"Zukunft der Kinder " – Zukunftspreis 2008 verliehen

Die Auszeichnung steht unter dem Thema "Zukunft der Kinder – Konzepte, Projekte und Initiativen für, mit und von Kindern". Der Zukunftspreis geht an drei Projekte und Initiativen aus Berlin und Potsdam. Den Perspektivpreis erhalten drei Projekte aus Trier, Berlin und Weigendorf bei Nürnberg.

Der internationale Zukunftspreis 2008 des gemeinnützigen Berliner IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung geht heute an Projekte und Initiativen für ihre zukunftsweisende Arbeit mit Kindern.

Über einhundert Projekte beteiligten sich an der Ausschreibung des IZT zum Thema "Zukunft der Kinder – Konzepte, Projekte und Initiativen für, mit und von Kindern". Eine unabhängige, hochkarätige Jury entschied im Auftrag des Forschungsinstituts über die Vergabe. Das IZT Berlin ist eines der führenden Institute für Zukunftsforschung in Deutschland. Der IZT-Zukunftspreis steht alle zwei Jahre unter einem anderen Zukunftsthema. Der Preis wird am 18.11. ab 16.00 Uhr im Berliner Musikinstrumentenmuseum verliehen (Tiergartenstraße 1, Eingang Ben-Gurion-Straße).

Die ausgezeichneten Projekte:
Zukunftspreis: "Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern"
Sie gelten als "vergessene Kinder" – die Kinder psychisch kranker Eltern. Der Berliner Jugendhilfeträger AMSOC e.V. weist deshalb kontinuierlich und mit Nachdruck auf die gesundheitliche Gefährdung dieser Kinder hin. In einem Modellprojekt hat er einigen dieser Kinder drei Jahre lang Patinnen und Paten vermittelt, die ihnen im Alltag zur Seite stehen und sie in Krisenzeiten bei sich aufnehmen. Auf diese Weise bekommen diese Kinder über Jahre hinweg eine verlässliche und berechenbare Bezugsperson, die bereit ist, gerade dann einzuspringen, wenn die meist allein erziehende Mutter oder der allein erziehende Vater in akuten Krankheitsphasen nicht mehr für die Kinder sorgen kann. Aus der Begründung der Jury: "Die Initiatorin zeigt hier nicht nur ein großartiges Engagement, sondern auch eine besondere Sensibilität für die emotionalen Bedürfnisse dieser Kinder." Deutschlandweit gibt es nach Schätzungen weit über eine Million Kinder, um die sich das Gesundheitssystem gar nicht kümmert und bei denen die Jugend- und Sozialämter bisher kaum Möglichkeiten haben, helfend einzugreifen.

Zukunftspreis: "Stadt der Kinder"
Die Potsdamer "Stadt der Kinder" entsteht jeweils für zwei Wochen in den Sommerferien. Im Wohnviertel "Am Schlaatz" besetzen Kinder ein Waldstück und lassen mit echtem Werkzeug und Holzbaumaterial ihre Welt entstehen. In ganz kurzer Zeit identifizieren sich alle teilnehmenden Kinder mit ihrer Stadt und setzen sich für sie ein. Der Potsdamer Oberbürgermeister verlieh im Sommer 2008 der "Stadt der Kinder" das Stadtrecht.

Der Ort der "Stadt der Kinder" liegt in einer der sozial schwächsten Gegenden Potsdams. In dieser Plattenbausiedlung leben viele Empfänger(innen) von staatlichen Transferleistungen und Menschen mit Migrationshintergrund.
Aus der Begründung der Jury: "Die Errichtung einer kleinen Stadt aus Holz stärkt die Eigeninitiative und die Selbstverantwortung der Kinder. Das Projekt gleicht soziale Defizite aus und es handelt sich hier um eine gut gelungene Verwirklichung des integrativen Ansatzes zur Förderung nachhaltiger Verhaltensweisen." Das Projekt kann als Vorbild für viele andere ähnliche Initiativen für den Bewusstseins- und Handlungswandel bei Kindern in Richtung einer nachhaltig zukunftsfähigen Entwicklung gelten.

