Polynesier kommen aus Ostasien

Die Vorfahren der Polynesier und Mikronesier waren aller Wahrscheinlichkeit nach Ostasiaten, die aus der Region um das heutige Taiwan auf die Inseln im Pazifik wanderten. Ein Forscherteam um Jonathan Friedlaender von der Temple University in Philadelphia hat außerdem festgestellt, dass diese Völker nur sehr weit entfernt verwandt mit den Melanesiern sind, die heute Neuguinea, Fidschi, die Salomonen und Vanuatu besiedeln. Über die neuesten Erkenntnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin PLoS Genetics.

„Zuerst siedelten die Ostasiaten auf den nahen Inseln wie Australien, Neuguinea und den Salomonen. Dort blieben sie drei bis vierhundert Jahre lang, zogen dann jedoch nach Osten in Richtung Zentralpazifik. Aus ihnen entwickelten sich schließlich Polynesier und Mikronesier“, so Friedlaender, dessen Arbeit vom Committee for Research and Exploration der National Geographic Society unterstützt wurde. Die Studie bringt auch hervor, dass die Melanesier – sie erhielten diesen Namen aufgrund ihrer dunkleren Hautfarbe – nicht eng mit den Polynesiern verwandt sind. Die Melanesier, die dann die Inselwelt um Neuguinea und die Salomonen bevölkerten, weisen untereinander eine „unglaublich große genetische Diversität auf“, wie der Ethnologe berichtet. „Die Divergenz in der Population dieser Inseln ist größer als jene in ganz Europa.“ Man könne, wenn man die Menschen sieht, nicht genau sagen, woher sie eigentlich kommen. „Das kann man übrigens auch an der Komplexität der Sprachen feststellen“, meint der Archäologe Patrick Kirch von der University of California in Berkeley. Allein auf der Insel Neuguinea gibt es 900 verschiedene Sprachen. „Das ist wahrscheinlich die dichteste Zahl an Sprachen pro Fläche weltweit.“

Mehr als zehn Jahre lang hat das Forscherteam aus Archäologen, Linguisten und Genetikern damit zugebracht, Daten über die Besiedelung der pazifischen Inseln zusammenzutragen. Wahrscheinlich wurden die nahen Inseln vor 30.000 bis 50.000 Jahren bevölkert. Nach diesen Theorien kamen Menschen nach Australien, Neuguinea und auf die Salomonen, als in Europa noch die Neandertaler lebten. Dort blieben sie auch für eine Weile und entwickelten sich in völliger Isolation. Vor 3.000 bis 3.500 Jahren folgte eine neue Migrationswelle aus Asien. Diese nannte man Lapita und sie waren die Vorfahren derer, die dann die entlegenen Eilande in Polynesien und Mikronesien besiedelten.

Frühere Studien, die Genetik, aber auch Töpfereistile miteinander verglichen, kamen zum Schluss, dass die Herkunft der Lapita wahrscheinlich Taiwan und Ostasien war. Friedlaender geht nun davon aus, dass die Menschen mit ihren Auslegerkanus zunächst an den Küstenabschnitten der Inseln siedelten, die nicht sonderlich dicht von den Melanesiern bevölkert waren. Sie zogen jedoch nicht weiter ins Landesinnere. „Möglicherweise hatten sie davor Angst, denn es gab immer wieder Fehden zwischen den verschiedenen Siedlern“, so Friedlaender. Andere Forscher hingegen nehmen an, dass die Neuankömmlinge länger blieben. Dass es einen kulturellen Austausch zwischen den Lapita und den Melanesiern gab, steht außer Zweifel.

Am ehesten wahrscheinlich ist eine relativ schnelle Völkerwanderung der Lapita. „Das bedeutet, dass die Polynesier und Mikronesier ein Mix aus taiwanesischen Aborigines, Ostasiaten und Melanesiern sind“, meint der Genetiker Spencer Wells. Die Untersuchung der mitochondrialen DNA, die nur von den Müttern weitergegeben wird, unterstreicht diese Express-Wanderungstheorie. Die Y-Chromosomen-Untersuchung hingegen geben Hinweise auf eine langsamere Wanderung“, so Wells. „Das ist eine sehr interessante Sache.“ Das deute daraufhin, dass möglicherweise Männer und Frauen andere Migrationsmuster aufweisen. „Auch von anderen Regionen der Erde ist das bekannt geworden“, erklärt der Forscher.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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