Röntgenpreis für Martin Stadler

Die Auszeichnung ist für herausragende Nachwuchswissenschaftler der Universität bestimmt; überreicht wurde sie beim Stiftungsfest der Hochschule am 11. Mai in der Neubaukirche.

In der Ägyptologie gilt Martin Stadler aufgrund seiner Arbeiten zum römischen Ägypten als „signifikanter Vertreter der 'Würzburger Schule'“, wie es ein Rezensent seiner Dissertation formuliert hat. Gefördert durch ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes hat Stadler in dieser Arbeit als Erster eine bis dahin unbekannte, sehr ungewöhnliche und schwierige Quelle zur ägyptischen Religion aus dem ersten Jahrhundert nach Christus ediert und kommentiert.

Mit seiner Habilitationsschrift über den ibisköpfigen Gott Thot beschritt Stadler dann neue methodische Wege: Er verband die Ausdeutung wesentlicher Teile des ägyptischen Totenbuchs mit der Analyse des Weisheitsgottes. Diesen Ansatz bezeichnete Professor Mark Smith aus Oxford als richtungweisend für Arbeiten zur ägyptischen Religionsgeschichte. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den Druck dieses knapp 600 Seiten starken Buches mit 7.800 Euro.

Erfolg beim Einwerben von Drittmitteln

Auch sonst wirbt Martin Stadler erfolgreich Drittmittel für seine Forschung ein. Erst vor kurzem hat die DFG ihm ein Projekt bewilligt, in dessen Mittelpunkt der Tempel von Dime in der Oase Fayum steht. Rund 300.000 Euro stehen zur Verfügung – eine ungewöhnlich hohe Summe für ein geisteswissenschaftliches Vorhaben. Stadler kooperiert dabei in Ägypten mit italienischen Archäologen von der Universität Lecce.

Stark beachtete Ausstellung konzipiert

Die Öffentlichkeitsarbeit gehört ebenso fest zu Stadlers Programm. 2005 hat er mit ausgewählten altägyptischen Originalen der universitätseigenen Antikensammlung die Sonderausstellung „Wege ins Jenseits“ konzipiert und organisiert. Diese Schau lockte mehr als 25.000 Besucher ins Würzburger Museum am Dom. Den Ägypten-Saal im Martin-von-Wagner-Museum mit seinen rund 300 Objekten hat er gleichfalls gestaltet.

Gefragt ist Martin Stadler auch außerhalb von Würzburg. Einladungen zu Gastvorträgen und Symposien erreichen ihn aus aller Welt. Schon 2001 – noch vor der Promotion – hatte ihn die University of Wales in Swansea zu einer Probevorlesung gebeten. Es ging dabei um die Besetzung einer Stelle, die einer deutschen W2-Professur vergleichbar ist.

Werdegang des Preisträgers

Martin Stadler wurde 1973 in München geboren. An der Technischen Universität seiner Heimatstadt begann er ein Architekturstudium, wechselte dann nach einem Jahr an die Uni Würzburg. Hier studierte er Ägyptologie, Klassische Archäologie und Geschichte.

Zwei Jahre verbrachte er an der Universität Oxford in England, dort schloss er sein Studium 1998 mit dem Master ab. 2002 folgten in Würzburg der Magister und die Promotion in Ägyptologie, 2007 die Habilitation. Derzeit bekleidet Stadler am Institut für Altertumswissenschaften das Amt eines Akademischen Rates.

Geschichte des Röntgenpreises

Die Laudatio auf Martin Stadler hielt David Brandstätter, Vorsitzender des Universitätsbunde. In seiner Rede erinnerte er auch an die Entstehungsgeschichte des Röntgenpreises.Der Röntgenpreis wurde zur 600-Jahr-Feier der Universität Würzburg im Jahr 2002 „wiederbelebt“ – nach einer Pause von fast 60 Jahren. Seine Geburtsstunde fällt ins Jahr 1942: Damals richtete der Unternehmer Jakob Preh aus Bad Neustadt an der Saale zum 20-jährigen Bestehen des Universitätsbundes die Röntgenpreis-Stiftung ein und stattete sie mit 100.000 Reichsmark aus.

Der Preis wurde dann offenbar nur zweimal vergeben: Für 1942 erhielt ihn der Würzburger Botaniker Professor Hans Burgeff, ein Jahr später der Mediziner Professor Georg Schaltenbrand. Über weitere Verleihungen sind keine Unterlagen auffindbar.

Im Jahr 2001 realisierte Rosemarie Preh ihren Wunsch, den von ihrem Schwiegervater begründeten Röntgenpreis wieder einzuführen. Dazu stockte sie das Kapital der Walter-Preh-Stiftung, die sie 1985 unter dem Dach des Universitätsbundes eingerichtet hatte, um 150.000 Euro auf. Rosemarie Preh, die der Universität Würzburg als Mäzenin viele Jahre lang eng verbunden war, starb im August 2005 im Alter von 84 Jahren.

Media Contact

Gunnar Bartsch idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wuerzburg.de/

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