Zukunftspreis: "Grundschule im Grünen – Malchower Grashüpfer e.V."
An der staatlichen "Grundschule im Grünen" im Berliner Bezirk Lichtenberg lernen Kinder, Verantwortung für Tiere und Natur zu übernehmen. Bei ihnen steht – und das ist einmalig in Deutschland – zusätzlich das Fach "Umweltlehre" auf dem Stundenplan. Die Kinder beschäftigen sich mit Zukunftsfragen wie alternativen Energiequellen, Ozonloch oder artgerechter Tierhaltung. Der Unterricht ist dabei alles andere als graue Theorie: Dafür sorgt schon der schuleigene Bauernhof mit seinen über 180 Tieren. Der Verein "Malchower Grashüpfer" unterstützt die Schule und bietet darüber hinaus auch über die Stadtteilgrenzen hinweg Projekte zur Umweltbildung an. Aus der Begründung der Jury: "Dieses Projekt ist in hervorragender Weise in der Lage, die Umwelt und das soziale Umfeld der Schule in die Bildung zu integrieren und dafür eine breite Beteiligung von Lehrkräften, Eltern, ehemaligen Schülern und Partnern der Schule zu mobilisieren. Darüber hinaus fördert es die Kinder, ihr Wohnumfeld sowie die Umwelt und Natur aufmerksamer wahrzunehmen." Die Jury hofft, mit der Vergabe des IZT-Zukunftspreises dazu beizutragen, dass solche Projekte für viele Schulen Anstoß sind, ähnliche Projekte in Gang zu setzen.

Die Jury sprach drei weiteren zukunftsweisenden Projekten die IZT-Perspektivpreise zu:

Perspektivpreis: "Die Straße, in der ich wohne" (http://www.kinderstrasse.com)
Bereits über 28.000 Schüler(innen) haben auf Anregung ihrer Lehrer(innen) aus ganz persönlicher Sicht über ihre Wohnstraße geschrieben. Der Verein "Kinderstrasse!" initiiert und sammelt diese authentischen Berichte vor allem von Grundschulkindern aus zahlreichen Ländern, u.a. Deutschland, Polen, Schottland, Brasilien und Nicaragua, und bietet ihnen eine gemeinsame Internetplattform auf www.kinderstrasse.com. Wie bei einem Mosaik bilden alle einzelnen Texte zusammen ein neues, lebendiges Bild des jeweiligen Ortes aus der Kinderperspektive. Die Internetpräsenz www.kinderstrasse.com ermöglicht es Kindern, sich über die Landesgrenzen hinweg über ihre unterschiedlichen Lebensbedingungen zu informieren und Gemeinsamkeiten zu entdecken. Schildern Kinder eklatante Missstände in ihrem Lebensumfeld, kann die Öffentlichkeitswirkung des Projektes ganz konkrete Veränderungen bewirken. So ließ die Bürgermeisterin der Stadt San Carlos in Nicaragua einzelne Straßen ausbessern, nachdem ihre Stadtverwaltung auf die Klagen von am Projekt beteiligten Schulkindern aufmerksam geworden war.

Perspektivpreis: "Förderung bulgarischer Kinderheime"
Bulgarien ist das Land mit den meisten Heimkindern in ganz Europa. Diese Kinder – oft aus Romafamilien – leben unter teilweise katastrophalen Bedingungen. Es mangelt an Lebensmitteln, sie haben keine vernünftige Kleidung und Unterkunft und es gibt vor allem keine Ausbildung. Für etliche ist der Weg in die Kriminalität und die Prostitution vorgezeichnet. Dem "Verein zur Förderung Bulgarischer Kinderheime e.V." mit Sitz in Berlin ist es gelungen, das modernste Kinderheim Bulgariens mit familiennahen Wohnen und Leben in Plovdiv aufzubauen. In einer weiteren Etappe sollen jetzt die bestehenden neuen zwei Wohnflügel durch ein Ausbildungs- und Therapiezentrum miteinander verbunden werden. Dadurch verbessert sich die Qualität der Jugend- und Sozialfürsorge mit Multiplikationscharakter über die Region Plovdiv hinaus.

