"Niedersächsisches Vorab" – 26 Millionen Euro für Hochschulen und Forschungseinrichtungen

Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Niedersachsen können von hohen Förderungen aus dem „Niedersächsischen Vorab“ profitieren. Das Kuratorium der VolkswagenStiftung hat am (heutigen) Freitag zugestimmt, 33 von der Landesregierung vorgeschlagene Forschungsprojekte in dieser Bewilligungsrunde mit rund 26 Millionen Euro zu fördern.

„Damit setzen wir gezielt auf Forschung in den gerade für Niedersachsen wichtigen und chancenreichen Gebieten wie Energie und Mobilität. Indem wir schwerpunktmäßig unsere Forschungsverbünde fördern, stärken wir unsere Profile und das Zusammenwirken der besten Kräfte“, sagte der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, anlässlich der Kuratoriumssitzung. „Mit dem Geld fördern wir vor allem interdisziplinäre Projekte, die maßgeblich zur Exzellenz und Innovationskraft der niedersächsischen Forschungslandschaft beitragen“, ergänzte der Generalsekretär der VolkswagenStiftung Dr. Wilhelm Krull.

Die interdisziplinär konzipierten Projekte dominieren dabei mit knapp 16 Millionen Euro. Es folgen die Ingenieurwissenschaften mit 4 Millionen Euro und die Natur- und Biowissenschaften mit rund 3,7 Millionen Euro. Auf die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften entfallen Bewilligungen über rund 2,1 Millionen Euro. Für niedersächsisch-israelische Gemeinschaftsvorhaben werden rund 2,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Von den rund 26 Millionen Euro, die jetzt insgesamt bewilligt werden, stehen knapp 15 Millionen für neue Vorhaben zur Verfügung.

Neue Forschungsverbünde und -schwerpunkte:
Mit 2,2 Millionen Euro gefördert wird der Forschungsverbund „Windenergie“ der Universitäten Oldenburg und Hannover in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik in Bremerhaven. Insgesamt sind für das Vorhaben bis zu 12 Millionen Euro in den kommenden Jahren vorgesehen. Im Fokus des Interesses steht die gesamte „Windenergie-Wandlungskette“ – angefangen mit der Ressource Wind bis hin zur Einspeisung der regenerativen Energie in das Energienetz. Der Verbund soll dabei die gesamte technologische Breite der Windenergienutzung von der Windphysik über das Bauingenieurwesen und den Maschinenbau bis zur Elektrotechnik abdecken. Es geht darum, die Forschungsstrukturen in Nordwestdeutschland zu erweitern mit dem Ziel, bis 2015 in dieser Region ein Forschungsnetzwerk für Windenergie von europäischem Rang entstehen zu lassen.

Vorerst zwei Millionen Euro aus dem Niedersächsischen Vorab stehen zur Verfügung für die Einrichtung der neuen Fraunhofer-Projektgruppe „Komponenten- und Systementwicklung von elektrischen Energiespeichern“ an der Universität Oldenburg in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Bremen. Neue Speicherformen für Energie werden besonders für die Elektroautos der Zukunft benötigt. Daher wird die Projektgruppe eng mit dem Forschungszentrum Fahrzeugtechnik der Niedersächsisch Technischen Hochschule (NTH) zusammenarbeiten. Insgesamt soll die Gruppe mit rund 6 Millionen Euro finanziert werden.

720.000 Euro stehen bereit für den neuen Forschungsschwerpunkt „KOMOBAR – Entscheidungsstrategien und Kommunikationsstrukturen für kooperierende mobile Arbeitsmaschinen in der Agrarwirtschaft“ an der Fachhochschule Osnabrück. Mit dieser Förderung richtet sich der Blick der Wissenschaft auf neue Entwicklungen in der Agrarwirtschaft. Diese umfassen so unterschiedliche Bereiche wie den Einsatz hochgradig automatisierter Arbeitsmaschinen, die verstärkte Gewinnung nachwachsender Rohstoffe und Energien aus dem Pflanzenbau oder die steigende Nachfrage der Verbraucher nach sogenannten Bioprodukten. Ziel der Osnabrücker Wissenschaftler ist es, unter Einbeziehung aller relevanten Akteure wie beispielweise Landwirte, Lohnunternehmen, Genossenschaften oder verarbeitende Betriebe, die Logistik-Ketten in der Agrarwirtschaft bestmöglich zu optimieren und weiter zu entwickeln – für das Agrarland Niedersachsen ein überaus wichtiges Vorhaben.

