Schader-Preis 2014 für Stephan Leibfried

(v.l.n.r.) Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard (Stiftungsratsvorsitzender), Prof. Dr. Stephan Leibfried (Preisträger), Alois M. Schader (Stifter) und Prof. Dr. Anne Peters (Laudatorin) Schader-Stiftung, Foto Christoph Rau

Mit dem Preis zeichnet die Schader-Stiftung Gesellschaftswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler aus, die durch ihre wissenschaftliche Arbeit und ihr öffentliches Wirken wichtige Beiträge für die Lösung gesellschaftlicher Probleme geleistet haben. Stephan Leibfrieds Initiative ist im Wesentlichen die Gründung des 'Zentrums für Sozialpolitik' (ZeS) 1988 an der Universität Bremen zu verdanken.

Das ZeS ist eine interdisziplinäre Einrichtung, die Ökonomie, Politik, Soziologie, Sozialmedizin sowie Gesundheitspolitik umfasst und mittlerweile zu einer international führenden Forschungseinrichtung in der Sozialpolitik und der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung geworden ist. Der Schader-Preis wird vom Senat der Schader-Stiftung verliehen.

Für den Senat begründete Professor Jutta Allmendinger die Entscheidung für den Bremer Wissenschaftler: „Bemerkenswert im Hinblick auf die Ziele der Schader-Stiftung sind insbesondere Leibfrieds vielfältige Versuche, Brücken in die Praxis zu schlagen.“

Mit Blick auf das Jubiläum 100 Jahre „Großer Krieg“ und seine eigenen Arbeiten zur Staatsentwicklung trug Stephan Leibfried vor, wie sich das deutsche Bild vom Staat am Beispiel der Metapher und der Zeichnung des „Staatsschiffs“ von 1871 bis 1918 entwickelt hat. Ausgangspunkt war die Karikatur von Sir John Tenniel im Punch 1890 „Der Lotse geht von Bord“: Wilhelm II. steht an Bord seiner Staatsjacht Hohenzollern I und schickt seinen Kanzler Bismarck davon, das Fallreep hinunter ins Beiboot. Es handelt sich um eine Karikatur, die damals in Deutschland wie eine Bombe einschlug, und ein vieldeutiges Motiv, das noch heute variationsreich regelmäßig in der Presse aufgegriffen wird.

„Die Deutschen kennen seither auch auf ihren Staatsschiffen nur noch Lotsen und keine Steuermänner – ohne die geht es aber leider auf hoher See nicht. Vor allem vergessen sie, dass ihr Urbild vom Staatsschiff bis heute die 'Privatjacht' Hohenzollern I von Wilhelm II. geblieben ist und nicht etwa die 'Superfregatte Grundgesetz' oder das 'Flaggschiff Weimarer Verfassung'.“ Leibfried konstatierte, das alte autokratische Bild von 1890 sitze so fest, dass in unserem kollektiven Bildgedächtnis — anders als etwa in dem der USA — das alte Staatsschiff und die neue Demokratie bis heute getrennte Wege gehen.

„Stephan Leibfried war und ist ein großer Forschungspolitiker und damit auch ein Praktiker des Wissenschaftsbetriebs“, sagte Prof. Dr. Anne Peters, Direktorin und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg, in ihrer Laudatio. „Dies zeigt sich nicht nur daran, dass er große Forschungsverbünde konzipiert, aufgebaut und geleitet hat, sondern auch in seinen scharfsinnigen Kommentaren und konstruktiven Vorschlägen zur Exzellenzinitiative“, so Peters weiter.

Der Schader-Preis wird jährlich von der Schader-Stiftung verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Preisgericht ist das Kuratorium der Stiftung. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Jutta Allmendinger (2013), Paul Kirchhof (2012), Jan Philipp Reemtsma (2011), Wolf Lepenies (2010), Lord Ralf Dahrendorf (2009), Klaus von Beyme (2008), Franz-Xaver Kaufmann (2007), Gesine Schwan (2006) und Ulrich Beck (2005).

Die Schader-Stiftung fördert die Gesellschaftswissenschaften und deren Dialog mit der Praxis. Die gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Darmstadt finanziert seit ihrer Gründung im Jahre 1989 ihre Fördertätigkeit aus den Erträgen des von Alois M. Schader gestifteten Privatvermögens.

Der Vortrag des Preisträgers und weitere Dokumente zum Schader-Preis sind verfügbar unter www.schader-stiftung.de/schader-preis

http://www.schader-stiftung.de/schader-preis

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Peter Lonitz idw - Informationsdienst Wissenschaft

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