Neue Leibniz-Graduiertenschule untersucht Wellen in Luft und Wasser

Eine neue internationale Graduiertenschule namens ILWAO bietet Nachwuchswissenschaftlern das Umfeld, um Wellenphänomene in der Atmosphäre und den Ozeanen zu untersuchen.

Das Kürzel ILWAO steht für „International Leibniz Graduate School for Gravity Waves and Turbulence in the Atmosphere and Ocean“. Die Graduiertenschule wird gemeinschaftlich betreut vom Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik (IAP), dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW), dem Lehrstuhl für Strömungsmechanik der Universität Rostock und dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik.

Bereits der Name macht auf eine Besonderheit aufmerksam. Hier werden Schwerewellen und Turbulenz sowohl in der Atmosphäre als auch im Ozean untersucht. Das ist neu und bietet die Möglichkeit, vorhandene Kompetenzen zu kombinieren und für neuartige Lösungen zu nutzen. Mit den Ergebnissen sollen physikalische Prozesse aufgeklärt werden, die für ein grundlegendes Verständnis der Atmosphäre und des Ozeans wichtig sind, beispielsweise für den Transport von Spurenstoffen. In der Gruppe werden neben Messungen in der Atmosphäre, im Meer und im Labor auch Simulationsrechnungen und Modellierungen durchgeführt.

Die neun Jungforscher-Positionen, die zurzeit international ausgeschrieben sind, zeichnen sich durch beste Arbeitsbedingungen aus: Das IAP verfügt über das weltweit einzige Resonanzlidar, das Temperaturen in der oberen Atmosphäre mit einer Genauigkeit von wenigen Kelvin und einer Zeitauflösung von wenigen Minuten messen kann – und das sogar unter Tageslichtbedingungen. Neue Radars ermöglichen kontinuierliche Turbulenzmessungen in der Atmosphäre.

Mit Hilfe ballongetragener Sensoren lassen sich zum ersten Mal in situ Messungen von Turbulenz in der unteren Stratosphäre mit der Messung von Wellen und Hintergrundatmosphäre verbinden. Außerdem stehen am IAP einzigartige theoretische Werkzeuge zur Simulation von Wellen und Turbulenz zur Verfügung. Am IOW existieren exzellente Turbulenzmodelle und ein breites Knowhow hinsichtlich der Messung von Turbulenz im Meer, auch mit neuartigen Mikrostruktur-Sensoren. Mit der an der Universität Rostock verfügbaren laseroptischen Methoden zur Untersuchung von Strömungsvorgängen lassen sich in Laborexperimenten die Randbedingungen für durch Schwerewellen erzeugte Turbulenz immer wieder variieren, so dass eine ideale Validierungsgrundlage für die am IAP und IOW vorhandenen numerischen Simulationen vorhanden ist.

Leibniz macht´s möglich: Die dreijährige Finanzierung der neun Nachwuchsforscher wurde in einem Wettbewerbsverfahren im Rahmen des „Paktes für Forschung und Innovation“ der Leibniz-Gemeinschaft, dem auch das IAP und das IOW angehören, eingeworben. Prof. Dr. Franz-Josef Lübken, Direktor des IAP und Initiator von ILWAO: „Es ist ein Glücksfall, dass wir hier in Mecklenburg-Vorpommern über eine so vielfältige Expertise zum Thema Schwerewellen und Turbulenz verfügen. Der Mehrwert, der durch unsere Vernetzung ersteht, überzeugte auch die Gutachter.“ Die Forschungslandschaft Mecklenburg-Vorpommerns sei mit ILWAO um eine Besonderheit reicher.

Kontakt:
Prof. Dr. Franz-Josef Lübken
Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik (IAP)
Tel: 038293 / 68100
Fax: 038293 / 6850
luebken@iap-kborn.de
Kontakt
Leibniz-Gemeinschaft
Josef Zens
Schützenstraße 6a
10117 Berlin
Tel.: + 49 (0) 30 20 60 49-42
Fax: + 49 (0) 30 20 60 49-55
E-Mail: zens@leibniz-gemeinschaft.de
Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 82 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Wissenschaft sowie sechs assoziierte Mitglieder. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die Institute beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiter, ihr Gesamtetat beträgt etwa 1,1 Milliarden Euro. Sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert.

Media Contact

Josef Zens idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Im Gleichgewicht: Wie das Gehirn seine Sensitivität justiert

Eine sensitive Wahrnehmung unserer Umwelt ist essenziell, um unser Verhalten zu steuern. Reagieren die neuronalen Netzwerke im Gehirn jedoch zu empfindlich auf Reize, führt dies zu neurologischen Störungen wie Epilepsie….

Aufstehen, losgehen, Hürden nehmen

Student*innen der TU Berlin bauen ein Exoskelett, um querschnittgelähmten Menschen das Laufen zu ermöglichen und suchen paraplegische Pilot*innen für den CYBATHLON 2024. Quer durch den Raum ist ein dickes Stahlseil…

Wie Bodenmikroben in der Wüste überleben

Zukunftsweisende Ergebnisse, denn: die Fähigkeit Dürreperioden zu überstehen wird immer wichtiger für Bodenbakterien. Lange Dürreperioden und plötzliche Regenfälle – wie schaffen es Wüstenbodenbakterien in diesem Umfeld zu überleben? Diese Frage…

Partner & Förderer