Die wenigen Mitglieder des Vereins haben in ausschließlich ehrenamtlicher Tätigkeit die Finanzmittel vor allem durch Spenden in der ganzen Bundesrepublik und in Bulgarien gesammelt. Viele Schwierigkeiten mit den bulgarischen Behörden konnten durch Beharrlichkeit, Geduld und regelmäßige Vor-Ort-Beratung überwunden werden. Besonders hervorzuheben ist, dass der Bau selbst unter strikt ökologischen Vorgaben errichtet und für die Betreuung der Kinder ein engagiertes Heimpersonal gefunden werden konnte, das an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen stark interessiert ist.

Perspektivpreis: "Zukunfts-Diplom für Kinder"
Rund 200 Kinder in Trier nehmen pro Jahr ein "Zukunfts-Diplom" entgegen. Dieses Diplom erhält, wer zwischen Mai und September sechs Veranstaltungen besucht hat, die eigens angeboten werden, um Kinder mit zukunftsfähiger Entwicklung vertraut zu machen. Exkursionen in den Wald oder zu Kompostieranlagen, Besuche im Rathaus oder bei Obdachlosen – insgesamt steht den Kindern ein Angebot von 80 verschiedenen Veranstaltungen zur Auswahl. Aus der Begründung der Jury: "Es sind vor allem die Reichweite und Breite der Zukunftsorientierung, die große Zahl der Kinder, die mit dem Projekt erreicht werden und die Vielfalt des außerschulischen Veranstaltungsangebots, die die Jury überzeugt haben."

Kontakte:
IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung
Barbara Debus
Schopenhauerstr. 26
D – 14129 Berlin
E-Mail: b.debus@izt.de
Tel: +49 30 803088-45
Fax: +49 30 803088-88
http://www.izt.de

Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern
AMSOC – Ambulante Sozialpädagogik Charlottenburg e.V.
Ansprechpartnerin: Katja Beeck
Kaiserdamm 21
14057 Berlin
Tel.: 030 / 33 77 26 – 82
E-Mail: kontakt@patenschaftsprojekt.de
http://www.patenschaftsprojekt.de

Bürgerhaus am Schlaatz gGmbH (Stadt der Kinder)
Ansprechpartnerin: Barbara Rehbehn
Schilfhof 28
14478 Potsdam
Tel.: 0331/ 817190
E-Mail: info@stadtderkinder-potsdam.de
http://www.stadtderkinder-potsdam.de

Grundschule im Grünen
Ansprechpartner: Tobias Barthl (Schulleiter)
Malchower Chaussee 2
13051 Berlin
Tel.: 030-962 485 95
Fax: 962 485 96
E-Mail: info@grundschule-im-gruenen.de
http://www.grundschule-im-gruenen.de

Kinderstrasse e.V.
Ansprechpartner: Wolfgang Schlenker
Postfach 250332
90128 Nürnberg
Tel.: 0700-37373777
E-Mail: info@kinderstrasse.com
http://www.kinderstrasse.com

Verein zur Förderung Bulgarischer Kinderheime e.V.
Ansprechpartner: Mirko Schwanitz
Am Goldmannpark 47
12587 Berlin
Tel.: 030-6453947
E-Mail: verein@bulgarische-kinderheime.de
http://www.bulgarische-kinderheime.de

Lokale Agenda 21 Trier e.V.
Ansprechpartnerin: Charlotte Kleinwächter
Palaststraße 13
54290 Trier
Tel.: 0651-9917753
E-Mail: kleinwaechter@la21-trier.de
http://www.zukunftsdiplom.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Der Klang der idealen Beschichtung

Fraunhofer IWS transferiert mit »LAwave« lasergestützte Schallanalyse von Oberflächen in industrielle Praxis. Schallwellen können auf Oberflächen Eigenschaften verraten. Parameter wie Beschichtungsqualität oder Oberflächengüte von Bauteilen lassen sich mit Laser und…

Individuelle Silizium-Chips

… aus Sachsen zur Materialcharakterisierung für gedruckte Elektronik. Substrate für organische Feldeffekttransistoren (OFET) zur Entwicklung von High-Tech-Materialien. Wie leistungsfähig sind neue Materialien? Führt eine Änderung der Eigenschaften zu einer besseren…

Zusätzliche Belastung bei Knochenmarkkrebs

Wie sich Übergewicht und Bewegung auf die Knochengesundheit beim Multiplen Myelom auswirken. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ein Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Würzburg zur Auswirkung von Fettleibigkeit und mechanischer Belastung auf…

Partner & Förderer