Internet als Datenquelle für Erdbebenforscher
Erdbebenforscher des European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) haben eine neue Methode gefunden, um Beben örtlich und zeitlich einzugrenzen. Sie greifen dafür auf das Internet als Datenquelle zurück.
Eine spezielle Software, die sie in die Homepage des Erdbeben-Zentrums integriert haben, liefert ihnen die benötigten Informationen, berichtet der NewScientist. Die Technik soll vor allem helfen, jene Beben besser zu dokumentieren, die zwar schwach sind, dennoch der Bevölkerung Grund zur Sorge geben.
Die Idee hinter der Methode ist äußerst simpel. Die EMSC-Wissenschaftler setzten darauf, dass Internet-User, die sich in einer Region befinden, in der gerade ein Erdbeben stattgefunden hat, auf die Homepage des EMSC zugreifen. Dort holen sich diese Personen weitere Informationen zu dem eben erlebten Erdbeben. Die Webseite des seismologischen Instituts liefert weitere Daten zur örtlichen Lage der Beben sowie zu deren Magnitude oder der Tiefe, von der die Eruption ausging. Die verwendete Software zeichnet nun die IP-Adressen der Website-Besucher auf. Aus diesen lässt sich die geografische Lage der Internetanschlüsse bestimmen und damit auch auf das Erdbeben selbst schließen.
Informationen beziehen die Wissenschaftler jedoch nicht nur von den Usern, die auf die EMSC-Seite zugreifen, sondern auch von jenen, die dies nicht tun. Aufgrund der geografischen Zuordenbarkeit der IP-Adressen registriert die Software auch jene Regionen, von denen kein User auf die EMSC-Seite zugegriffen hat. Das lässt die Experten auf Beschädigungen der Infrastruktur durch das Erdbeben schließen. Mit traditionellem seismologischen Equipment ist dies nicht möglich.
Die Technik wurde bereits erfolgreich bei der Lokalisierung eines Erdbebens auf den Azoren im Februar des vergangenen Jahres eingesetzt. Innerhalb von 15 Minuten konnten die Forscher anhand der IP-Daten das Erdbeben geografisch bestimmen.
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http://www.emsc-csem.orgAlle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften
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