Rotbarsch entkommt Barotrauma

Anlässlich des Weltfischereitages am Montag den 21. November fordert der WWF, die Fischerei umweltverträglicher zu gestalten und stellt die Gewinner des internationalen Wettbewerbs „Schlaue Netze“ vor. Die Umweltorganisation prämiert die Entwicklung von innovativen Fischereimethoden aus aller Welt, die Umweltschäden wie unerwünschten Beifang reduzieren.

Der mit 30.000 US-Dollar dotierte Hauptpreis geht in diesem Jahr an den Kapitän eines japanischen Thunfischfängers. Seine Erfindung verringert den Beifang von Seevögeln in der Langleinenfischerei auf Thunfisch um bis zu 89 Prozent. Mit zusätzlichen Gewichten lassen sich die mit Ködern bestückten, mehrere hundert Meter langen Fischerleinen tiefer unter der Wasseroberfläche ausbringen. Damit sind die Haken für die gefährdeten Albatrosse und anderen Seevögel auf ihrer Jagd nach den Ködern außer Reichweite. Bis zu 300.000 Seevögel fallen derzeit weltweit pro Jahr der Langleinen-Fischerei zum Opfer.

„Wir müssen die negativen Auswirkungen des Fischfangs eindämmen, damit unsere Meere lebendig bleiben“, sagt Karoline Schacht. „Der WWF-Wettbewerb fördert gute und vor allem praktische Ideen zutage, die für Profifischer und Freizeitangler anwendbar sind.“

Mit 10.000 US-Dollar wurde eine Erfindung prämiert, die Beifangschäden in der Freizeitangelei reduziert. Aus verschiedenen Gründen muss der Angler gefangenen Fisch wieder freisetzen, nämlich zu kleine oder zu viel gefischte Tiere. Der sogenannte SeaQualizer erhöht die Überlebenschancen von in tiefem Wasser lebenden Fischen wie Rotbarsch und Red Snapper, wenn sie freigelassen werden, indem er die Symptome von Barotrauma verringert. Da sich die Schwimmblase der Fische ausdehnt, wenn sie nach oben gezogen werden, erhöht sich der Auftrieb der Fische. Die freigesetzten Fische können deshalb nicht in die Tiefe zurückkehren und verenden zumeist an der Oberfläche. Die von einem Team aus Florida erfundene Vorrichtung ermöglicht es dem Angler, Fische in ihrer angestammten Wassertiefe statt an der Oberfläche freizusetzen. Der SeaQualizer kann bei vorherbestimmtem Wasserdruck auslösen und in Abhängigkeit von Tiefe und Fischart die Überlebensrate um ca. 50 Prozent steigern. „Der Angelsport zieht oft überfischte Arten wie Rotbarsch und Red Snapper in Mitleidenschaft und hat auf manche Bestände beachtliche Auswirkungen“, so Schacht weiter. In den USA stammten 2002 vier Prozent der Gesamtanlandung von Meeresfisch aus der Freizeitangelei. Betrachtet man nur die gefährdeten Fischbestände, waren es sogar 23 Prozent der landesweiten Fänge.

Der dritte ebenfalls mit 10.000 US-Dollar dotierte Preis leistet einen Beitrag zum Schutz von bedrohten Meeresschildkröten, die oft als Beifang in Fischernetzen verenden. Stellnetze werden mit Fischereileuchten ausgerüstet, so dass Meeresschildkröten die beleuchteten Netze umschwimmen. 60 Prozent weniger Schildkröten gingen während der Testphase ins Netz, ohne dass die Fangerfolge von Fisch sich verringerten. Stellnetzfischerei – die Fischerei mit feststehenden Netzen – gehört zu den Methoden der Küstenfischerei und ist weltweit verbreitet. Eingereicht wurde die prämierte Idee von einem Team des Ocean Discovery Instituts der Universitäten San Diego und Hawaii. Den Wettbewerb SmartGear, zu Deutsch „Schlaue Netze“ hat der WWF zum fünften Mal durchgeführt. 74 Teilnehmer aus 31 Ländern reichten ihre Vorschläge ein. Die Gewinner hat eine unabhängige Jury aus Wissenschaftlern, Fischern, Ingenieuren, Vertretern der Fischereiindustrie und der Umweltverbände ausgewählt. Die Preise wurden am 17. November in Seattle überreicht.

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