Mit einer Million Euro gefördert wird der neue Forschungsverbund „Monitoring der Nordsee“. Um Umweltparameter künftig regelmäßiger und genauer erfassen zu können, wollen die Wissenschaftler zu einer flächenhaften Beobachtung und Beurteilung des Systems Nordsee kommen. Folgende Fragen sollen die Betrachtungen leiten: Welche Prozesse bestimmen – insbesondere angesichts des Klimawandels – die Entwicklung der Nordsee? Welche Anforderungen bestehen an ein Monitoring, das neue nationale und die EU-weite Gesetzgebung beziehungsweise vorgegebene Richtlinien angemessen berücksichtigt? Welche Strategien und Synergien ergeben sich? Der Verbund wird – auch aus Mitteln des niedersächsischen Umweltministeriums – mit bis zu 5 Millionen Euro gefördert.

Neue Forschungsgebiete:
Mit einer Förderung von vorerst zwei Millionen Euro für die Universität Oldenburg wird sichergestellt, dass das – auch international renommierte – Forschungsschiff „Sonne“ eine Nachfolgerin erhält. Die „Sonne“ wird 2013 außer Dienst gestellt. Das neue Schiff ist in absehbarer Zukunft das einzige europäische Forschungsschiff, das permanent im Indischen und Pazifischen Ozean zum Einsatz kommen kann; es ist damit für die weltweite Meeresforschung von besonderer Bedeutung. Auf dem Schiff tätige Wissenschaftler beschäftigen sich vor allen mit den Themen Klimawandel, marine Ressourcen, Tiefsee-Biodiversität sowie Geodynamik und Georisiken. Niedersachsen wird sich mit 5,5 Millionen Euro an der Finanzierung des Schiffes beteiligen.

Eine Million Euro stehen bereit für die Gründung eines interdisziplinären regionalwissenschaftlichen Instituts „Center for Modern Indian Studies“ (CeMIS) an der Universität Göttingen. Die beteiligten Forscher untersuchen die wirtschaftliche und politische Entwicklung Indiens in der Moderne. Geplant ist eine enge Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für multireligiöse und multiethnische Gesellschaften. Ferner stützt sich das Zentrum auf Beziehungen der Universität Göttingen zu indischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Für das Zentrum sollen bis zu 5 Millionen Euro in den kommenden Jahren bereitgestellt werden.

Mit 676.500 Euro gefördert wird darüber hinaus ein Folgeprojekt zur „Wissensproduktion an der Universität Helmstedt“, das angesiedelt ist an der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Die neuen Forschungsaktivitäten konzentrieren sich zum einen auf die Erfassung von Hochschulschriften der theologischen, juristischen und medizinischen Fakultät der Jahre 1576-1810, auf die Digitalisierung und Aufbereitung der Matrikel der Universität Helmstedt aus diesem Zeitraum sowie auf die Erschließung der Rechenschaftsberichte der Professoren zwischen 1649 und 1759. Zum anderen sind zwei Monografien geplant: zum Helmstedter Professorenhaushalt (1576-1810) und zur philosophischen Fakultät der Universität Helmstedt in der Spätaufklärung (1740-1810/30).

Drittmitteleinwerbung und neue Berufungen/Bleibeverhandlungen:
700.000 Euro stehen bereit für den Aufbau eines nationalen gartenbauwissenschaftlichen Netzwerkes am Institut für Gartenbau der Universität Hannover. Ziele sind hier die bundesweite Bündelung von Forschungskompetenzen im Bereich der hochintensiven gartenbaulichen Pflanzenproduktion. Hauptförderer ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); in dem dort ausgeschriebenen Wettbewerb „Kompetenznetzwerke in der Agrar- und Ernährungsforschung“ wurde das Gartenbau-Netzwerk mit der Universität Hannover im Zentrum als einer von insgesamt fünf Gewinnern ausgezeichnet. Beteiligt sind an dem Netzwerk auch die Länder Brandenburg und Bayern.

Mit 500.000 Euro wird der Aufbau einer Nachwuchsgruppe „Molekulare Taxonomie mariner Organismen“ am Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung, Forschungsinstitut Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven, gefördert. Die Wissenschaftler wollen dabei unter anderem Methoden entwickeln zur Fixierung und Extraktion von DNA aus sehr kleinen Individuen der Meiofauna, des Planktons und aus einzelnen Larven und Eiern.

400.000 Euro werden schließlich bereitgestellt für die Stärkung des neurowissenschaftlichen Schwerpunkts an der Universität Göttingen und dabei explizit für die W3-Professur „Neuroanatomie“. 1,2 Millionen Euro stehen zur Verfügung für eine W3-Professur „Mikrobiologie“ an der Universität Osnabrück; hier geht es vor allem um eine Stärkung des Fachs Biologie durch zellbiologische und physiologische Expertise – insbesondere soll die „Membranbiologie“ besser an der Hochschule verankert werden.

Media Contact

Petra Wundenberg idw

Weitere Informationen:

http://www.mwk.niedersachsen.de

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