Die Wege des Blutes dreidimensional sichtbar machen

Der Innovationspreis 2008 der Deutschen Gesellschaft für Informatik (GI) ist an Esther Platzer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena verliehen worden.

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Digitale Bildverarbeitung der Jenaer Universität wurde gemeinsam mit Dr. Frank Deinzer von der Siemens AG für die Erfindung „Erstellung von 4-D-Angiogrammen in der interventionellen Radiologie“ geehrt. Der Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Informatik wird seit 2005 jährlich verliehen; er ist mit 5.000 Euro dotiert.

Als Angiographie wird die medizinische Technik bezeichnet, mit der Ärzte Bilder von Blutgefäßen im Körper machen. Dank der Erfindung von Platzer und Deinzer können Ärzte künftig den Blutfluss in menschlichen Gefäßen dreidimensional anschauen. Sie erhalten so ein wichtiges Diagnose-Instrument für die Behandlung von Gefäßkrankheiten, die heute in der westlichen Welt als häufigste Todesursache gelten. Bislang ist es nur möglich, den Verlauf von Blutgefäßen beim Röntgen zweidimensional zu erfassen und ergänzend die Analyse des Computertomographen zu Rate zu ziehen. Die Tomographie liefert zwar dreidimensionale Bilder, die jedoch nur statisch sind, ohne den tatsächlichen Blutfluss darzustellen. Mit der ausgezeichneten Erfindung werden nun beide bildgebenden Verfahren miteinander verknüpft.

„Ich freue mich, etwas Innovatives geschaffen zu haben, das den Menschen nützt“, sagt Esther Platzer. Inzwischen sei die Idee durch sechs Patente in Deutschland und den USA rechtlich geschützt, ergänzt die 26-Jährige. Zurzeit wird eine klinische Evaluation vorbereitet, bei der die 4-D-Angiogramme im Rahmen von klinischen Standardprozeduren als zusätzliche Informationsquelle evaluiert werden sollen.

Esther Platzer studierte an der Universität Koblenz Computervisualistik. Für ihre Diplomarbeit zur Visualisierung des Blutflusses im menschlichen Körper erhielt sie Ende 2007 den 1. Preis des BMW „Scientific Award“ verliehen. Aktuell arbeitet sie am Lehrstuhl von Prof. Dr. Joachim Denzler an einem Projekt zur automatischen Erkennung und Klassifikation von äußeren Schäden an Drahtseilen.

Kontakt:
Esther Platzer
Institut für Informatik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe Platz 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 946424
E-Mail: platzer[at]informatik.uni-jena.de

Media Contact

Stephan Laudien idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer