Technik intuitiv nutzbar machen

Ein Ziel treibt ihn an, das viele Menschen begeistern dürfte: „Ich möchte, dass die Technik leichter und intuitiver benutzbar wird. Niemand hat Zeit und Lust, neue Geräte und Dienste zunächst zu erlernen – die Technik muss sich dem Menschen anpassen.

Dazu müssen Techniker wissen, was Menschen wollen und was nicht. Aber natürlich sind auch nicht alle Menschen gleich!“ sagt Sebastian Möller (40), Professor für das Fachgebiet „Quality and Usability“ an den Deutschen Telekom Laboratories der TU Berlin. Seit 15 Jahren arbeitet der engagierte Wissenschaftler erfolgreich auf den Gebieten der Sprachsignalverarbeitung, der Telekommunikation, der Kommunikationsakustik und der Mensch-Maschine-Interaktion. Seine Spezialität ist die Frage nach der Qualität und wie sie bei den Menschen ankommt: Was finden sie gut, was schlecht?

Ob Telefon, Internet-Fernsehen, Handy, interaktive Dienste oder Sprachportale, immer häufiger nutzen wir täglich technische Systeme und treten mit ihnen in einen Dialog. Dass dies problemlos funktioniert, ist Folge umfangreicher Forschungen, für die Professor Sebastian Möller jetzt den mit 10.000 Euro dotierten Johann-Philipp-Reis-Preis für herausragende, innovative Leistungen auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik erhält.

Die in der Telekommunikationsbranche renommierte Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler wird alle zwei Jahre vom VDE gemeinsam mit der Deutschen Telekom AG und den hessischen Städten Friedrichsdorf und Gelnhausen vergeben, in denen der Erfinder Reis lebte. Die Informationstechnische Gesellschaft im VDE (ITG) ist verantwortlich für die Ausschreibung und Bewertung der eingereichten Arbeiten.

Den Mensch im Blick der Forschung
„Herr Möller gilt heute als einer der führenden Experten der Qualitätsbeurteilung und der benutzerfreundlichen Gestaltung von Kommunikationsnetzen und multimodalen interaktiven Systemen und Diensten. Sein wissenschaftlicher Werdegang spiegelt seine ungewöhnliche Schaffenskraft und Entdeckerfreude wider. Studium der Elektrotechnik in Bochum, Orléans und Bologna, Promotion und Habilitation in Bochum, dann die Berufung an das Forschungsinstitut der Deutschen Telekom mit Übernahme einer Professur an der TU Berlin 2007, wo er in kurzer Zeit eine aktive große Arbeitsgruppe aufbaute, sind die Stationen seiner großartigen wissenschaftlichen Entwicklung“, erklärt Professor Dr.-Ing. Dietrich Wolff im Gutachten der Jury zur Preisverleihung. Sebastian Möller entwickelt aktuell Methoden, um die Erfahrungen der Nutzer zu erfassen und zu quantifizieren sowie Werkzeuge, die es dem Planer gestatten, seine Dienste hoch-qualitativ zu gestalten. „Automatisierte Sprachdialogsysteme sollten sich an den Nutzer anpassen. Dazu müssen sie automatisch erkennen, ob der Anrufer jung oder alt ist, ob es ein Mann oder eine Frau ist und auch ob der Anrufer aufgeregt ist und sein Problem gelöst haben möchte oder ob er eine sachliche Anfrage hat. Entsprechend muss der Dialog dann angepasst werden, damit die Akzeptanz solcher Dienste steigt. Auch an solchen Themen arbeiten die Deutschen Telekom Laboratories. Das Deutsche Telekom Sprachportal ist gerade bei den Voice Days 2009 als die beste deutschsprachige Sprachanwendung ausgezeichnet worden“, erklärt Möller an einem Beispiel die Herausforderungen seiner Arbeit. Die Forschungsergebnisse sind aus Sicht der Jury „bedeutende nachrichtentechnische Neuerungen, die Auswirkungen auf die Volkswirtschaft initiiert haben oder erwarten lassen“. Das ist das Ziel des Johann-Philipp-Reis-Preises.
Über den Johann-Philipp-Reis-Preis
Die Auszeichnung erinnert an den 1834 in Gelnhausen geborenen und 1874 in Friedrichsdorf verstorbenen Johann Philipp Reis. Bereits am 26. Oktober 1861 führte der Autodidakt und Physiker erstmals in Frankfurt am Main das erste Gerät zur Tonübertragung „Telephon“ vor. Damit hatte er noch vor Alexander Graham Bell das Telefon erfunden, aber diese Erfindung nicht patentieren lassen. Gemeinsam mit den Städten Friedrichsdorf im Taunus und Gelnhausen sowie der Deutschen Telekom verleiht der VDE seit 1986 alle zwei Jahre den mit Euro 10.000 dotierten Johann-Philipp-Reis-Preis. „Wir zeichnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis 40 Jahre aus, die eine herausragende, innovative Veröffentlichung auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik publiziert haben. Mittlerweile blicken wir auf eine ganze Reihe sehr erfolgreiche Preisträger zurück, die in Wissenschaft und Wirtschaft große Erfolge verzeichnen“, erklärt Dr.-Ing. Volker Schanz, Geschäftsführer der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE (ITG). Für den VDE steht die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ganz klar im Fokus. Im Fall von Professor Sebastian Möller ein Glücksgriff, denn er gibt der Technik menschliche Züge: „Nutzungsfreundlichkeit umfasst zum einen die klassischen Aspekte der Gebrauchstauglichkeit – Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit der Nutzer. Zum anderen geht es aber auch darum, positive Erfahrungen beim Nutzer zu erzeugen – den sogenannten. Joy-of-Use. Da spielen auch Aspekte wie Coolness, Design und Ästhetik eine Rolle“, so Möller.
Über den VDE
Der VDE ist mit 35.000 Mitgliedern, davon 1.300 Unternehmen und 8.000 Studenten, einer der großen technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas. Sein System ist weltweit einmalig: Der VDE vereint Wissenschaft, Normung und Produktprüfung unter einem Dach. VDE-Tätigkeitsfelder sind der Technikwissenstransfer, die Forschungs- und Nachwuchsförderung der Schlüsseltechnologien Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik. Der VDE engagiert sich für ein besseres Innovationsklima, eine moderne Ingenieurausbildung und eine hohe Technikakzeptanz.

Die Informationstechnische Gesellschaft im VDE (ITG) mit rund 11.000 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik engagiert sich für die Förderung der Informations- und Kommunikationstechnik sowie ihrer Anwendungen und für den technisch-wissenschaftlichen Nachwuchs.

Pressekontakt: Melanie Mora, Tel. 069 6308461, melanie.mora@vde.com

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