wissen.schafft.arbeit: Preisgekrönte Veredelung von Biogas in Erdgas

TU Chemnitz und Deutsche Postbank AG vergeben den mit 20.000 Euro dotierten Technologietransfer-Preis „wissen.schafft.arbeit“ an das Institut für Nichtklassische Chemie e.V. an der Universität Leipzig und an die DGE Dr. Günther Engineering GmbH in der Lutherstadt Wittenberg

Das Institut für Nichtklassische Chemie e.V. an der Universität Leipzig und die DGE Dr. Günther Engineering GmbH in der Lutherstadt Wittenberg sind die diesjährigen Sieger im Wettbewerb „wissen.schafft.arbeit“, den die TU Chemnitz und die Deutsche Postbank AG zum zweiten Mal ausgelobt haben. Den mit 20.000 Euro dotierten Technologietransfer-Preis erhalten sie für das von ihnen gemeinsam mit weiteren Praxispartnern entwickelte hocheffektive Verfahren zur umfassenden energetischen und stofflichen Nutzung von Biogas und Klärgas und die damit verbundene Verminderung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre. Den Preis nahmen am 26. November 2009 Dr. Jörg Hofmann vom Institut für Nichtklassische Chemie e.V. an der Universität Leipzig, und Dr. Lothar Günther, Geschäftsführer der DGE GmbH, bei einer Festveranstaltung im „Virtual Reality“-Hörsaal des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik in Chemnitz entgegen.

„Die Jury war besonders von der eleganten technischen und umweltfreundlichen Lösung zur Trennung von Biogas und Klärgas in deren Hauptbestandteile Methan und Kohlendioxid beeindruckt. Vielleicht werden mit Hilfe dieser Innovation die Bauern von heute die Öl-Scheichs von morgen“, berichtet Jury-Mitglied Prof. Dr. Urs Fueglistaller, Direktor des Schweizerischen Instituts für Klein- und Mittelunternehmen in St. Gallen, und fügt hinzu: „Das sehr gut funktionierende Zusammenspiel innerhalb des regionalen Netzwerkes aus 23 Firmen und Forschungseinrichtungen gilt als Musterbeispiel eines erfolgreichen Technologie- und Wissenstransfers.“ Und genau nach derartigen Beispielen sucht der Wettbewerb „wissen.schafft.arbeit“. Er richtet sich an Wissenschaftler sowie kleine und mittelständische Unternehmen, die in der Zusammenarbeit einen effektiven Wissens- und Technologietransfer durchgeführt haben. „Insgesamt gingen aus ganz Deutschland 26 Bewerbungen an der TU Chemnitz ein. Sie kamen aus vielen Branchen – von der Bio- und Umwelttechnologie über den Maschinenbau bis hin zur Elektro- und Informationstechnik“, berichtet Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes. „Auf Grund der hohen Qualität der Bewerbungen hatte es die Jury nicht leicht, einen Preisträger auszuwählen“, fügt Matthes hinzu.

