Amazonas-Ureinwohner hatten künstliche Fischteiche

Wissenschaftler der Universität von Florida haben im Amazonasgebiet Belege für ein komplexes Straßen- und Siedlungsnetz gefunden. „Die Funde konnten wir auf das 15. Jahrhundert datieren, also noch auf die Zeit, bevor der erste Europäer Südamerika betreten hat“, erklärt Mike Heckenberger, Professor für Archäologie an der Universität von Florida.

Bisher war man davon ausgegangen, dass es im brasilianischen „Upper Xingu Gebiet“ keine menschlichen Siedlungen gegeben hatten. Neben Mauerresten und Kochgeschirr fanden die Forscher auch Beweise dafür, dass die Bewohner eine intensive Fischereiwirtschaft betrieben. „In und teilweise vor den Städten fanden wir künstlich angelegte Teiche und Tümpel, die darauf hinweisen, dass man darin Fischfang betrieb“, meint der Archäologie-Professor.

Die nun entdeckten Überreste weisen auf eine hoch entwickelte Kultur hin, deren Dörfer und Städte nach einem festen Muster aufgebaut waren. Zentrum einer jeden Siedlung war eine Plaza, wie sie auch aus südeuropäischen Städten bekannt ist. „Die Städte hatten dabei etwa die Größe einer durchschnittlichen mittelalterlichen Stadt“, so Heckenberger. Um diese Zentren herum gruppierten sich kleinere Ortschaften, die vor allem durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt waren.

Wie im mittelalterlichen Europa oder dem antiken Griechenland waren auch die Amazonasstädte durch lange Befestigungswälle gesichert. Die Forscher fanden bei ihren Untersuchungen noch Fundamente, die auf teilweise massive Bauwerke hinweisen. Innerhalb dieser Wälle konnten sie Wohnquartiere ausmachen, in denen sie neben Grundmauern von Häusern auch Müllplätze und Kochgeschirr fanden. Verbunden waren die einzelnen Ortschaften durch ein viel verzweigtes Straßensystem, das sich innerhalb der Städte immer entlang einer Nord-Süd- beziehungsweise Ost-West-Achse erstreckte und sich auf der Plaza traf. „Die Funde weisen darauf hin, dass sich die Straßenbaumeister bei ihren Planungen am Stand der Sonne am Tag der Sommersonnenwende orientiert haben“, sagt Heckenberger.

Das abrupte Ende der Xingu-Kultur kam mit dem Eintreffen der europäischen Conquistadores im 16. und 17. Jahrhundert. Neben ihrer gewalttätigen Suche nach Gold und anderen Edelmetallen brachten sie vor allem Krankheiten wie Grippe, Windpocken und Masern mit nach Südamerika, gegen die die Ureinwohner keinerlei Immunabwehr aufwiesen. „Siedlung um Siedlung und schließlich ganze Regionen wurden in dem Maß aufgegeben, in dem sich die Bevölkerung verringerte“, berichtet Heckenberger. Das ging so schnell, dass der einzige Augenzeugenbericht über die Xingu-Kultur von Zeitgenossen als Fabel angesehen wurde.

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Erik Staschöfsky pressetext.schweiz

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