Roboter, mix mir einen Drink!

Gedämpftes Licht, ruhige Musik, Gelächter: Hinter der Bar wirbeln die Flaschen durch die Luft und die Eiswürfel klirren in den Gläsern, während Drink um Drink gemixt wird. Fasziniert schauen die Gäste dem Barkeeper zu. Doch dieser ist kein Mensch, sondern ein intelligenter Roboter. Diese Vision hat Oliver Kroemer: Ein Roboter der ihm Drinks mixt, am besten White Russian.

Der 23-jährige Doktorand vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik bringt Maschinen das Denken bei. Was für einen Menschen ganz einfach ist, bedeutet viel Programmierarbeit bei einem Roboter. Das Glas muss richtig gegriffen werden – nicht zu fest, damit es nicht zerbricht, auch nicht zu locker, sonst fällt es aus der Hand. Zwischen all den Flaschen und Gläsern muss auch noch das Richtige ergriffen werden. Für seine Arbeit bekam Kroemer jetzt auf der einer internationalen Informatik und Automatisierung Konferenz (ICINCO) den Preis für das beste Forschungsergebnis.

Die Konferenz über die Anwendungen der Informationsverarbeitung in der Robotik (INCINO – International Conference on Informatics in Control, Automation and Robotics) findet jährlich in Portugal statt und ist eine der größten Tagungen in diesem Bereich. Etwa tausend Veröffentlichungen werden jedes Jahr eingereicht, von denen die Beste ausgezeichnet wird. Die Auswahl basiert auf der Originalität, der Qualität sowie der Signifikanz und der Relevanz der Arbeit auf die zukünftige Forschung. Der erst 23-jährige Doktorand Oliver Kroemer ist einer der jüngsten Gewinner.

Obwohl er in Deutschland geboren wurde, hat der junge Wissenschaftler einen Großteil seines Lebens im Ausland verbracht. Er wohnte in den Vereinigten Staaten und in Norwegen. Die längste Zeit, die er in einem Land lebte, waren die acht Jahre in England. Dort studierte er an der Universität Cambridge Ingenieurwissenschaften. Für seine Arbeit gewann er viele Preise. Seit Januar 2009 arbeitet er als Doktorand am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen im Roboter-Lern-Labor von Jan Peters. Dort bringt er Robotern bei, was kleine Kinder ganz von alleine lernen: das Hand-Augen-System richtig zu kombinieren und dann ein Objekt fehlerfrei zu greifen. „ Seit meiner Kindheit, habe ich ein großes Interesse an Robotern.“ erzählt Oliver Kroemer. „Meine Eltern hatten eine Sammlung von Spielzeugrobotern und die haben mich schon immer fasziniert Ich finde es schön die Umsetzung meiner Arbeit auf den Roboter zu sehen, und das die Roboter dann in der Lage sind über vorprogrammierte Bewegungen hinaus zu lernen.“

Greifen ist eine der wichtigsten Fähigkeiten für zukünftige Dienstroboter. Die klassische Robotik entwickelt Maschinen, die auf bestimmte Aufgaben zu geschnitten sind. Der Programmier legt fest, welche Bewegung der Roboter mit wie viel Kraft ausführen soll. Um einen Gegenstand aus mehreren gezielt aufzunehmen, würden traditionelle Robotertechniken einen passenden Punkt bestimmen und dann einen Bewegungsplaner benutzen um das Zielobjekt zu ergreifen. Dieser würde sehr genaue Information über die Umgebung und lange Berechnungszeiten benötigen. Daher werden Methoden benötigt, die mit Information aus Standardtechniken arbeiten können und nur die notwendigsten Annahmen über die Umgebung machen müssen. Oliver Kroemer schlägt in seiner Arbeit Techniken vor, in welchen der Roboter die programmierten und gelernten Bewegungen selbst modifizieren kann um sie der jeweiligen Situation anzupassen.

Publikation:
Kroemer, O., R. Detry, J. Piater and J. Peters: Grasping with Vision Descriptors and Motor Primitives. Proceedings of the 7th International Conference on Informatics in Control, Automation and Robotics (ICINCO 2010), 1-8 (accepted) (06 2010)
Weitere Informationen über Oliver Kroemer:
http://www.robot-learning.de/Member/OliverKroemer
http://www.robot-learning.de/Member/CVOliverKroemer
Kontakt:
Oliver Kroemer
Tel.: 07071 601-585
E-Mail: oliver.kroemer@tuebingen.mpg.de
Jan Peters
Tel.: 07071 601-585
E-Mail: jan.peters@tuebingen.mpg.de
Stephanie Bertenbreiter (Presse- Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 07071 601-472
E-Mail: Presse@tuebingen.mpg.de
Das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik forscht an der Aufklärung von kognitiven Prozessen auf experimentellem, theoretischem und methodischem Gebiet. Es beschäftigt rund 325 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 40 Ländern und hat seinen Sitz auf dem Max-Planck-Campus in Tübingen. Das MPI für biologische Kybernetik ist eines der 80 Institute und Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

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