Das von den Technologietransfer-Preisträgern gemeinsam mit ihren Partnern im INNOGAS-Netzwerk entwickelte Verfahren ermöglicht es, Biomethan in höchster Erdgasqualität mit einer Reinheit von mehr als 99 Prozent herzustellen, das problemlos in bestehende Erdgassysteme eingespeist werden kann. Die Methanverluste liegen unter 0,1 Prozent. Im Herbst 2006 wurde in der Nähe von Hamburg eine mobile Testanlage für 25 Kubikmeter Biogas pro Stunde aufgestellt, die 100 Haushalte im Jahr mit Gas versorgen könnte. Danach begann die Serienfertigung. Erste Großanlagen sind seit Oktober 2007 in Betrieb. Das internationale Interesse an diesem Verfahren ist groß und reicht bis nach China, in die USA und nach Saudi-Arabien. 2008 hat die Erdgas Zürich AG die exklusiven Lizenzrechte zum Bau und Vertrieb dieser Anlagen in der Schweiz und Liechtenstein erworben. Die erste Biomethananlage in Containerbauweise ging in der Schweiz im gleichen Jahr in Betrieb. Großanlagen sind danach auch vom Lizenznehmer MT-Biomethan Zeven, der inzwischen 230 Mitarbeiter beschäftigt, für die Firmen Eon und Lichtblick errichtet worden. Derzeit sind Anlagengrößen bis zu einer Menge von 3.000 Kubikmeter Biogas pro Stunde in Planung. 2009 hat auch die Firma Strabag Umweltanlagen in Dresden eine Lizenz zum Bau von Biomethananlagen erworben. Laut Aussage der Firma DGE werden mit der neuen Technologie bis Ende 2009 weltweit etwa 110 Millionen Kubikmeter Biomethan hergestellt. Ein wesentlicher Vorteil des neuen Verfahrens besteht darin, dass es drucklos arbeitet, mit vergleichsweise einfachem Equipment auskommt und keine giftigen und umweltgefährdenden Mittel eingesetzt werden. Außerdem ermöglicht das so genannte BCM-Verfahren, auch deponierte Schlechtgase aufzuarbeiten. Allein in Deutschland gibt es derartige Lagerstätten, wo Gasmengen mit geringem Methangehalt in Mengen bis zu jeweils einer Milliarde Kubikmeter lagern.

Stichwort: Wettbewerb und Preis „wissen.schafft.arbeit“

Derzeitig werden neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft noch nicht in ausreichendem Maß in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umgesetzt. Die Intensivierung von Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die Erprobung neuer Formen der Zusammenarbeit und die stärkere Einbindung von KMU in den Technologie- und Wissenstransfer sind ein wesentlicher Baustein zur Verbesserung der bestehenden Situation. Der von der TU Chemnitz und der Deutschen Postbank AG im Jahr 2008 zum ersten Mal ausgelobte Wettbewerb „wissen.schafft.arbeit“ möchte besonders gelungene Projekte zum Technologie- und Wissenstransfer identifizieren und zur stärkeren Thematisierung und Nachhaltigkeit dieser Prozesse beitragen. Gesucht werden vor allem innovative und nachhaltige Kooperationsformen mit Modellwirkung. Erfolgreiche Kooperationen im Bereich Technik und Technologie sollen im Mittelpunkt des Wettbewerbs liegen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie war gern bereit, die Schirmherrschaft über den Wettbewerb zu übernehmen. Dr. Mario Daberkow, Vorstand der Deutschen Postbank AG, sagte zur Preisverleihung: „Wir werden künftig nur über Wissen neue Arbeitsplätze schaffen. Die Ideen von Menschen in Unternehmen, deren Engagement, Mut, aber auch deren Bereitschaft, Fehler zu machen, sind die Basis für den Erfolg.“

Für den mit 20.000 Euro dotierten Preis „wissen.schafft.arbeit“ können sich Wissenschaftler sowie kleine und mittelständische Unternehmen bewerben, die gemeinsam einen effektiven Wissens- und Technologietransfer aus der Forschung in die Praxis durchgeführt haben. Ein teilnehmendes Kooperationsteam muss dabei aus mindestens einem wissenschaftlichen Akteur mit Sitz in Deutschland und einem kleinen oder mittelständisch geprägten Unternehmen bestehen. Im kommenden Jahr wird dieser Preis erneut ausgelobt.

Weitere Informationen sind erhältlich unter http://www.wissenschafftarbeit.de und bei Manuela Zenk, Projektkoordinatorin des Wettbewerbs, Telefon 0371 531-19999, E-Mail manuela.zenk@wirtschaft.tu-chemnitz.de.

Kontakt zu den Preisträgern: Institut für Nichtklassische Chemie e.V. an der Universität Leipzig, Dr. Jörg Hofmann, Permoserstraße 15, 04318 Leipzig, Telefon 0341 235-2214, E-Mail hofmann@inc.uni-leipzig.de , http://www.uni-leipzig.de/inc & DGE Dr. Günther Engineering GmbH, Dr. Lothar Günther, Hufelandstraße 33, 06886 Wittenberg, Telefon 03491 661841, E-Mail dge-info@t-online.de

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Mario Steinebach idw

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