknappung eintreten wird. „Dann steigt der Bedarf noch, während das Angebot rückläufig ist. Die Folge ist ein Preisanstieg und die Ausbeutung von Lagerstätten, die man bislang als nicht wirtschaftlich eingeschätzt hat“, so Dr. Gerling. Dieser Zeitpunkt wird – so die Schätzung der BGR – für Erdöl zwischen 2010 und 2030 liegen, für Erdgas zwei Jahrzehnte später.

Die BGR erforscht daher derzeit auch die Möglichkeit, CO2 aus der Verbrennung fossiler Energieträger anschließend wieder in den Untergrund zu verbringen – beispielsweise in ausgeförderte Erdgasfelder oder auch in tief liegende, salzwassergefüllte Schichten. Das Verfahren wird in der Nordsee bereits seit 1996 von der Firma STATOIL praktiziert. Dabei werden in einem von der Forschung begleiteten Projekt pro Jahr eine Million Tonnen CO2 im Untergrund deponiert. Die technische Machbarkeit des Verfahrens ist damit nachgewiesen. „Auf dem Kontinent wird es sicher noch einige Jahre dauern, bis dieses Verfahren eingesetzt wird“, so Dr. Gerling.

Die BGR wird im Winter ein neues EU-gefördertes Forschungsprojekt in Angriff nehmen. Dabei wird virtuell durchgespielt, wie und wo man den Kohlendioxid-Ausstoß des brandenburgischen Braunkohle-Kraftwerks Schwarze Pumpe (jährlich zehn Millionen Tonnen) in den Boden verbringen könnte – und wie die Folgen aussehen.

2002 ist das „Jahr der Geowissenschaften“. Ziel ist es, die geowissenschaftliche Forschung transparenter zu machen und einen lebendigen Dialog zwischen den Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit anzuregen und zu fördern. Das „Jahr der Geowissenschaften“ geht auf die Initiative „Wissenschaft im Dialog“ zurück, die von Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn, dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und den großen Forschungsorganisationen 1999 ins Leben gerufen wurde.

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Lutz Peschke idw

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