Thüringer Forschungspreis für Prof. Dr. Jörg Rüpke von der Universität Erfurt

Der Preis wird für herausragende Forschungsleistungen in den Kategorien „Grundlagenforschung“ und „Angewandte Forschung“ sowie für wissenschaftliche Leistungen mit besonderer wirtschaftlicher Relevanz als „Transferpreis“ sowohl an einzelne Wissenschaftler als auch an Forschergruppen vergeben, die an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes Thüringen oder im Verbund dieser Einrichtungen mit weiteren Partnern aus Thüringen entstanden sind.

Mit seiner Vergabe sollen nicht nur exzellente Forschungsergebnisse gewürdigt, sondern gleichzeitig die Potenziale des Wissenschaftslandes Thüringen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Professor Rüpke erhält den Forschungspreis in der Kategorie „Grundlagenforschung“, der mit 17.500 Euro dotiert ist.

Der Erfurter Religionswissenschaftler hat sich vor allem mit seiner Forschung über den religiösen Wandel in der römischen Antike verdient gemacht. Rüpke zeigt, dass diese Epoche nicht durch die Konkurrenz verschiedener Religionen geprägt, sondern durch die Ausweitung religiösen Denkens und Handelns in die verschiedensten Bereiche des individuellen und sozialen Lebens. Es ist der Stellenwert von Religion, der sich verändert, so Rüpkes zentrale These, nicht die Konkurrenz von Religionen oder ihr Widerstreit. Diese Neubewertung ist möglich, wenn man nach den Spielräumen individuellen religiösen Handelns fragt, also nicht mehr die kollektive Religionsausübung ins Zentrum der Betrachtung rückt. Für das römische Altertum ist dieser Zugang neu, war die Forschung doch gewohnt, in dieser Epoche von eindeutigen politischen oder religiösen Identitäten auszugehen. Prof. Dr. Jörg Rüpke ist es jedoch gelungen, ein Modell religiöser Individualität zu entwickeln, das für diese Epoche einschlägig ist. Ihren sichtbaren Ausdruck findet seine multidisziplinäre Zugangsweise im Programm der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Kolleg-Forschergruppe „Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive“, die 2008 von Prof. Dr. Jörg Rüpke und Prof. Dr. Hans Joas am Max-Weber-Kolleg aufgebaut wurde.

Das Individuum weiter im Blick, widmet sich Rüpke in jüngster Zeit auch der Erforschung religiöser Praktiken in der römischen Antike. Hier beschreitet er ebenfalls neue Wege: Hat sich die Forschung bislang vornehmlich auf die öffentlichen Aspekte von Ritual und Religion konzentriert, widmet sich der Erfurter Religionswissenschaftler der alltäglichen, gelebten Religion. Das Konzept der „religiösen Individualität“ wird damit einer eingehenden Prüfung unterzogen, und über die kanonischen Texte hinaus werden materielle Zeugen antiker Religionspraxis wie Inschriften, Bildnisse, Kleidung, Architektur und Schmuck für die Forschung relevant. Diese bezieht damit erstmals die Erfahrungen und Emotionen, also das individuelle Erleben von Religion, mit ein und ist so neben der religionsgeschichtlichen auf archäologische, ägyptologische und kunsthistorische Expertise angewiesen. Unter dem Titel „Lived Ancient Religion“ betreibt Jörg Rüpke Altertumswissenschaft in umfassendem Sinne, wofür ihn der Europäische Forschungsrat 2011 mit einem Advanced Investigators Grant ausgezeichnet hat.

„Es sind aber nicht nur die erfolgreiche Einwerbung koordinierter Projekte und die große Zahl an Publikationen, die Rüpkes Forschung zu weiter Ausstrahlung verhelfen“, erklärt Prof. Dr. Kai Brodersen, Präsident der Universität Erfurt. „Er hat sich zudem große Verdienste in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses erworben. Mehr als zwei Dutzend junge Wissenschaftler wurden mit ihren Promotionen und Habilitationen von Jörg Rüpke betreut und sind jetzt vielfach in eigenständigen wissenschaftlichen Positionen tätig. In diesem umfassenden Engagement für die Weiterentwicklung seines Fachs – sei es in personeller, methodischer oder forschungspraktischer Hinsicht – liegt die besondere wissenschaftliche Leistung von Professor Rüpke, die nun mit dem Thüringer Forschungspreis eine sichtbare Anerkennung erfährt.“

Media Contact

Carmen Voigt idw

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